Was bedeutet Schwamm drüber: Ursprung, Herkunft & Bedeutung
„Schwamm drüber“ können die abschließenden Worte eines Streites sein. Das Sprichwort vermittelt dem Gesprächspartner, dass man ihm vergibt. Seinen Ursprung hat es im Mittelalter und wurde durch eine Operette deutlich bekannter.
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Was bedeutet Schwamm drüber
„Schwamm drüber“ sagt jemand, der dem Gesprächspartner vergibt. Das Sprichwort folgt häufig auf eine Entschuldigung oder eine Beichte eines kleineren Missgeschicks. Die Antwort „Schwamm drüber“ soll heißen, dass das Thema abgeschlossen und nicht mehr der Rede wert ist.
Fällt jemandem beispielsweise ein Teller runter, kann die andere Partei mit dem Sprichwort reagieren. Auch als Entschuldigung für die eigene Wortwahl während eines Streits eignet es sich. Andererseits kann auch die sich entschuldigende Partei den Gesprächspartner um „Schwamm drüber“ bitten, um einen Abschluss zu finden.
Sprichwörter und typische Redewendungen, die synonym zu „Schwamm drüber“ verwendet werden können, sind „Vergeben und vergessen“ oder „Schon gut“.
Schwamm drüber in anderen Sprachen
Im Englischen benutzt man das Sprichwort „No hard feelings“ in Situationen, in denen die Deutschen „Schwamm drüber“ sagen würden. „Hard feelings“ beschreibt Wut und Verbitterung gegenüber jemandem, mit dem man gestritten hat. „No hard feelings“ versichert der anderen Partei, dass man selbst diese Verbitterung nicht fühlt und wieder alles in Ordnung ist. Das Sprichwort kann, wie „Schwamm drüber“, auch fragend oder bittend von der Person genutzt werden, die sich entschuldigen möchte.
Die Franzosen sagen bei Missgeschicken oder kleineren Streitereien „On passe à autre chose“. Übersetzt bedeutet das „Wechseln wir das Thema“. Kürzer eignet sich auch „Passons“, was schlicht „weiterziehen“ bedeutet.
Tatsächlich nutzen die Franzosen außerdem das Sprichwort „Passons l’éponge“, was wörtlich übersetzt „Lass uns den Schwamm weitergeben“ heißt.
In der Türkei sagt man kurz und knapp „Boşver“, was „Egal“ bedeutet.
Warum sagt man Schwamm drüber: Herkunft und Ursprung
Der Ursprung von „Schwamm drüber“ ist ziemlich gut erforscht. Bei dem ersten Wort handelt es sich nicht um die Vergangenheitsform von „schwimmen“. Gemeint ist dabei „der Schwamm“, genauer ein Tafelschwamm.
Wirtshäuser des Mittelalters
In Kneipen und Wirtshäusern des Mittelalters war es gerade bei Stammgästen üblich, anschreiben zu lassen. Das bedeutet, dass Stammgäste nicht bei jedem Besuch bezahlten. Stattdessen beglichen sie die gesamte Rechnung am Ende einer Woche oder eines Monats. In der Zwischenzeit schrieb der Wirt ihren Namen und die geschuldete Summe auf eine Tafel in seinem Gasthaus. Die Tafel war einsehbar. Der Schuldner selbst, aber auch Nachbarn und alle anderen Gäste konnten sehen, dass er Schulden hatte. Auf diese Weise stellte der Wirt sicher, dass der Schuldner zahlte, denn dieser wollte nicht öffentlich als Zechpreller bekannt werden.
Waren die Schulden beglichen, löschte der Wirt Namen und Summe von der Tafel. Dafür nutzte er einen Schwamm.
Das Sprichwort „Schwamm drüber“ hat höchstwahrscheinlich mit dieser Handlung zu tun. Das Abwischen beendete das Schuldner-Gläubiger-Verhältnis. Bestand die Schuld bereits länger, war der Wirt vermutlich auch angespannt oder wütend, weil er endlich sein Geld wollte. Mit dem Zurückzahlen war auch das vergessen und der ehemalige Schuldner war wieder ein ganz normaler Gast.
Die Operette Der Bettelstudent
Obwohl der Ursprung der Redensart im Mittelalter liegt, ist „Schwamm drüber“ erst deutlich später erstmals schriftlich belegt. Das Sprichwort kommt in der Operette „Der Bettelstudent“ von Carl Millöcker, welche 1882 im Theater an der Wien uraufgeführt wurde, vor. Im dritten Akt trägt ein Lied diesen Titel.
Das Lied wird von einem Oberst gesungen, der darin seine Karriere beschreibt und alle drei Strophen mit „Schwamm drüber! Schwamm drüber!“ beendet. Am Ende der zweiten Strophe benutzt er das Sprichwort allerdings nicht als Sprichwort. Wörtlich heißt es an dieser Stelle in dem Lied: „Na, der schwamm drüber, schwamm drüber“.
Nach der Operette wurde das Sprichwort deutlich bekannter und hält sich bis heute. Besonders in und um Berlin nutzten die Menschen es zu Beginn viel.