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Steinzeit-Waffen: Die 8 Waffen der Steinzeit, welche Neandertaler und Co nutzten


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Höhlenmalerei geben Zeugnis über die Jagdwaffen in der Steinzeit


Waffen der Steinzeit bzw. Steinzeitwaffen waren Werkzeuge – welche für die Jagd, zur Verteidigung oder wohlmöglich auch für Angriffe auf andere Clans – umfunktioniert wurden. Man unterscheidet zwischen Nahkampfwaffen, zu denen die Schlagwaffen, aber auch Hieb- und Stichwaffen gehören und den Fernkampfwaffen, wie Pfeil und Bogen, Steinschleuder oder Speer. Die wichtigste Waffe der Steinzeit war allerdings das Feuer.

Waffen in der Steinzeit

Die Jagd ist für den Menschen seit 1,7 Mio. Jahren archäologisch belegt. Als erste Menschenart, welche das Jagen erfand, wird Homo erectus genannt. Das Nachstellen von Wildtieren sorgte dafür, dass die Menschheit gezwungen war, sich neue Jagdtechniken anzueignen und neue Technologien zu entwickeln, welche die Jagd unterstützen sollten.

Die Steinzeit begann vor circa 2,6 Mio. Jahren mit dem Aufkommen der Oldowan-Kultur in Afrika. Von Afrika ausgehend breiteten sich verschiedene Menschenarten nach Asien und Europa aus. Um etwa 2200 v.Chr. endet die Steinzeit in Europa, als die Europäer begannen, Kupfer und Zinn zu Bronze zu verarbeiten, welcher den Stein als Produktionsrohstoff ablöste.

Folgende Waffen existierten bereits in der Steinzeit:

  • Geröllkeule
  • Speere
  • Steinmesser
  • Schleuder
  • Pfeil und Bogen
  • Beil
  • Axt
  • Bumerang

Schlagwaffen der Steinzeit

Als unterste Kulturstufe der Menschheit wird die Oldowan-Kultur in Afrika genannt. Diese Kulturphase begann vor etwa 2,6 Mio. Jahren und dauerte bis vor 1,5 Mio. Jahren an. Diese Kulturstufe prägten einige Arten der Frühmenschen aus der Gattung Homo, wie Homo habilis, Homo ergaster und Homo erectus.

Während dieser ersten Kulturphase entstanden Steinwerkzeuge aus Geröll, wie der Chopper. Dieses Geröll-Werkzeug war ein Stein, welcher einseitig abgeschlagen wurde – so dass sich eine scharfe Kante ergab. Vornehmlich verwendet wurden Sandstein, Kalkstein, Quarzit oder Feuerstein.

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Der Chopper als erstes Werkzeug der Steinzeit bestand aus Geröllstein, welcher einseitig abgeschlagen und dadurch geschärft wurde

Die Chopper wurden verwendet, um Knochen von Beutetieren aufzuspalten, um so das Knochenmark herauszusaugen. Dass der Chopper als Schlagwaffe gegen andere Menschen gebraucht wurde, ist archäologisch nicht belegt.

Anders als der Chopper wurde der Faustkeil zweiseitig beschlagen. Die Faustkeile sind die Leitwerkzeuge des Acheuléens, der zweiten Kulturstufe der Menschheit nach Oldowan. Diese begann vor circa 1,75 Mio. Jahren in Afrika und breitete sich von dort ausgehend auch in Asien und Europa aus. Und jene zweite Kulturstufe der Menschheit endet vor etwa 150.000 Jahren. Ob der Faustkeil als Waffe und nur als Werkzeug gebraucht wurde, ist ebenfalls nicht rekonstruierbar.

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Faustkeil, Steinwerkzeug mit zwei Flächen (Biface)

Zu den ersten tatsächlichen Jagdwaffen gehörte die Keule, welche – genauso wie der Chopper – aus Geröllsteinen gefertigt wurde. Ein zusätzlich Schaft sorgte dafür, dass der Stein an der Keule befestigt werden konnte.

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Nachbildung einer Geröllkeule mit Schaft

Stichwaffen in der Steinzeit

Stichwaffen sind Klingen, welche im Nahkampf genutzt werden. Als Jagdwaffe dienen Klingen dem Ausnehmen des Beutetieres oder dem endgültigen Töten eines verwundeten Tieres.

Einen ersten Höhepunkt erreichte die Klingentechnik in Südafrika vor etwa 65.000 Jahren. Die am Ort Howieson’s Poort gefundenen Steingeräte werden als Howieson’s Poort Industrie bezeichnet und gelten als Vorläufer anderer Klingentechniken von Neandertaler und Homo sapiens.

In Europa benutzten die Neandertaler das Faustkeilmesser, eine Weiterentwicklung des Faustkeils. Jene Messer waren vor allem in Osteuropa und Mitteleuropa verbreitet. Eine bekannte Form dieser Messerart war das Bocksteinmesser.

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Keilmesser mit einer scharfen Kante und einer stumpfen Griffkante als Weiterentwicklung des Fauskeils


Als Aurignacien-Kulturstufe wird eine Kulturschwelle verstanden, welche in Europa vor 40.000 Jahren einsetzte und bis vor 31.000 Jahren andauerte. Unmittelbar verbunden ist die Aurignacien-Kultur mit der Verbreitung von Homo sapiens in Europa, welche zeitgleich begann. Die Klingen und Werkzeuge des Homo sapiens bestanden aus Feuerstein, welcher fein und dünn abgeschlagen wurde.

Aurignac-Klingen


Eine Kombination zwischen Stein und Tierknochen in der Waffe war nicht untypisch. Zu den typischen Waffen des Homo sapiens gehörten die Aurignac-Klingen.

Hiebwaffen in der Steinzeit

Steinaxt und Steinbeil sind zwei Formen der Hiebwaffen, welche bereits in der Steinzeit existierten. Die Steinaxt unterscheidet sich vom Steinbeil darin, dass im Beil kein Schaftloch eingearbeitet wurde.

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Die Steinaxt der Steinzeit hat ein Loch für die Schäftung (Schaft)

Steinbeile sind neben den Geweih-Äxten die verbreitetsten Hiebwaffen der mitteleuropäischen Steinzeit. So wurden in Nordeuropa sogenannte Scheibenbeile gebraucht. Jener Beil-Typ bestand aus Feuerstein, welche aus einem Abschlag gefertigt wurde.

Die Kernbeile aus dem steinzeitlichen Nordwesteuropa bestehen ebenfalls aus Feuerstein, welche durch gezielte Abschläge geschärft wurde.

Schleuderwaffen in der Steinzeit

Die Steinschleuder gilt als eines der ersten Waffen der Menschheit, welche bereits in der Vorgeschichte erfunden worden war. Rekonstruktionen von archäologisch gefundenen Schleudern ergaben, dass diese vermutlich eine Reichweite von 150 m besaßen. So wurden diese in späteren Epochen der Menschheitsgeschichte auch als Belagerungswaffe und Verteidigungswaffe eingesetzt.

In der Steinzeit waren die Schleudern vor allem auf den Balearen verbreitet, wo man diese als „Els Foners Balears“ bezeichnet.

Wurfwaffen in der Steinzeit

Zu den Wurfwaffen der Steinzeit gehören Speer und Bumerang. Die älteste Speerwaffe, welche bisher gefunden wurde, stammt aus Essex (England). Für diesen Speer wird ein Alter von 420.000 Jahren angegeben. Als Nutzer wird Homo heidelbergensis angenommen, welche sich aus dem aus Afrika stammenden Homo erectus in Europa und Asien bildete. Der Homo heidelbergensis gilt als Vorfahre des Neandertalers, welche den Speer ebenfalls nutzte.

speer waffe steinzeit

24. MÄRZ 2017, WIEN, NATURHISTORISCHES MUSEUM, Österreich: Primitive Homo-Jäger und Fischer in der Ausstellung im Museum, Bildnachweis: frantic00 / Shutterstock.com


Die Schöninger Speere, welche zwischen 1994 und 1998 in Schöningen (Niedersachsen) ausgegraben wurden, gelten als älteste vollständig erhaltene Jagdwaffen. Eine Datierung ergab ein Alter zwischen 290.000 und 337.000 Jahren.

Der älteste Bumerang, welcher bisher gefunden wurde, stammt aus der Obłazowa-Höhle in den polnischen Karpaten. Eine Datierung ergab ein Alter von 23.000 Jahren. Dieser war aus Elfenbein eines Mammuts gefertigt.

Schusswaffen in der Steinzeit

Pfeil und Bogen existierten ebenfalls in der Steinzeit. Dies dokumentieren zum Einen diverse Höhlenmalereien und zum anderen auch Pfeilspitzen, welche man in Südafrika fand und die auf ein Alter von 64.000 Jahren datiert werden konnten.

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Pfeilspitzen und Messerspitzen aus Abschlägen von Feuerstein


Am Ende der letzten Kaltzeit etablierte sich in eine Kulturstufe in Europa, welche von Archäologen als Magdalénien bezeichnet wird. Diese begann etwa 18.000 v.Chr., dauerte 6000 Jahre an und endete etwa 12.000 v.Chr. Nachdem man in der französischen Höhle La Madeleine diverse Zeugnisse dieser steinzeitlichen Kulturepoche fand, wurde diese nach ihr benannt. Der älteste gefundene Bogen stammt aus dieser Zeit und wurde im Vogelstand, einem Stadtteil des heutigen Mannheims, gefunden.

Feuer als Waffe der Steinzeit

Die Beherrschung des Feuers begann wohlmöglich vor etwa 1 Mio. Jahren und wird dem afrikanischen Homo erectus zugeschrieben. Zeugnisse dieser Feuernutzung wurden in der Wonderwerk-Höhle in Südafrika entdeckt. Zuvor haben Menschen bereits das Wildfeuer, welche durch Blitzeinschläge entstand, genutzt bzw. gezähmt.

Doch mit der Bearbeitung des Feuersteins, um Jagdwaffen und Werkzeuge herzustellen, wurde zufällig dessen Eigenart zur Erzeugung von Funken entdeckt. Durch die Erfindung des prähistorische Schlagfeuerzeugs konnten gezielte Brandrodungen stattfinden, wodurch Fressfeine und auch Beutetiere einfach geröstet wurden.

Das Feuer war die effizienteste Waffe der Steinzeit, da die Frühmenschen jedem direkten Konflikt mit einem Wildtier oder Beutegreifer aus dem Weg gehen konnten.

Nach der Brandrodung wurden die geräucherten Überreste der Tiere eingesammelt, waren leichter bekömmlich, frei von Krankheitserregern und länger haltbar.

Kriegswaffen in der Steinzeit

Bis heute sind keine Kriege in der Steinzeit archäologisch belegt worden. Dennoch kann man beobachten, dass auch Schimpansen – als nächste Verwandten des Menschen – Kriege mit Artgenossen führen.

Einige Psychologen oder Zoologen, wie Sigmund Freud oder Konrad Lorenz, waren der Erfassung – dass die Aggression im Tierreich und somit auch beim Menschen, eine angeborene Eigenschaft sei.

Durch Konkurrenz um Ressourcen entsteht eine Spannung, welche durch die gewaltsame Auseinandersetzung entladen wird. Das Streben nach Wettbewerbsvorteilen führt zu evolutionären Adaptationen (Anpassungen), wodurch Gewalt zum Innovationstreiber werden kann.

Die Naturgeschichte der Aggression wird laut Sigmund Freud durch den Todestrieb gesteuert. Dieser angeborene Trieb ist das Gegenstück zum Liebestrieb, laut Freud. Versucht der Mensch durch seinen Liebestrieb bestimmte Strukturen als Einheit zu schaffen, so muss der Todestrieb existieren, um andere Einheiten (Gegenstücke) zu zerstören.

Der Zoologe und Verhaltensforscher Lorenz sah in der menschlichen Aggression einen angeborenen Instinkt, welche aus dem Tierreich übernommen wurde. Laut ihm führt dieser Trieb dazu, dass sich einzelne Arten fortentwickeln können, ihren Lebensraum behaupten und eine Rangordnung sicherstellen können. Der Kampf um knappe Ressourcen muss dazu führen, dass jede Art ein Aggressionspotential gegenüber artfremden Wesen – aber auch gegenüber Artgenossen aufbaut. Nur so kann der Wettbewerbsvorteil genutzt werden.

Kriegerische Auseinandersetzungen in der Steinzeit sind sowohl für Affen als auch für Menschen der Steinzeit nicht archäologisch belegbar. Da man aber das Aggressionspotential bei Schimpansen erkennen kann, welche ebenfalls koordinierte Angriffe gegen andere Sippen durchführen, können steinzeitliche Kriege unter den Menschen nicht ausgeschlossen werden.

Bewaffnete Übergriffe in der Steinzeit

In der Archäologie gibt es verschiedene Hypothesen, dass die neolithische Steinzeitkultur ein Matriarchat war – also von Frauen geführt wurde. Die Grundlage dieser Hypothesen besteht darin, dass es keine archäologischen Anzeichen für Kriege, Gewalt oder soziale Unterschiede gab – weshalb einige Forscher annehmen, dass Frauen die Lebensweise der Menschen in dieser Epoche prägten. Neuere Funde aus der Jungsteinzeit entkräften allerdings die Vorstellung, dass die Steinzeit eine gewaltlose Epoche war.

Das Massaker von Thalheim

In Talheim, einer kleinen Gemeinde im Landkreis Heilbronn in Baden-Württemberg, geschah etwa 5100 v.Chr. ein gewaltsamer Übergriff, bei dem 34 Menschen umgebracht worden. Bekannt wurde das Massaker im Jahr 1983 als man Teile von menschlichen Skeletten fand.

Unter den Leichen befanden sich:

  • 9 Männer
  • 7 Frauen
  • 2 Erwachsene, deren Geschlecht nicht ermittelt werden konnte
  • 16 Kinder und Jugendliche zwischen 2 und 20 Jahren

Frakturen an einzelnen Knochen geben Aufschluss über die Morde. Demnach sind die Menschen durch Hiebwaffen und Steinklingen ermordet wurden. Auch Pfeilschüsse sind belegbar. Rekonstruktionen der Tatereignisse lassen die Vermutung zu, dass es damals zu einem versuchten Frauenraub kam. Grund für diese Deutung liefert der Zahnschmelz der gefundene Skelette.

Bei solchen Untersuchungen kann man anhand des Zahnschmelzes feststellen, was die Toten zu ihren Lebzeiten gegessen haben. Daraus schließen die Forscher, wo diese herkamen. Durch diese Analyse ist es möglich, die 34 Personen in drei Herkunftsgruppen einzuteilen. Und nur eine Gruppe war im Ort heimisch. Und zu dieser Personengruppe gehörten die Skelette der Frauen und Kinder.

Da die beiden anderen Gruppen lediglich aus Männern bestanden, kann man hineindeuten, dass es sich um einen steinzeitlichen Frauenraub handelte, welcher blutig endete.

Das Massaker von Schletz

Schletz ist ein kleiner Ort in Niederösterreich, etwa 50 km nördlich von Wien gelegen. Vor etwa 7000 Jahren geschah dort ein Massaker, bei dem mehr als 200 Menschen getötet wurden. Die Skelette gehörten zu Männern, Frauen und Kindern. Erkennbar war, dass die Menschen durch stumpfe Gewalteinwirkung (Hiebwaffen) und durch Pfeile ums Leben kamen.

Massaker von Kilianstädten

Im hessischen Kilianstädten, in der Nähe von Darmstadt, fanden Arbeiter im Jahr 2006 diverse Knochen und Steingeräte. Eine genauere Analyse ergab, dass dort vor circa 7000 Jahren ein Massenmord stattfand. Es wird angenommen, dass beim Massaker mindestens 26 Menschen starben. Unter ihnen waren:

  • 13 Erwachsene
  • ein Jugendlicher zwischen 16 und 21 Jahren
  • 2 Kinder im Alter zwischen 6 und 8 Jahren
  • 10 Kinder unter 6 Jahren

An den Frakturen der Schädel konnte man erkennen, dass die Opfer durch stumpfe Gewalteinwirkung starben. Ähnlich wie bei dem Massaker von Thalheim oder in Schletz ging man davon aus, dass die Menschen durch Schläge mit Deichselklingen gestorben waren.

Zusammenfassung

  • Die Entwicklung der Waffe, als Angriffs- oder Jagdwaffe, war eine Weiterentwicklung und Anpassung von Werkzeugen der Steinzeit.
  • Als erste Kulturstufe, welche Werkzeuge und somit auch Waffen entwickelte, wird die Oldowan-Kultur in Afrika verstanden. Ihre frühesten Begründer und Vertreter waren Homo habilis, Homo ergaster und Homo erectus.
  • Ob Homo rudolfensis, als erste Menschenart, ebenfalls Werkzeuge des Oldwan-Typs nutzte – ist archäologisch nicht belegbar.
  • Zu den Waffen der Steinzeit gehören Bumerang, Speer, Steinschleuder, Steinbeil, Steinaxt, Geröllkeule, Steinmesser – sowie Pfeil und Bogen.
  • In früheren Oldowan-Stufen wurden die Waffen aus Vulkanstein und Feuerstein gefertigt.
  • Spätere Waffen von Homo sapiens und Neandertaler wurden detaillierter gefertigt, mit einem Schaft versehen und mit Geweihe oder Knochen kombiniert.

Weitere Artikel zur Steinzeit, findest du auf unsere Übersichtsseite. Außerdem werden dort die wichtigsten Fragen und Antworten zur Steinzeit beschrieben.


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