Was bedeutet Ökobilanz, Warum ist sie so wichtig: Definition & Bedeutung
In den Medien wird oft davon gesprochen, dass Unternehmen oder Produkte umweltfreundlich sein sollten, doch muss dies auch messbar sein. Ein wichtiges Instrument hierfür sind Ökobilanzen, die den Effekt auf die Umwelt eines jeden Produkts berechnen. Dieser Prozess unterliegt vielen Regeln und wird international einheitlich gemacht. Wichtig sind sie besonders für den Vergleich von Produkten und für politische Empfehlungen, wie die Beispiele Lastenrad und Elektroauto zeigen.
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Was ist eine Ökobilanz: Definition und Bedeutung
Die Ökobilanz misst und informiert darüber, wie sich Produkte oder Dienstleistungen, die wir in Anspruch nehmen, auf die Umwelt und das Klima auswirken. Dadurch erhält der Umweltschutz und auch die Umweltbilanz eine Messbarkeit und es ist möglich, Produkte unter diesem Blickwinkel miteinander zu vergleichen. Die Ökobilanz ist also ein standardisierter Maßstab dafür, wie umweltfreundlich oder nachhaltig ein Produkt ist.
In eine Ökobilanz fließt grundsätzlich alles mit ein, das heißt alle genutzten Rohstoffe, Lieferwege, Produktionsstätten und Energieausstöße. Mittlerweile ist das Verfahren der Ökobilanz so etabliert, dass nicht mehr nur Produkte bewertet werden können, sondern mitunter auch Vorgänge oder Abläufe in Institutionen oder Gremien.
Wer erstellt eine Ökobilanz
Grundsätzlich kann jeder Person, Firma oder Organisation eine Ökobilanz für das eigene Produkt oder für fremde Produkte erstellen, wichtig ist dabei allerdings, dass festgelegte Normen und Kriterien eingehalten werden. Diese sind standardisiert und international festgelegt, das heißt weltweit müssen sich alle beim Erstellen einer Ökobilanz an die gleichen Abläufe halten.
Diese Standards wurden in den ISO Standards 14040:2006 und 14044:2006 festgehalten und entsprechen in Deutschland dem Normenwerk DIN EN ISO 14040 und 14044. ISO-Normen, und die den entsprechenden deutschen Normen, sind Regeln und Standards, auf dich sich gemeinsam geeinigt werden und die bindend sind, um den weltweiten Austausch und Handel zu vereinfachen. In Deutschland spielt darüberhinaus das Umweltbundesamt eine große Rolle darin, die Standards und Regelwerke für Ökobilanzen weiter auszubauen.
Die meisten Firmen und Institute, die Wert auf Ökobilanzen legen, lassen diese außerdem von unabhängigen Organisationen durchführen, um die Neutralität zu gewährleisten. Viele gemeinnützige Vereine und Organisationen haben sich in der Zwischenzeit auf die Umstellung solcher Zertifikate spezialisiert.
Wie wird eine Ökobilanz erstellt
Gemäß der Normen, die für Ökobilanzen gelten, gehören in eine Ökobilanz die Definition von Ziel und von Untersuchungsrahmen, eine Sachbilanz, eine Wirkungsabschätzung und eine Auswertung, das heißt die Erstellung ist in vier Schritte unterteilt.
Zuerst muss also geklärt werden, was genau untersucht werden soll, was bei Dienstleistungen nicht immer so einfach ist. Als nächstes müssen in der Sachbilanz alle verfügbaren Daten gesammelt werden, die relevant sein könnten. Dazu gehört, wie viel Energie und Ressourcen bei der Produktion eines Produkts genutzt werden, und wie viele Ausstöße und Abfälle dabei entstehen.
Als dritten Schritt in der Wirkungsabschätzung wird dann untersucht, welchen Einfluss das Produkt auf die Umwelt hat. Dazu gehören unter anderem, ob besonders seltene Ressourcen genutzt werden, ob es Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier hat und ob Faktoren wie Bodenabnutzung oder Trinkwasserknappheit eine Rolle spielen. Als letzter Schritt werden dann in der Auswertung all diese Faktoren zusammengefügt und ergeben eine Bilanz.
Es geht also nicht nur um Abgase oder Energieverbrauch, sondern auch um weitreichendere Faktoren, die sich nicht einfach messen lassen, wie beispielsweise gesundheitliche Aspekte.
Warum ist eine Ökobilanz wichtig?
Es gibt viele verschiedene Gründe, warum gerade Ökobilanzen für den Umweltschutz wichtig sind. In erster Linie gibt es Verbrauchern die Möglichkeit, sich zwischen Produkten bewusst zu entscheiden. Wenn ein Käufer umweltbewusst leben oder sich fürs Klima engagieren möchte, kann er das Produkt wählen, was die beste Ökobilanz aufweist.
Ähnlich verhält es sich in der Politik: heutzutage werden viele politische und wirtschaftliche Entscheidungen auch unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeit gefällt. Wenn ein Produkt oder eine Dienstleistung beispielsweise steuerlich gefördert werden sollen, bietet es sich an, Ökobilanzen zu Rate zu ziehen. Auch können Politiker ihre Entscheidungen damit rechtfertigen.
Die Bürger eines Landes können Ökobilanzen außerdem als Druckmittel einsetzen, um die Politik von der Förderung eines gewissen Produktes zu überzeugen. Ein Beispiel der letzten Jahre ist hier das Lastenfahrrad. Durch öffentlichen Druck wurde das Lastenrad zunehmend von Städten gefördert, da die Ökobilanz wesentlich besser ist als die von herkömmlichen Autos.
Des weiteren ist es möglich, weltweit Produkte miteinander zu vergleichen und so zu erkennen, wo noch Gestaltungsspielraum ist und wo die Forschung mehr investieren könnte.
Einige bekannte Beispiele für Ökobilanzen
Ökobilanzen können auch ein Teil in Diskussionen beitragen, die in der Öffentlichkeit ausgetragen werden. Ein Beispiel hierfür ist die Debatte Verbrennerautos vs Elektroautos.
Elektroautos sind oft in die Kritik geraten, da der Bau ihrer Batterien sehr umweltschädlich ist und dafür seltene Erden eingesetzt werden. Dennoch schneiden sie bei Ökobilanzen besser ab als herkömmliche Autos, da Faktoren wie Emissionsfreiheit, also ohne Abgase zu fahren, und die Frage, woher der Strom kommt, auch eine Rolle spielen.
Ein weiteres bekanntes Beispiel sind Weihnachtsbäume, die eine verheerende Ökobilanz haben. Nicht nur werden Bäume gefällt, die zum Klimaschutz beitragen können, sondern sie entstammen auch oft Monokulturen, das heißt Feldern, auf denen einzig Weihnachtsbäume gezüchtet werden, was sehr schlecht für heimische Böden ist und Wildtieren Platz entziehen.