Was bedeutet revisionistisch: Bedeutung, Synonyme, Beispiele
Revisionistisch (lateinisch: revidēre = wieder hinsehen) bedeutet, dass eine feststehende Erkenntnis nochmals überprüft wird. In der Geschichtswissenschaft und in anderen Bereichen findet Revisionismus als Methode bei Historikern aber auch bei Fanatikern immer mehr Anwendung.
Inhalt
Was bedeutet Revisionismus: Formen und Anwendung
Grundsätzlich ist beim Revisionismus zwischen einer gesellschaftlichen und einer politischen Dimension zu unterscheiden. Dabei helfen zwei Beispiele:
- Der gesellschaftliche Revisionismus in der Weimarer Republik hin zum Kaisertum hatte zwar außenpolitische Faktoren, war aber im Gedankengut der Bürger vorhanden und wurde von diesen auch gewünscht.
- Das imperiale Großmachtstreben Adolf Hitlers knüpfte an diesen gesellschaftlichen Revisionismus an und verband ihn mit einer politischen Willensbildung und Umsetzung eines politischen Konzepts.
Revisionismus ist also nichts, als die Rückbesinnung auf „alte und gute Werte“ durch Ablehnung neuer Konzepte. Ziel ist es immer, einen vermeintlich besseren Zustand zu erreichen, wie er in früheren Jahren vermeintlich gegeben war. Revisionismus wird deswegen unter Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftlern durchwegs als negativ beurteilt. Das liegt zu einem an den teilweise radikalen Methoden, mit deren Hilfe das revisionistische Ziel umgesetzt werden soll. Aber auch an der Tatsache, dass sich die Menschheit nur durch den technologischen und ideologischen Fortschritt weiterentwickeln konnte. Revisionismus ist dabei immer politisch, da er die Gesellschaft als Ganzes zu beeinflussen versucht.
Ist Revisionismus automatisch radikal?
Grundsätzlich ist die konservative politische Einstellung eines Menschen normal und gegeben. Ein großer Teil der gesellschaftlichen Diskussionen auf der ganzen Welt bewegt sich zwischen revisionistischen Ansichten und modernen Ideen. Beide haben dabei immer Recht, aber eben auch Unrecht.
Eine revisionistische Weltanschauung kann dann radikal werden, wenn sie auf eine breite Mehrheit an modernen Gegebenheiten im politischen System und der Gesellschaft trifft. Viele große revisionistische Politiker neigten in der Vergangenheit dazu, ihre Ansichten gegebenenfalls radikal und mit Gewalt durchzusetzen und umzusetzen. Das gibt dem Begriff des Revisionismus in der Gesellschaft einen sehr negativen Anklang und verbindet ihn häufig mit schweren und leidgeplagten Zeiten.
Allerdings kann der Begriff Revisionismus auch als Kampfbegriff genutzt werden, um moderne und vermeintlich gute Absichten umzusetzen. Ein gutes Beispiel aus der Geschichte ist hier die Zeit unter Stalin in der Sowjetunion. In diesem Teil der russischen Geschichte wurden Menschen als „Revisionisten“ vor Gericht gestellt, abgeurteilt und häufig getötet. Dabei diente der Begriff „Revisionismus“ zusammenhanglos als Anklagepunkt und wurde öffentlichkeitswirksam als negativ präsentiert.
Revisionismus ist vielseitig
Im Bereich der gesellschaftlichen Dimension und der politischen Dimension des Revisionismus sind häufig keine klaren Grenzen erkennbar. Die Diskussion über das Abtreibungsrecht ist hierfür ein sehr gutes Beispiel. Während die Befürworter einer Änderung häufig moderne Technologien, sowie die Grundrechte und die Gesundheit der Menschen in den Vordergrund stellen, berufen sich die Gegner meistens auf das religiöse und humanistische Prinzip des Schutzes des Lebens.
Kompliziert wird die Fragestellung, da nicht genau gewichtet werden kann, welches Leben mehr wert ist. Das Leben der Mutter, die eine Abtreibung vornehmen muss. Oder aber das Leben des ungeborenen Kindes. Der hieraus entstehende Konflikt berücksichtigt dabei nicht die Notwendigkeit einer bevorstehenden Bevölkerungskontrolle, welche bei der derzeitigen Nutzung der Agrarflächen notwendig wird, um die Nahrungsmittelversorgung der Menschheit sicherzustellen.
Im Grunde sieht man hier, dass beide Gruppierungen revisionistisch sind und die Notwendigkeit des Fortschritts aus technischer Sicht nicht anerkennen. Dennoch diskutieren beide um ein ethisches Problem, welches eigentlich kein Durchschnittsbürger befriedigend für sich und die Allgemeinheit lösen kann und möchte. Der hieraus entstehende Konflikt wird aber häufig radikal ausgetragen, was dem Revisionismus als Begriff nicht gerade zuträglich ist.
Gibt es positiven Revisionismus?
Es gibt in der Geschichte der Menschheit durchaus einige Beispiele für positiven Revisionismus. In der Antike führte Augustus das römische Reich zu neuer Blüte, in dem er den Senat ausschaltete und die Alleinherrschaft wieder einführte. Dieses Vorbild nutzen noch heute viele Autokraten als Rechtfertigung für ihre Herrschaft.
Allerdings war Augustus eine für seine Zeit herausragender Herrscher mit vielen positiven Eigenschaften. Dennoch waren seine Handlungen im Endeffekt nur positiv für das römische Reich und stabilisierten es während der Zeit seiner Herrschaft. Danach allerdings zerfiel es, wobei es keinen evidenten Beweis für eine positive oder negative langfristige Auswirkung der Herrschaft des Augustus geben kann.
Eine revisionistische gesellschaftliche oder politische Bewegung hat folglich immer langfristige Auswirkungen. Diese können erst in ihrer Gesamtheit, sowie nach dem Geschehen langfristig positiv oder negativ beurteilt werden.
Revisionismus im historischen Kontext
Der erste große revisionistisch Ansatz mit globaler Auswirkung wird von den Historikern im Allgemeinen nach den napoleonischen Kriegen ausgemacht. Der französische Imperator Napoleon hinterließ in Europa eine politische Trümmerwüste, die von den großen Mächten dieser Zeit geordnet werden musste. Gleichzeitig hinterließ er bei den Bewohnern der Regionen ein Gedankengut, welches eindeutig der Französischen Revolution zugeordnet werden konnte.
Unter dem österreichischen Fürsten Metternich entstand eine neue Ordnung, die das liberale Bestreben der Regierungen und des Volkes weitestgehend unterdrückte und die Fortschritte der Französischen Revolution beseitigen wollte. Die globalen Auswirkungen waren vehement und mündeten letztendlich in der Gründung des Deutschen Reiches mit all seinen Konsequenzen.
Gerade die aufkommende Arbeiterbewegung im Zeitalter der Industrialisierung sorgte für eine Verbreitung des Begriffs durch Propaganda. In ihrem Sinne war alles revisionistisch, was die Macht der Industriebarone und des Adels bewahren wollte. In der heutigen Zeit bezieht sich der Begriff des Revisionismus in der westlichen Welt meist auf den Rückschritt auf autoritäre Systeme und ist negativ belegt. Im Rest der Welt ist der Wunsch nach einer starken politischen Führungsfigur hingegen sehr stark ausgeprägt und der revisionistische Wille der Gesellschaft deutlich stärker.
Ist revisionistisch etwas Gutes oder Schlechtes?
Dem Begriff des Revisionismus automatisch eine gute, oder eine negative Eigenschaft zu unterstellen, ist falsch. Es kommt, wie bei jeder anderen gesellschaftlichen Diskussion, immer auf die Inhalte an. Der Revisionismus ist zwar immer ein Rückschritt, kann in diesem Rückschritt allerdings auch ein gewisses Maß an Ordnung ermöglichen.
Im globalen Kontext hat die Geschichte allerdings immer wieder gezeigt, dass der Revisionismus einer Gesellschaft langfristig zu deren Rückentwicklung führt. In diesem Sinne ist Revisionismus als einzelne Aktion vielleicht sinnvoll. In seiner Gesamtheit allerdings grundsätzlich abzulehnen und keinesfalls eine langfristige Lösung. Gerade unter dem Gesichtspunkt der sich wandelnden Welt durch technologischen Fortschritt, sowie der Freiheit der Gedanken und des Wortes und der damit verbundenen gestiegenen Innovationsbereitschaft und Innovationsfähigkeit der Gesellschaft, ist der Revisionismus mit Recht negativ zu beurteilen.