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Was bedeutet Appell: Bedeutung, Synonyme, Beispiele


was bedeutet appell

Der Appell (lateinisch: appellare = anreden) ist in seiner geläufigsten Verwendung ein öffentlicher Aufruf, der Hilfe oder Verbesserung erbitten soll, oder eine Mahnung, die aufrütteln soll. Der Begriff hat allerdings noch weitere Bedeutungsebenen. In der zwischenmenschlichen Kommunikation ist er laut Wissenschaft sogar allgegenwärtig und sein Erscheinen reicht vom lauten Mahnruf bis hin zur versteckten, unbewussten Botschaft. Worte, die anstelle von „Appell“ auch genutzt werden können, sogenannte Synonyme, sind je nach Bedeutung: Aufruf, Mahnruf, Hilferuf, Ansprache, Einwendung, Anweisung, Widerspruch, Protest, Alarm oder Befehl. Je nach Kommunikationsstil unterscheidet man verschiedene Appellarten, Appellformen und Modelle.

Was bedeutet Appell: Herkunft und Bedeutungsebenen

Appell ist ein Lehnwort, was bedeutet, dass es aus einer anderen Sprache stammt und ins Deutsche übernommen worden ist. Dies geschieht meist, wenn das fremde Wort eine sprachliche Lücke schließt. Im Fall von Appell ist diese andere Sprache das Französische. Mit den Übersetzungsmöglichkeiten „Ruf“ und „Aufruf“ kommt die Bedeutung des französischen „appel“ dem deutschen „Appell“ schon sehr nahe.

Ursprünglich geht der französische Begriff seinerseits auf das Lateinische zurück. Dort findet sich das Verb „appellare“, das aus „ap“ für „an, zu“ und „pellere“ für „stoßen, treiben“ besteht. Die Übersetzungsmöglichkeiten reichen dabei von „jemanden mahnen“ oder „aufrufen“ über „nennen, bezeichnen“ bis hin zu „jemanden ansprechen“ im Sinne von „begrüßen“.

Die sprachliche Lücke im Deutschen, die durch „Appell“ geschlossen wird, ergibt sich aus den Bedeutungsmöglichkeiten. „Mahnruf“ und „Aufruf“ können zwar als Synonyme verwendet werden, bilden jedoch wie alle anderen Synonyme nicht alles ab, was ein „Appell“ sein kann.

Der Begriff des Appells kommt in verschiedenen Bereichen mit teils sehr unterschiedlicher Bedeutung vor. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist der Appell meist als Aufruf, dringende Aufforderung oder Mahnung zu verstehen und wird häufig öffentlich an eine Person oder eine größere Gruppe gerichtet.

Jägersprache, Tanzfigur, Fechtbewegung

Wenig bekannt, weil sehr spezifisch, ist die Verwendung des Begriffs als Name für eine vorwiegend festkochende Kartoffel, eine Figur beim Tanz Paso Doble und eine Bewegung der klassischen Fechtschule. In der Jägersprache ist mit dem Appell der Gehorsam des Jagdhundes gemeint.

Militärischer Gebrauch

Deutlich bekannter ist da schon der Appell im militärischen Sinne, allerdings kommt der Begriff auch hier mit verschiedenen Bedeutungen vor. Ursprünglich stand er als Bezeichnung für das Signal, mit dem Soldaten zusammen- und dazu aufgerufen wurden, sich in geordneter Formation aufzustellen.

Inzwischen wird das gesamte Prozedere als Appell bezeichnet, bei dem die Soldaten sich nicht nur versammeln und formieren, sondern auch Meldung machen und zumindest beim Morgenappell auf ihre Anwesenheit überprüft werden. In diesem Sinne wird der Appell nicht „an jemanden gerichtet“, sondern es wird „zum Appell gerufen“ und „angetreten“. Nur die Marine verwendet hierfür den Begriff der Musterung.

Der Appell als eine solche Versammlung kann allerdings auch in anderen Gruppen praktiziert werden und nur auf das Vorbild des militärischen Appells zurückgehen. Zudem gibt es die Verwendung des Appells im Sinne des Befehls.

Gebrauch in der Kommunikation

Meistens wird der Appell in der zwischenmenschlichen Kommunikation verwendet. Mit diesem Begriff des Appells befassen sich Philosophie, Psychologie, Sprachwissenschaft (Linguistik) und Literaturwissenschaft. In jedem Fall wird der Appell als Mittel der Kommunikation von einer Person oder Gruppe, dem sogenannten Sender, an eine andere Person oder Gruppe, dem sogenannten Empfänger, gerichtet. Der Appell beinhaltet immer die Absicht des Senders, den Empfänger zu beeinflussen. Er soll nach Ansicht des Senders entweder eine Handlung ausführen oder sie gezielt unterlassen.

Beispiele:

  • Appell, eine Handlung vorzunehmen: Fahrt mit dem Fahrrad! Das ist besser für das Klima!
  • Appell, eine Handlung zu unterlassen: Fahrt nicht mit dem Auto! Das ist besser für das Klima!

Dabei muss der Appell nicht immer mit Worten, also verbal geäußert werden. Ein Appell kann auch ganz ohne Worte stattfinden, also nonverbal sein.
Hier ein Beispiel:

  • Situation: Sender will, dass Empfänger zu ihm rüber kommt.
  • Verbaler Appell: „Komm mal her!“
  • Nonverbaler Appell: Zu sich winken.

Oder ein zweites Beispiel:

  • Situation: Sender fühlt sich vom auf ihn zukommenden Empfänger bedrängt.
  • Verbaler Appell: „Stopp!“
  • Nonverbaler Appell: Stoppend die Handflächen entgegen strecken.

Die drei Arten von Appellen

Der Philosoph Aristoteles hat in „Rhetorik“ die drei Arten der Appelle nach „Logos“, „Pathos“ und „Ethos“ benannt und als rhetorische Mittel definiert. Man unterscheidet demnach zwischen rationalen, emotionalen und moralischen Appellen. Alle drei sprechen die psychische Struktur des Empfängers auf unterschiedliche Weise an. Beginnen wir mit dem rationalen Appell.

Rationaler Appell

Beim rationalen Appell (Logos) führt der Sender Nutzen und Vorteile für den Empfänger als logische Gründe an. Er „appelliert“ an dessen Verstand und will eine logische Schlussfolgerung mit dem Appell bewirken.

Das kann zum Beispiel so sein…
„Bei den Benzinpreisen – nimm für die kurze Strecke doch lieber das Fahrrad anstelle des Autos. Dann hast du auch keinen Stress wegen der Parkplatzsuche.“

Der Sender spricht demnach den Empfänger mit rationalen und logisch nachvollziehbaren Gründen an, um so das Verhalten oder Handeln seinen Gegenübers zu ändern bzw. ein bestimmtes Verhalten hervorzurufen. Umgangssprachlich sagt man auch:

„Ich appelliere an deinen Verstand.“

Und auch damit beeinflusst der Sender dem Empfänger. Denn die aufgeführten Gründe sind rational so logisch, dass dieser zum Fahrrad greifen muss. Ansonsten würde er zugeben müssen, dass er keinen Verstand hat bzw. seine Intelligenz nicht ausreicht, um die Zusammenhänge dieser Logik zu erkennen.

Emotionaler Appell

Beim emotionalen Appell (Pathos) versucht der Sender mit seinen Argumenten, Gefühle beim Empfänger auszulösen. Diese können positiv oder negativ sein.

  • Beispiel mit positivem Gefühl Stolz: „Denk daran, wie stolz du sein wirst, wenn du heute mal das Fahrrad nimmst und die ganze Strecke schaffst!“
  • Beispiel mit negativem Gefühl Schuld: „Hattest du mir und dem Arzt nicht versprochen, dich mehr zu bewegen? Nimm für die kurze Strecke doch lieber das Fahrrad!“

Durch diese Form der Kommunikation sollen also Emotionen beim Empfänger geweckt werden, welche dazu führen sollen, dass er die vom Sender gewünschte Handlung vollzieht. Umgangssprachlich sagt man:

„Ich appelliere an deine Gefühle oder Ich appelliere an dein Herz“

Auch diese Form ist hoch manipulativ. Denn falls der Empfänger nicht auf den Appell eingeht, muss dieser sich eingestehen, dass er keine Gefühle hat oder dass ihm die Gefühle des Senders nicht wichtig genug sind.

Moralische Appell

Beim moralischen Appell (Ethos) versucht der Sender den Empfänger als soziales und empathisches Wesen zu beeinflussen. Er „appelliert“ dabei nicht unbedingt nur an dessen Gerechtigkeitssinn oder seine Hilfsbereitschaft, sondern auch an das Bedürfnis des Empfängers, sich sozial konform zu verhalten. Hier das Beispiel: „Angesichts der Klimakrise: Nimm doch lieber das Fahrrad.“

In diesem Fall stellt sich der Sender über den Empfänger, indem er ihn durch Moral zu dominieren versucht. Umgangssprachlich sagt man:

„Ich appelliere an deine Moral oder ich appelliere an deine Wertvorstellung oder ich appelliere daran, dass du weißt, was das Richtige ist“

Der moralische Appell ist wahrscheinlich der manipulativste, da das Soziale in jedem Menschen anhängt. Und diese Form zielt darauf ab, was wir für Gerechtigkeit halten, was wir für Tugenden in uns tragen und welche Werte wir vertreten. Jemand, welcher auf diesen Appell nicht eingeht, gilt für den Moment als unmoralisch bzw. unethisch. Und in unserer Gesellschaft kann eine Person ohne Moral als wertlos diffamiert werden.

Die vier Formen der Appelle

Das Organon Modell von Karl Bühler ist eines der wichtigsten Kommunikationsmodelle der Sprachwissenschaft. Hierin wird bei der Kommunikation durch Sprache von den drei Teilen Sender, Empfänger und Sachverhalt ausgegangen. Alles, was als Sprache zur Kommunikation genutzt wird, ist darin das sprachliche Zeichen.

Hierbei handelt es sich nicht immer nur um Worte, sondern zum Beispiel auch um Laute. Jedes sprachliche Zeichen hat wiederum immer drei Funktionen: Die Ausdrucksfunktion, die Darstellungsfunktion und die Appellfunktion. Das bedeutet, dass jedes vom Sender geäußerte sprachliche Zeichen also auch immer ein Appell ist. Die Appellfunktion muss dabei allerdings nicht immer im Vordergrund stehen. Für den Sender muss die Appellfunktion also nicht das vorrangige Ziel seiner Äußerung sein, ist aber trotzdem immer vorhanden.

Der Appell ist in folgenden vier Formen möglich:

  • Aufforderung: „Gib mir mal das Salz rüber.“
  • Befehl: „Gib mir das Salz! Sofort!“
  • Bitte: „Könntest du mir bitte mal das Salz reichen?“
  • Überredung: „Wenn du mir das Salz reichst, muss ich dafür nicht über deinen Teller greifen.“

Die Unterscheidung kann mitunter sehr schwierig sein, da sich die Aufforderung irgendwo zwischen Befehl und Bitte befindet.
Darüber hinaus kann er direkt oder indirekt geäußert werden. Im angeführten Beispiel ist die Überredung im Gegensatz zu den anderen ein indirekter Appell. Recht eindeutig ist er in dem Fall trotzdem. Deutlich verdeckter ist der indirekte Appell im Beispiel zu Schulz von Thuns Kommunikationsmodell.

Kommunikationsmodell von Schulz von Thun

Nach dem Vier-Ohren-Modell oder auch Vier-Seiten-Modell des Psychologen Friedemann Schulz von Thun gibt es ebenfalls in der Kommunikation zwischen zwei oder mehr Menschen immer einen Sender, einen Empfänger und eine Nachricht.

Allerdings besteht jede Nachricht aus vier Seiten. Dabei handelt es sich um: Sachverhalt, Selbstkundgabe, Beziehung und Appell. Der Sender füllt unbewusst immer alle vier Seiten mit Informationen.

Der Empfänger „hört“ ebenso unbewusst auch bei jeder Nachricht Informationen zu allen vier Seiten. Doch was der Sender mitteilen wollte und was tatsächlich beim Empfänger ankommt, muss nicht immer identisch sein.

Das ist sogar eher selten der Fall und der Grund, warum es in der Kommunikation so häufig zu Missverständnissen kommt. Das berühmte Beispiel zu dem Modell ist ein Fall, in dem die Ehefrau ihrem Ehemann etwas zu essen serviert und er äußert: „Da ist etwas Grünes.“

Auf Sachebene ist das nicht mehr als eine Feststellung, auf der Ebene der Selbstkundgabe teilt er mit, dass er nicht weiß, was das ist und auf der Beziehungsebene geht er davon aus, dass die Frau weiß, was das ist. Sein Appell dahinter ist nichts weiter als die Aufforderung ihm mitzuteilen, was das Grüne ist.

Die Frau hingegen hört nur auf der Sachebene das Gleiche wie der Mann. Ansonsten geht sie davon aus, dass er ihr mitteilen wolle, es würde ihm nicht schmecken, sie eine schlechte Köchin sei und das Grüne in Zukunft weglassen solle.

Die Chancen, verstanden und nicht missverstanden zu werden, wären für den Ehemann größer gewesen, hätte er statt des indirekten den direkten Appell geäußert.

Beispiel in Form einer Bitte: „Sage mir bitte, was das Grüne ist.“

Deshalb ist das Vier-Ohren-Modell seinerseits ein Aufruf dazu, die Appellseite seiner Nachrichten so unmissverständlich wie nur möglich zu äußern und verdeckte Appelle zu vermeiden.

Allerdings können verdeckte Appelle bewusst oder unbewusst auch zu Manipulationszwecken genutzt werden. Ein Weinen des Senders in Gegenwart eines Empfängers kann so eine Manipulation sein, die zum Mitgefühl zeigen und Trösten auffordern soll.

Zusammenfassung

  • Das Wort Appell leitet sich vom französischen „appel“ ab, das wiederum vom lateinischen „appellare“ stammt.
  • Die gebräuchlichsten Wortbedeutungen sind: öffentlicher Aufruf, dringende Aufforderung, aufrüttelnde Mahnung.
  • Ein Appell in der Kommunikation ist immer der Versuch eines Senders, einen Empfänger zu beeinflussen, um ihn entweder zu einer Handlung zu bewegen oder von einer Handlung abzuhalten.
  • Die drei Arten des Appells sind: rationaler, emotionaler und moralischer Appell.
  • Die vier Formen des Appells sind: Aufforderung, Bitte, Befehl und Überredung.
  • Der Begriff des Appells wird in den Kommunikationsmodellen von Bühler (Organon Modell) und Schulz von Thun (Vier-Ohren-Modell) benutzt und näher untersucht.
  • Appelle können direkt oder indirekt geäußert werden. Dabei können indirekte Appelle bewusst oder unbewusst verdeckt sein.
  • Der Appell im militärischen Sinne hat eine ganz andere Bedeutung und wird an niemanden gerichtet, sondern es wird entweder zum Appell gerufen oder er wird angetreten.

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