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Warum gibt es ein Altes und ein Neues Testament der Bibel


Das Alte Testament basiert auf Geschichten und Vers-Sammlungen, die vermutlich schon vor vielen tausend Jahren in Mesopotamien entstanden sind. Im Neuen Testament spielt die Geschichte von Jesus die zentrale Rolle. Das Alte Testament teilen ganz oder in Auszügen alle abrahamitischen Religionen, das Neue Testament betrifft nur die Christen.

Zwei Teile einer Bibel

Die Bibel ist die heilige Schrift der Christen. Sie besteht aus zwei Teilen, die sich in Inhalt und Alter unterscheiden:

  • Altes Testament
  • Neues Testament.

Beide Teile liefern keine zusammenhängende Geschichte. Sie bestehen aus verschiedenen Büchern, Geschichten und Vers-Sammlungen. Die Schreiber, Erzähler oder Protagonisten gelten als „von Gott inspiriert“.

Katholiken und evangelische Gläubige haben Bibeln, die sich leicht unterscheiden. Beide christlichen Religionen sowie die östlich- und griechisch-orthodoxe Kirche haben ein Neues und ein Altes Testament.

Die Bibel ist mehrfach übersetzt und interpretiert worden. Viele Veränderungen fanden statt, als das Christentum die Staatsreligion Roms wurde. Luthers (15. Jhd. n. Chr.) Meinung zufolge gingen dabei viele Elemente der Ur-Lehre verloren. Er übersetzte die Bibel aus dem Hebräischen neu und interpretierte viele Stellen anders. Die Luther-Bibel wurde die Grundlage der evangelischen Kirche.

Warum gibt es das Alte Testament der Bibel

Das Alte Testament wurde von jüdischen Priestern nach der babylonischen Gefangenschaft begonnen. Es beginnt mit dem Buch Mose. Ob Moses selbst der Verfasser der Geschichten war, ist heute nicht mehr nachvollziehbar.

Die Niederschrift des Alten Testaments, die sich über fast 1.000 Jahre erstreckte, löste erstmals die sonst übliche mündliche Überlieferung ab (die Bibel als das Ur-Buch, das „Buch der Bücher“).

Viele der Geschichten wie beispielsweise die Sintflut kommen so auch in der babylonischen oder anderen mesopotamischen Kulturen vor. Nur veränderten sich die Legenden und Mythen durch die mündliche Weitergabe regional ständig.

Durch die Niederschrift entstand eine Sammlung alter religiöser Wertvorstellungen und Geschichten, die später die Basis des Christentums bilden sollten.

Im Alten Testament wird unter anderem die Erschaffung des Himmels und der Erde beschrieben. Im sogenannten „Sündenfall“ wurden Adam und Eva des Paradieses verwiesen. Adam und Eva gelten als die Begründer der Menschheit. Ihre Söhne Kain und Abel stritten sich um Rechte und die Liebe, bis Kain seinen Bruder Abel aus Eifersucht tötete.

Abraham gilt als der Stammvater Israels. Abraham lebte im babylonischen Ur und floh mit seiner Frau Sara, als die Stadt von feindlichen Truppen besetzt war. Er war der erste Mensch, der sich wieder dem einen Gott zuwendete, sich von seinem Wort leiten ließ und seinen Anweisungen strikt folgte.

In der weiteren Folge wird unter anderem die Geschichte des Volkes Israel erzählt, seine Unterdrückung, die Zeit in Ägypten und die Flucht unter der Führung von Moses.

Der verheißene Messias, also Jesus Christus, wurde in den alten Schriften bereits prophetisch angekündigt.

Fakten zum Alte Testament

  • Handelt hauptsächlich von der Beziehung zwischen Gott und dem Volk Israel.
  • Fünf Sektionen: Pentateuch (1. Mose bis 5. Mose), die historischen Bücher (Josua bis Esther), die poetischen Bücher (Hiob bis Hoheslied), die großen Propheten (Jesaja bis Daniel), das Zwölfprophetenbuch (Hosea bis Maleachi).
  • Entstehungszeit: ca. 1.400 bis 400 v. Chr.
  • Sprache: Hebräisch und Aramäisch (eine Variation von Hebräisch).

Warum gibt es das Neue Testament in der Bibel

Das Neue Testament erzählt die Geschichte Jesu: die Umstände seiner Geburt, seinen Lebensweg, die Taufe, seine Predigten an die Jünger und andere Anhänger sowie schließlich seinen Tod am Kreuz und die Wiederauferstehung.

Neben der Lebensgeschichte und den Reden Jesu beschreibt das Neue Testament die ur-christliche Gemeinde, Verfolgungen, Missionsreisen und enthält Anleitungen für christliche Persönlichkeitsformung.

Insbesondere die Johannes-Offenbarung richtet sich in prophetischer Form in die Zukunft. Sie erzählt von der Regentschaft des Antichristen und der Wiederkehr des Messias Jesus als Erlöser.

Fakten zum Neuen Testament

  • Handelt überwiegend von der Beziehung Gottes zum einzelnen Menschen.
  • Fünf Sektionen: das Evangelium (Matthäus bis Johannes), Geschichte (Apostelgeschichte), Paulusbriefe bzw. paulinische Briefe (Römer bis Philemon), allgemeine Briefe (Hebräer bis Judas), Prophezeiungen (Offenbarung).
  • Entstehungszeit: ca. 45 bis 95 n. Chr.
  • Sprache: altgriechische UmgangsspracheKoine“.

Das Alte Testament und die Gemeinsamkeiten mit dem Judentum und Islam

Das Alte Testament der christlichen Bibel entspricht exakt dem Tanach, der Heiligen Schrift der Juden.
Der Tanach ist nur etwas anders geordnet als das Alte Testament und besteht aus insgesamt 39 Büchern.

Die Thora oder Tora wird häufig für den Tanach gehalten. Dabei ist die Thora nur das Gesetz des Mose und umfasst die 5 Bücher Mose.

Beim Talmud dagegen handelt es sich um später von Rabbinern verfasste Schriften, die nicht zu den von Gott inspirierten Schriften gezählt werden.

Der Islam beruft sich ebenfalls auf Abraham als den Stammvater der Völker, die den einen Gott verehrten (Monotheismus). Schriften und Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament sind im Koran teilweise identisch oder leicht abgewandelt enthalten.

Das Judentum ist die älteste der Religionen, das Christentum entstand aus dem Judentum und der Islam ist die jüngste der drei abrahamitischen Weltreligionen.

Die Zusammenhänge und Unterschiede zwischen dem Alten und dem Neuen Testament

Das Alte Testament liefert Geschichten über ein Volk, während das Neue Testament sich auf die Lebensgeschichte fast nur einer einzigen Person fokussiert.

Fast alle Geschichten aus dem Alten Testament drehen sich um den Zorn Gottes gegen sündiges Verhalten der Menschen. Gott wird insgesamt als urteilend, strafend und Katastrophen über die Menschen bringend dargestellt. Die Gnade Gottes nimmt einen kleinen Stellenwert ein.

Im Neuen Testament dagegen tritt Gott milde und gütig gegenüber seinen Sündern auf. Jesus klagt zwar auch Obrigkeiten, Götzenanbeter und den Prunk der Tempel an, insgesamt ist er aber ein Verkünder der bedingungslosen Liebe, des Friedens und der Reinwaschung von allen Sünden.

Das Alte Testament sagt an mehreren Stellen das Kommen eines Messias voraus.

In Jesaja 53 wird ein Erlöser beschrieben, der die Schuld, den Schmutz und die Krankheit der ganzen Menschheit auf sich nimmt (das Kreuz trägt).

„Wegen unserer Sünden wurde er durchbohrt. Er wurde für uns bestraft – und wir? Wir haben nun Frieden mit Gott! Durch seine Wunden sind wir geheilt.“

Namentlich genannt wird dieser Erlöser im Alten Testament aber nicht.

Das Alte Testament zeigt die Entwicklung des Menschen in einer bildhaften Sprache. Schließlich ist der aus dem Paradies gefallene Mensch in Gestalt von Abraham erstmals wieder willens, Gottes Gesetz voll zu befolgen.
Im Alten Testament geht es trotzdem noch sehr viel und Kampf, Feindschaft und die Wirrungen des Menschen auf Erden (Angst vor Strafe und Ehrfurcht).

Jesus, der Messias, zeigt neue Wege auf, wie das Gesetz Gottes erfüllt werden kann. Jesus wird ein Opfer der Menschen, die sich schnelle Hilfe aus Wundern erhoffen und einem Prediger alles überlassen möchten, statt sich selbst zu ändern. Die Obrigkeiten, fühlen sich durch Jesus Reden über Gleichheit und wie sehr Gott alle Menschen liebt, gestört.
Grundbotschaften des Neuen Testaments sind bedingungslose Liebe, Vergebung, das Tragen der Last, aber auch die Erlösung daraus.

Das Alte Testament handelt an vielen Stellen davon, wie der Mensch das Paradies scheinbar für immer verloren hat und von seinem Leiden.

Das Neue Testament zeigt, wie der Mensch das Paradies wiedergewinnen kann (durch die Liebe des Christus).

Alte Testament als Geschichtsbuch über die Entstehung des Menschen und dessen Beziehung zu Gott

Bis heute wird heftig darüber gestritten, ob die Bibel nun recht hat oder nicht. Seit ihrer Entstehung diskutieren Kirchenoberhäupter, einfache Gläubige und sogar Ungläubige die Fragen, wie wahr die Geschichten sind und ob es Jesus wirklich gegeben hat.

Sicher kann das heute niemand mehr sagen.

Da sich, wie bereits erwähnt, etliche der Geschichten des Alten Testaments auch in noch älteren Religionen und Kulturen finden, ist eine bestimmte Authentizität wahrscheinlich.

Historiker und Archäologen haben in Mesopotamien mehrere Hinweise für große Überflutungen und andere reale Ereignisse der Bibel gefunden. Dass das Volk Israel verfolgt wurde und in Ägypten war, ist ebenfalls belegt.

Die Menschen suchten schon immer nach Erklärungen für Umstände wie Fluten, Missernten, Unglücke und Todesfälle. In vielen Geistern kam der Glaube an einen Gott auf, der böse Taten verurteilt und bestraft und gute belohnt.

Alle Geschichten, die darum herum entstanden sind, können von Nicht-Christen auch als eine bildhafte Sprache verstanden werden, die Lebensbedingungen auf der Erde zu erklären: Entstehung, Herkunft des Menschen und Sinn unserer Existenz.

Zu Zeiten der Entstehung des Neuen Testaments kann sich die Geisteshaltung der Menschen verändert haben. Die Gestalt des Messias und die Haltung gegenüber Gott spiegeln diese Wandelung wider. Dementsprechend sind auch die Geschichten des Neuen Testaments anders.

Das neue Testament als Beschreibung des Lebens von Jesus von Nazareth

Jesus von Nazareth, den Sohn der Maria, verehren nicht nur die Christen. Auch im Islam ist er als bedeutender Prophet und Wunder vollbringender Bote Gottes bekannt. Allerdings lehnt der Islam die Sichtweise ab, Jesus sei Gottes Sohn gewesen.

Im Islam starb Jesus nicht am Kreuz. Er überlebte die Kreuzigung als eine Art Läuterung und predigte später in anderen Regionen weiter, ohne viele Anhänger um sich zu scharen oder zu auffällig zu werden.

Tatsächlich finden sich selbst im Neuen Testament der Christenheit Passagen, die diese Deutung zulassen.

Der Islam entstand etwa im 6. Jahrhundert nach Christus. Die meisten Evangelien des Neuen Testaments entstanden im ersten Jahrhundert nach Jesus. Ob irgendeiner der Verfasser der Schriften ein Zeitzeuge war, ist heute nicht mehr nachvollziehbar.
Im Judentum ist Jesus auch bekannt, allerdings wird er nicht verehrt. Er spaltete die Christenheit quasi vom Judentum ab.

Alleine das Auftauchen seiner Gestalt in allen drei großen Weltreligionen ist Historikern und Kirchenleuten Hinweis genug, dass es Jesus tatsächlich gegeben hat.

Die Bibel als Sammlung archetypischer Werke

Moderne Deutungen der Bibel sehen in ihr eine Art Code. Eine Sammlung bildhafter Parabeln, die das Leben der Menschheit in einer Geheimsprache oder sogenannten Archetypen wieder gibt.

Anhänger der Bibel sind der Meinung, dass in der Heiligen Schrift alles gesagt wird, was der Mensch über sich, sein Verhalten und seine Lebensumstände wissen muss.

Demnach baut das Leben auf der Erde auf immer wiederkehrenden Grundideen (Mensch, Gott, Sünde, Strafe, Erlöser), Zyklen (Religionen und Völker werden und vergehen) und Symbolen auf (Apfel, Baum, Mensch, Himmel, Erde, Hölle, Teufel).

Diese Archetypen lassen sich in allen Weltreligionen und selbst bei Naturvölkern finden. Man könnte sie als die gemeinsame Sprache der Menschen bezeichnen.

Tatsächlich fällt vielen Menschen heute das Lesen der Bibel sehr schwer. Die Sprache und die Symbolik sind unserem heutigen Geiste oft nicht mehr zugänglich. Hätten sich die Geschichten weiter mündlich überliefert, hätten sie sich wahrscheinlich immer wieder gewandelt und wären „modern“ geworden.

Einige Geschichten, wie das Leben Jesu, die Geburt (zu Weihnachten), die Passion (zu Ostern) und seinen Aufstieg in den Himmel (zu Pfingsten) kennen heute die meisten Menschen auch ohne jemals die Original-Bibel gelesen zu haben.
Es gibt viele vereinfachte Schriften, die die wichtigsten Geschichten und Gleichnisse wiedergeben.

Auch heute gibt es Menschen, die Geschichten oder Weisheit von Gott empfangen (Neale Donald Walsh „Gespräche mit Gott“). Die Grundaussagen ähneln sich auch 2.000 bis 3.000 Jahre später (Selbstlosigkeit, Hingabe, Dankbarkeit, Nächstenliebe). Allerdings ist der Gott des Autors Walsh weiblich oder geschlechtsneutral (kein Vater, kein Herr).

Zusammenfassung

  • Das Alte Testament und das Neue Testament sind Teile der christlichen Bibel.
  • Das Alte Testament geht vermutlich auf Sagen, Mythen und alte religiöse Gestalten zurück, die bereits den Kulturen der Sumerer und Babylonier bekannt waren.
  • Im Alten Testament werden der Ursprung der Menschheit, der Sündenfall und die Wirrungen der Menschen auf der Suche nach Gott beschrieben.
  • In der jüdischen Kultur ist das Alte Testament als Tanach die alleinige Heilige Schrift.
  • Teile des Alten Testaments finden sich auch im Koran, der Heiligen Schrift der Moslems, wieder.
  • Nur die Christen haben ein Neues Testament, in dem es hauptsächlich um die Lebensgeschichte des Messias (Erlösers) Jesus Christus geht.
  • Inhaltlich baut das Neue Testament auf dem Alten auf und ergänzt es.
  • Durch Jesus Leben und Wirken können die Menschen die Freiheit von der Sünde und so zu Gott zurückfinden.
  • Das Alte Testament ist mindestens 3.000 Jahre alt und das Neue Testament entstand vor rund 2.000 Jahren.

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