6 Gründe, Warum Ägypten ein Geschenk des Nils ist
Ägyptens Landschaft ist vor allem von Wüsten und Halbwüsten mit sehr wenig Niederschlägen geprägt. Ohne die lebensspendende Kraft des längsten Flusses der Erde, des Nils, wären Trinkwassergewinnung und Landwirtschaft dort undenkbar. Eine der ersten Hochkulturen der Welt, das Alte Ägypten, konnte nur durch die besonderen Eigenschaften dieses für das Land bis heute wichtigen Stroms entstehen.
Und so entstand an diesem Fluss zunächst Landwirtschaft, Vorratshaltung, Arbeitsteilung und Handel. Diese Meilensteine der Menschheitsgeschichte ermöglichten die Bildung eines Staates mit Zentralverwaltung und Militär. Errungenschaften wie Schrift und frühe Rechtsordnung machten eine Zivilisation möglich, welche ohne den Nil niemals entstanden wäre.
Inhalt
- 1 Entstehung des Alten Ägyptens am Nil
- 2 Warum siedelten die Menschen des Alten Ägyptens am Nil
- 3 Bedeutung der Nilschwemme für die Alten Ägypter
- 4 Bedeutung des Ackerbau für das Alte Ägypten
- 5 Bedeutung der Bewässerungskanäle am Nil für Alte Ägypten
- 6 Erfindungen im Alten Ägypten, welche durch den Ackerbau am Nil entstanden
- 7 Bedeutung des Nils im heutigen Ägypten
- 8 Zusammenfassung
Entstehung des Alten Ägyptens am Nil
Das alte Ägypten entstand etwa 3000 Jahre vor Christi Geburt (v. Chr.), also etwa 5000 Jahre vor heutiger Zeit. Damals vereinigte der König Menes die Gebiete der alten Ägypter zu einem gemeinsamen Reich und wurde damit zum ersten Pharao. Davor waren die Ägypter als lose Bauerngemeinschaften organisiert, in denen sie Ackerbau und Viehzucht betrieben.
Sie lebten vor allem in kleinen Siedlungen entlang des Flusses Nil und bauten dort Getreide an. Die alten Ägypter nannten den Nil zunächst nur „großer Fluss“. Der Name Nil entstand später, als es mehr Kontakte zu den alten Griechen gab, die den Fluss „Neilos“ nannten. Da zwischen Griechen und Ägyptern später ein reger kultureller Austausch bestand, übernahmen die Ägypter diesen Namen.
Warum siedelten die Menschen des Alten Ägyptens am Nil
Das Gebiet des heutigen Ägypten war schon zu damaliger Zeit sehr trocken und von weiten Wüsten bestimmt. Damit die Bauern Ackerbau betreiben konnten, brauchten sie daher eine zuverlässige Wasserquelle. Die wenigen Oasen reichten dafür nicht aus, und so blieb als einzige Möglichkeit nur der Nil, der sich als riesiger Strom von Norden nach Süden durch ganz Ägypten zieht.
Bedeutung der Nilschwemme für die Alten Ägypter
Doch die alten Ägypter sahen sich vor ein Problem gestellt: Zwar führte der Nil sehr viel Wasser, doch der Ackerbau war nur an einem schmalen Streifen entlang seines Ufers möglich. Daneben herrschte Wüste, und große Felder mit Getreide konnte man in dem trockenen und nährstoffarmen Sand nicht anlegen. Doch mit der Zeit erkannten die alten Ägypter, dass der Nil zuverlässig einmal im Jahr über die Ufer trat und größere Gebiete überschwemmte. Wenn der Fluss sich nach drei Monaten wieder zurückzog, hinterließ das Wasser einen dunklen und nährstoffreichen Schlamm.
Auf diesem Schlamm konnte man sehr gut Getreidefelder anlegen, allerdings trockneten diese in der Hitze schnell wieder aus. Deshalb mussten die alten Ägypter eine Möglichkeit finden, auch nach der jährlichen Überflutung ständig Wasser auf ihre Felder zu leiten. Sie begannen daher damit, Kanäle und Speicherbecken zu bauen, die das Wasser des Nils für den Ackerbau nutzbar machten.
Bedeutung des Ackerbau für das Alte Ägypten
Durch die Bewässerungssysteme konnten die alten Ägypter nun zwar ihre Felder bestellen, jedoch waren der Bau und die Instandhaltung der Kanäle sehr kompliziert und mit viel Arbeit verbunden. Die Bauern begannen daher, sich in sogenannten Gauen zusammenzuschließen, um sich gemeinsam um die Bewässerung zu kümmern. Dazu mussten sie genaue Absprachen treffen, Arbeitskräfte einteilen und einen möglichst genauen Kalender für die jährlichen Überschwemmungen und die Aussaat des Getreides erstellen. All das musste verwaltet werden, und so entstanden die ersten größeren Bezirke, die Gaue. Wie wichtig der Kanalbau für diese Verwaltungseinheiten war, zeigt sich an der Namensgebung für die Fürsten dieser Bezirke: Sie hießen auf Alt-Ägyptisch „Der, der die Kanäle baut“.
Bedeutung der Bewässerungskanäle am Nil für Alte Ägypten
Mit der Zeit wurden diese Fürsten immer mächtiger, und sie begannen sich schließlich im Streit um fruchtbares Land gegenseitig zu bekriegen. Einer dieser „Kanalfürsten“ war Menes, der sich in den Konflikten durchsetzte. Er vereinigte alle Gaue ober- und unterhalb des Nils zu einem gemeinsamen Reich und wird der erste Pharao genannt. Pharao war seitdem der Titel für den ägyptischen König und heißt auf Alt-Ägyptisch „großes Haus“. Aufgabe des Pharaos war es, den Bau und die Reparatur aller Bewässerungskanäle anzuleiten und zu überwachen.
Im Gegenzug mussten die Bauern einen Teil ihrer Ernte an den Pharao abgeben, mit dem er die Baumeister und Arbeitskolonnen bezahlte. Dazu musste er den Überblick behalten, wer noch Getreide zu liefern hatte und wessen Familie noch Arbeitskräfte für den Kanalbau abstellen musste. Aus dieser Notwendigkeit heraus entstand die Hieroglyphen-Schrift (eine Bild-Schrift) des Alten Ägypten.
Erfindungen im Alten Ägypten, welche durch den Ackerbau am Nil entstanden
Mit einer eigenen Schrift konnten nun Listen über Liefermengen geführt und Verträge über Bauaufträge aufgeschrieben werden. Auch musste man sich auf eine Methode einigen, um das angelieferte und ausbezahlte Getreide zu zählen. So kam es erstmals in der Geschichte zu der Verwendung von einheitlichen Maßeinheiten, vergleichbar dem heutigen Kilogramm. Außerdem brauchte der König spezialisierte Angestellte, die sich nur für ihn um die Zählung, Einteilung und Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben kümmerten.
So entstanden die ersten Verwaltungsbeamten der Welt. Auch benötigten die Kanalbauer für ihre Arbeit spezielle Werkzeuge aus Stein und Kupfer, auf deren Herstellung sich die ersten reinen Handwerker spezialisierten.
Diese Beamten und Handwerker arbeiteten nicht mehr auf den Feldern, sondern verdienten ihren Lebensunterhalt in der Verwaltung und den Werkstätten. Es wurde nicht mehr untereinander getauscht, sondern das Getreide diente als allgemeines Zahlungsmittel, und eine erste Geldwirtschaft entstand. Auch begann sich die Gesellschaft nun in einzelne Schichten von Königshaus, Beamten, Handwerkern und Bauern zu gliedern. Der Überschuss an Getreide wurde vom Pharao zudem gelagert und konnte in Kriegszeiten zu Bezahlung und Unterhalt einer eigenen Streitmacht dienen. Der erste Staat mit Schrift, Armee und Verwaltung war entstanden.
Bedeutung des Nils im heutigen Ägypten
In der Folgezeit waren die regelmäßigen Überschwemmungen mit dem nährstoffreichen Schlamm weiter die Grundlage für die ägyptische Landwirtschaft. Es kam jedoch immer wieder zu Niedrigwasser-Perioden, in denen die Überschwemmung ganz ausblieb und das Wasser nicht zur Umleitung in die Kanalsysteme ausreichte. Ganze Reiche konnten über diese Dürren in eine Krise geraten. Mit der Verfügbarkeit von Dünger in der neueren Zeit wurde ab etwa dem 19. Jahrhundert heutiger Zeitrechnung der Schlamm dann weniger wichtig.
Der große Strom des Nils blieb jedoch bis heute die einzige nennenswerte Wasserquelle im Land. Man wollte nun jedoch nicht mehr von Jahren mit Niedrigwasser überrascht werden und die Kanäle das ganze Jahr über bewässert halten. Daher wurde um 1900 mit dem Bau eines ersten Staudamms begonnen. Nun trat der Nil zwar nicht mehr über die Ufer, das angestaute Wasser stand aber das ganze Jahr über zur Verfügung. 1960 errichteten die Ägypter dann den gewaltigen Assuan-Staudamm, welcher heute für einen Großteil der Wasserversorgung im Land sorgt.
Die Wassermassen des Nil betreiben außerdem ein im Staudamm eingebautes Wasserkraftwerk und ermöglichen eine ganzjährige Landwirtschaft. Der Nil ist daher auch heute noch Ägyptens unverzichtbare Lebensader.
Zusammenfassung
- Durch den Nil ergaben sich für Ägypten 6 Vorteile.
- Ägypten ist ein Geschenk des Nils, da durch Nilschlamm – welche die jährliche Nilschwelle hervorbrachte – Ackerbau möglich wurde
- Dieser Ackerbau führte zur Sesshaftigkeit und erste Siedlungen entstanden im Nildelta und an anderen Stellen am Nilufers.
- Ackerbau und Viehzucht machten es möglich, dass Vorräte angelegt werden konnten.
- Durch Vorratshaltung konnten nicht benötigte Reserven mit anderen Menschen getauscht werden.
- Der Tauschhandel machte es möglich, dass nicht jeder Siedler zwingend eigene Lebensmittel anbauen musste. Stattdessen konnte dieser Textilien herstellen oder Ähnliches und diese Waren gegen Nahrung eintauschen. Dies war die Geburtsstunde der Arbeitsteilung.
- Durch Arbeitsteilung entstanden Kultur, Wissenschaft, Verwaltung und Rechtswesen – wodurch die Zivilisation geprägt wurde.