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Was bedeutet Exodus: Definition und Bedeutung


was bedeutet exodus

Das lateinische Wort Exodus geht auf das griechische Wort Exodos zurück und bedeutet so viel wie Auszug. Gemeint ist damit der Auszug der Israeliten aus der Sklaverei unter ägyptischer Herrschaft. Das griechische Wort Exodos bedeutet ins Deutsche übersetzt auch Ausgang im Sinne von Ausgangstür oder ein abendliches Ausgehen in Clubs oder Bars und wird so auch in der modernen griechischen Sprache verwendet. Alle Bedeutungen haben etwas mit Weggehen zu tun und damit einen Ausweg zu finden oder etwas hinter sich zu lassen, beispielsweise die Anstrengungen des Alltags.

Exodus – die ursprüngliche biblische Bedeutung

Die Bezeichnung Exodos stammt aus der sogenannten Septuaginta aus der Mitte des 3. Jahrhunderts vor Christus. Die Septuaginta wird auch als griechisches Altes Testament bezeichnet und ist die älteste Übersetzung der hebräischen Bibel (des Tanach) in die altgriechische Alltagssprache. Ursprünglich war die Septuaginta lediglich die Übersetzung der Tora mit den fünf Büchern Mose, also nur eines Teils des Tanach.

Der Tanach, die hebräische Bibel, ist eine Sammlung heiliger jüdischer Schriften. Er besteht aus 24 Büchern, die in etwas anderer Reihenfolge vom Christentum übernommen wurden und das Alte Testament bilden. Zusammen mit dem Neuen Testament, welche das Leben und die Lehren von Jesus Christus enthält, bildet das Alte Testament die heutige Bibel. Der Tanach besteht aus drei Teilen. Der erste Teil ist die Tora. Sie besteht aus fünf Büchern:

  • Genesis
  • Exodus
  • Leviticus
  • Numeri
  • Deuteronomium

Diese fünf Bücher werden im Judentum als „Gesetz“, „Lehre“ oder „Weisung“ bezeichnet und sind der Pentateuch des Alten Testaments der christlichen Bibel. Die Kirchen der Reformationszeit bezeichneten den Pentateuch als die „Fünf Bücher Mose“. Während die Tora die Funktion der Bücher als Gesetz in den Mittelpunkt stellt, bringt der Pentateuch die fünfteilige Gliederung zum Ausdruck. Die Titulierung „Fünf Bücher Mose“ der Lutherbibel und der evangelischen Bibelübersetzungen dagegen drückt die Autorität hinter den Schriften aus: Verfasser der Bücher war Moses, so der Glaube.

  • 1. Buch Mose
  • 3. Buch Mose
  • 4. Buch Mose
  • 5. Buch Mose

Insgesamt erzählt die Tora die Geschichte der Welt von ihrem Anfang („Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde…“) bis zur Vorbereitung der Überquerung des Jordans zur Eroberung des von Gott verheißenen Landes, das heutige Israel.

Es ist das 2. Buch Mose, das als Exodus bezeichnet wird. In diesem Buch wird der Auszug der versklavten Israeliten aus Ägypten thematisiert. Die jüdische Bezeichnung für das Buch Exodus lautet „Schemot“ und bedeutet „Namen“. Das Buch Exodus beginnt mit der Aufzählung der Namen der Söhne Jakobs, auch genannt Israel, die nach Ägypten gekommen waren („Und dieses sind die Namen der Söhne Israels, die nach Ägypten gekommen sind …“).

Exodus von Ägypten nach Kanaan über die Halbinsel Sinai

Exodus von Ägypten nach Kanaan über die Halbinsel Sinai


Die Übersetzung des Buches Exodus ins Griechische war vor dem Jahr 210 v. Chr. abgeschlossen und entstand im Ägypten, vermutlich in Alexandria, der königlichen Residenz. Darauf weist zum einen die Tatsache hin, dass im ptolemäischen Ägypten dieser Zeit Griechisch die Amtssprache war und der Übersetzer das Griechische auffällig souverän beherrschte. Zum anderen wird in der Übersetzung der Nil nicht als Nil, sondern als Fluss bezeichnet. Wenn ein Ägypter vom „Fluss“ spricht, meint er den Nil. Würde die Übersetzung aus einem anderen Land stammen, wäre der Nil namentlich erwähnt worden.

Zum Inhalt der Tora

Die Tora (bzw. der Pentateuch bzw. die Fünf Bücher Mose) erzählt im Prinzip die Lebensgeschichte des Mose. Im 2. Buch Mose wird er geboren, im 5. Buch Mose stirbt er.

  • Genesis bzw. 1. Buch Mose: Schöpfung und Urzeit, Wanderungen der Erzeltern, Josefsgeschichte, die erzählt, wie die Familie Jakobs nach Ägypten gelangt.
  • Exodus bzw. 2. Buch Mose: Die Familie Jakobs wurde zum Volk der Israeliten, Mose wird geboren, Mose führt die Israeliten aus der Sklaverei in die Freiheit, Wanderung durch die Wüste zum Berg Sinai, Offenbarungen göttlicher Weisungen und die Zehn Gebote, Anweisungen zum Bau eines transportablen Heiligtums und die Einsetzung des Kultpersonals.
  • Levitikus bzw. 3. Buch Mose: Opfer- und Reinheitsgebote, Rituale und das Heiligkeitsgesetz.
  • Numeri bzw. 4. Buch Mose: Kultische Regeln, Aufbruch vom Sinai, Wanderung durch die Wüste, kriegerische Aktionen im Ostjordanland.
  • Deuteronomium bzw. 5. Buch Mose: Abschiedsreden des Mose, Wiederholung der Zehn Gebote und ihre Einhaltung, Tod des Mose.

Der Exodus der Israeliten aus Ägypten

Das Leid der Israeliten, den Nachkommen Jakobs in Ägypten war groß. Sie waren als Sklaven und rechtlose Landarbeiter dem ägyptischen Pharao komplett ausgeliefert. Gerade als der Pharao entschied, alle männlichen Kinder der Israeliten töten zu lassen, wurde Mose geboren. Deswegen wurde er von seiner Mutter in einem Schilfkorb auf dem Nil ausgesetzt. Dort fand ihn eine Tochter des Pharaos und adoptierte ihn. Sie nannte ihn Mose und sorgte für seine Erziehung. Die von der Prinzessin ausgewählte Amme war seine leibliche Mutter.

Mose fühlte sich als Hebräer trotz seiner privilegierten Stellung innerhalb des Königshauses. Mose tötete einen Ägypter beim Versuch, einen Hebräer zu beschützen. Er floh aus Ägypten und hatte in der Wüste in einem brennenden Dornbusch eine göttliche Offenbarung. Gott schickte Mose zurück, um das Volk der Kinder Israels aus Ägypten herauszuführen.

Freiwillig ließ der Pharao die Israeliten nicht ziehen. Im Gegenteil, er erhöhte die Zwangsarbeit als Antwort auf die Bitte von Mose hin, sein Volk ziehen zu lassen. Also überzog Gott die Ägypter mit den Zehn Plagen, woraufhin der Pharao seinen Widerstand aufgab. Die Israeliten machten sich auf den Weg. Der Pharao verfolgte sie und wollte den Auszug doch noch verhindern. Auch hier kam Gott zur Hilfe. Er teilte das Meer, sodass die Israeliten die Wüste Sin erreichen konnten. Die nachfolgenden Ägypter ertranken in den sich wieder schließenden Wassermassen.

Exodus – Gründungsmythos und Befreiungserzählung

Der Exodus ist der Gründungsmythos der Israeliten, die einen Bund mit Jahwe eingegangen sind. Zu Beginn der Zehn Gebote, die Mose auf dem Berg Sinai offenbart wurden, spricht Jahwe: „Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus, herausgeführt habe.
Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“

Unabhängig davon wird der Begriff Exodus, reduziert auf seine Befreiungserzählung, auch auf andere Gruppen angewandt. Aber immer nur dann, wenn es sich um Sachverhalte „biblischen Ausmaßes“ zu handeln scheint. Immer dann, wenn große Umbrüche stattfinden, wenn Menschenmengen gezwungen sind, sich auf den Weg zu machen, um zu überleben, ist die Rede von einem Exodus. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem selbst gewählten Aufbruch und Auszug. Ein Exodus geschieht nicht freiwillig, sondern aufgrund eines immensen sozialen Drucks, aufgrund von Gewaltandrohung oder auch aufgrund unerträglicher Lebensumstände. Ein Hinaustreiben oder Eskortieren von Menschengruppen ist aber kein Exodus, sondern eine Abschiebung oder eine Verbannung. Ein Exodus geschieht an einem Kipppunkt durch die Betroffenen selbst und findet in Massen statt.

Ein Exodus ist immer ein „Massenexodus“. Es gibt keinen Exodus eines einzelnen Menschen. Der Begriff Exodus umfasst grundsätzlich eine große Anzahl von Menschen, die sich gleichzeitig in Bewegung setzen, beispielsweise ein Volk, eine soziale Klasse oder eine ganze Generation. Der Begriff Massenexodus wird fälschlicherweise häufig in Zusammenhängen verwendet, die weder eine sich gleichzeitig in Bewegung setzende Menschenmasse noch eine unmenschliche Notlage betreffen.

Massenaustritte aus der Kirche werden häufig als Massenexodus bezeichnet. Ebenso ist häufig vom Massenexodus aus den Pflegeberufen die Rede. Was mit dieser Wortwahl ausgesagt werden soll, ist klar. Es geht um eine große Zahl von Menschen, die sich nicht mehr wohl fühlen und ihre Kirche oder ihren Beruf verlassen möchten. Aber mit einem Auszug oder einer Auswanderung in ein anderes Land oder eine andere Region und in eine verheißungsvollere Zukunft hat ein solcher „Massenexodus“ nichts gemeinsam. Es handelt sich bei diesem Begriff lediglich um eine übermäßig gesteigerte Formulierung, um auf die Probleme und ihre Folgen in den genannten Bereichen aufmerksam zu machen.

Exodus – historische, politische und gesellschaftliche Bedeutung

Es gab im Laufe der Geschichte immer wieder gesellschaftliche Zwänge, die an einem bestimmten Punkt (einem Kipppunkt) einen Exodus zur Folge hatten. Häufig findet sich die synonyme Verwendung „emigrieren“ und „Emigration“ für Exodus. Doch diese Bezeichnungen treffen nicht exakt den Punkt. Es beginnt schon damit, dass auch ein einzelner Mensch emigrieren kann. Ein einzelner Aufbruch ist aber noch kein Exodus. Von einem Exodus ist die Rede, wenn Tausende oder Zehntausende von Menschen aus ihren Städten fliehen, wenn sie anhaltender Bombardierung ausgesetzt oder von bevorstehender Plünderung bedroht sind.

Im 2. Buch Mose ist die Rede von 600.000 Männern und dazu noch Frauen und Kinder, die aus Ägypten ausgezogen seien. Zwar wird diese Zahl von Forschern als entweder völlig übertrieben oder sogar als erfunden bezeichnet. Denn vermutlich lebten im Kanaan, dem verheißenen Land, nur 50.000 bis 100.000 Menschen. Eine Einwanderung von einer solch großen Zahl von Menschen hätte Spuren hinterlassen. Es gibt aber keine archäologischen Hinweise darauf. Diese Diskussion verweist aber darauf, in welcher Größenordnung der Exodus zu sehen ist. Es war ein Auszug einer sehr großen Anzahl von Menschen, nämlich eines ganzen Volkes.

Exodus – Movement of the People

Die Bezeichnung Exodus wird auch für den Aufbruch der aus der Sklaverei befreiten Afroamerikaner nach dem US-amerikanischen Bürgerkrieg verwendet. Diese Afroamerikaner werden als Exodusters bezeichnet. Sie machten sich im Jahr 1879 auf den Weg aus ihrer Versklavung von den südlichen Bundesstaaten in den Norden und den mittleren Westen des Landes. Mehr als 40.000 Exodusters verließen den Süden und ließen sich in Kansas, Oklahoma oder Colorado nieder.

Auch hier handelte es sich um eine echte Massenbewegung. Tausende von Menschen setzten sich in Bewegung, um das Leid und die unerträglichen Lebensumstände hinter sich zu lassen und suchten ihr Glück in einer verheißungsvollen Zukunft in einer anderen Region. Alternativ war in dieser Zeit auch die Überlegung, zurück nach Afrika, konkret nach Liberia auszuwandern. Doch das westafrikanische Land kam als zukünftige Heimat nicht infrage.

Krieg, Hungersnot und Verfolgung – der Exodus als Ausweg

Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 sind Millionen Menschen auf der Flucht. Die EU rechnete schon vier Wochen später mit bis zu acht Millionen ukrainischen Flüchtlingen. Dabei handelt es sich um einen Exodus vor allem der Frauen und Kinder. Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren dürfen das Land nicht verlassen.

Gleichzeitig verlassen aber auch Zehntausende Russen ihre Heimat. Zum einen aus Protest gegen den Krieg gegen die Ukraine und zum anderen aus Angst davor, selbst bald nicht mehr in Freiheit leben zu können. Es sind vor allem um gut ausgebildete junge Menschen, die ihre Lebensgrundlage bedroht sehen. Es handelt sich somit um einen Exodus einer Generation von Hoffnungsträgern, die Russland und der heimischen Wirtschaft fehlen wird.

Ebenfalls kehren Hunderte von westlichen Firmen Russland den Rücken. Große Marken ziehen sich aus Russland und dem russischen Markt zurück. Einerseits aus Protest gegen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und andererseits aus Angst der Geschäftsführer und Angestellten vor einer Strafverfolgung durch die russischen Behörden. Auch in diesem Zusammenhang ist zu Recht die Rede von einem Exodus westlicher Firmen aus Russland. Diese Flüchtlingswanderung wird als die größte seit dem Zweiten Weltkrieg bezeichnet.

Ein weiteres Beispiel für die Bezeichnung Exodus ist die Massenbewegung von Menschen aus ländlichen Gebieten in die Städte auf der Suche nach Arbeit oder besserer Lebensqualität. Die Hungersnot in Irland in den Jahren 1846-1851 hatte einen Exodus der irischen Landbevölkerung in die USA zur Folge. Bis ins Jahr 1954 wurden rund 12 Millionen irische Auswanderer gezählt. Auch Millionen Deutsche flohen ins Ausland. Es waren hauptsächlich Armutsauswanderer und solche, die auf der Suche nach Religionsfreiheit Deutschland den Rücken kehrten. So etwa die Täufergemeinden (vor allem die Mennoniten), die schon im 17. und 18. Jahrhundert nach Amerika auswanderten, um einer Verfolgung zu entkommen.

In Deutschland gab es drei große Phasen der Massenauswanderung während des 19. Jahrhunderts.

Auslöser waren Hungersnöte nach Missernten (1816/1817), Judenverfolgung (1816-1861) und Wirtschaftskrisen (1880er-Jahre). Sie hatten Auswanderungen nach Südrussland, Amerika und Australien zur Folge. Der Exodus der verarmten und hungernden Landbevölkerung hinterließ auch in Deutschland entvölkerte Landstriche.

Fazit

Der Exodus geht zwar auf einen biblischen Mythos zurück, der vermutlich schon im 5. Jahrhundert vor Christus verfasst wurde. Das Thema war aber zu jeder Zeit und überall auf der Welt aktuell. Die Gründe, weshalb Menschengruppen gezwungen werden, alles hinter sich zu lassen und sich auf die Flucht zu begeben, sind und waren immer dieselben: Intoleranz, Gewalt, Verfolgung, Versklavung, Hunger, Armut und Hoffnungslosigkeit.


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