Wer waren die Byzantiner und wo lebten sie
In der Spätantike, im Jahr 395, spaltete sich das Römische Reich in Ostrom und Westrom auf. Das Oströmische Reich war dank seiner Hauptstadt bald auch als Byzantinisches Reich bekannt, das von Byzanz aus regiert wurde. Erst im 15. Jahrhundert endete das einflussreiche Reich. Als seine Einwohner werden heute die Byzantiner bezeichnet.
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Wer waren die Byzantiner
Ihren Namen verdanken die historischen Byzantiner der damaligen Hauptstadt Konstantinopel, die früh vor allem als Byzanz bekannt war. Das einstige Konstantinopel ist der geschichtliche Vorgänger der heutigen türkischen Metropole Istanbul. Byzanz bzw. Byzantion begann im 6. Jahrhundert v. Chr. als griechische Kolonie, was auch einen kulturellen Einfluss auf das spätere Reich hatte. Erst später tauchte der Name Konstantinopel auf.
Byzanz lag wie das heutige Istanbul direkt am Bosporus und profitierte so von einer strategisch günstigen Lage am Mittelmeer. Auch deshalb kürte Kaiser Konstantin im 3. Jahrhundert als Hauptstadt des Oströmischen Reiches. Tatsächlich verstanden sich die Byzantiner historisch selbst nicht als solche, sondern zur Zeit des Oströmischen Reiches vor allem als Römer. Hier lebten zugleich zahlreiche ethnische Gruppen – von Griechen über Armenier und Slawen bis zu zeitweise den Ägyptern und Syrern. Der Name Byzantiner ist ein geschichtlich nachträglich verwendeter Begriff für die Einwohner des Byzantinischen Reiches.
Wo und wann lebten die Byzantiner
Über 1000 Jahre existierte das Byzantinische Reich. Beginnend von der Spätantike über das Spätmittelalter hinaus prägte das Kaiserreich den östlichen Mittelmeerraum. Je größer das Römische Reich sich historisch ausdehnte, desto schwerer war es zu verwalten. Spätestens im 3. Jahrhundert n. Chr. entwickelte sich ein Mehrkaisertum: Das einst vereinte Römische Reich wurde in Ostrom und Westrom aufgespalten. Beide Teile gemeinsam wurden jedoch weiterhin als Imperium Romanum begriffen – als gemeinsames Römisches Imperium. Doch Westrom endete im 5. Jahrhundert durch Machtkämpfe und im 6. Jahrhundert durch dein Einfall der elbgermanischen Langobarden.
Das Byzantinische Reich selbst existierte eigenständig bis in das 15. Jahrhundert weiter. Im Jahr 1453 beendete der Einfall der Osmanen in Konstantinopel das historische Reich. Die Zeitspanne von der Gründung des Oströmischen Reiches im 3. Jahrhundert bis zu dessen Ende im 15. Jahrhundert ist die Zeitepoche der Byzantiner. Dabei erstreckte sich das Byzantinische Reich zeitweise von Rom über den Balkan und Kleinasien nach Ägypten und Karthago und bildete so eine Heimat, die fast den ganzen östlichen und teilweise den westlichen Mittelmeerraum einnahm. Diese größte Ausdehnung erreichte das Reich unter Kaiser Justinian im Jahr 565. Danach schrumpfte auch das Byzantinische Reich, hielt sich jedoch bis in das Mittelalter robust. Als letzter Kaiser galt Konstantin XI., der im Jahr 1453 bei der Verteidigung von Konstantinopel starb.
Kultur, Sprache und Religion der Byzantiner
Kulturell bildete das Byzantinische Reich aufgrund seiner Wurzeln einen faszinierenden Mix: Staatsstrukturen, die vom antiken Rom beeinflusst waren, trafen auf eine östliche vor allem von den Griechen geprägte Mittelmeerkultur und den frühen christlichen Glauben. Weil es sich zeitweise auf einen Großteil des Mittelmeerraums ausdehnte, umfasste das Oströmische und später das Byzantinische Reich einen vielfältigen Mix aus Kulturen.
Doch neben einer einheitlichen Staatsstruktur einten viele der Anwohner ein Weiteres: Der weitverbreitete christliche Glaube. Als einflussreich galt die sogenannte Konstantinische Wende, die Verbreitung des Frühchristentums unter den römischen Kaiser Konstantin im Jahr 313. Die Mailänder Vereinbarung dieses Jahres erlaubte die freie Religionsausübung auch für Christen. Konstantin war zugleich der erste Kaiser, der seinen Herrschaftssitz nach Osten verlegte: Nach Konstantinopel, das in Folge nach ihm benannt wurde. Im Schatten dieser Erlasse von Konstantin entwickelte sich in Byzanz die frühe orthodoxe Kirche, die bis heute von jener Epoche wesentlich geprägt ist.
Während im Byzantinischen Reich das Frühchristentum und die orthodoxe Kirche die Bewohner religiös prägten, verstanden sich viele historisch als Römer. So war ein Teil des Reichs vor allem vom Latein sprachlich geprägt. Doch durch die griechischen Wurzeln, die sich teils kulturell durch das Reich zogen, nahmen auch alt- und mittelgriechisch einen großen Raum ein. Das Griechische wurde zur Kirchensprache in der Region. Noch heute spielt das Griechische in der orthodoxen Kirche eine große Rolle.
Einfluss der Byzantiner
Das historische Byzanz, die Heimat der Byzantiner, hat über das mehr als tausend Jahre lange Bestehen einen großen kulturellen Einfluss auf Geschichte und Gegenwart. So flossen durch den Einfluss von Byzanz nicht nur römisches Staatswesen und griechische Kultur mehr und mehr in den östlichen Mittelmeerraum ein, auch das frühe Christentum war wesentlich von Byzanz geprägt. Noch heute lassen sich im östlichen Mittelmeerraum zahlreiche Bauwerke aus byzantinischer Zeit entdecken.
Weltberühmt ist beispielsweise die Hagia Sophia in Istanbul, die im 6. Jahrhundert entstand und einen Hinweis auf den kulturellen und religiösen Einfluss des Byzantinischen Reiches gibt. Der Architekturstil prägte lange den Mittelmeerraum – hier lassen sich noch heute zahlreiche Bauwerke der Epoche bestaunen. Viele davon in Istanbul, wie die Cisterna Basilica und die Theodosianische Mauer.
Zu den bedeutenden historischen Personen jener Zeit gehört neben den Kaisern der Geschichtsschreiber Prokop, der als einer der letzten großen Historiker der spätantiken Epoche gilt – und einen Einblick in das Leben jener Zeit lieferte. Auch nahm die Verehrung von Reliquien und Ikonen aus jener Zeit immer mehr religiöse Bedeutung ein. Der Fall von Byzanz im 15. Jahrhundert hatte auch einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf eine weitere kulturelle Entwicklung. Viele Gelehrte, Künstler und Dichter jener Zeit flohen nach der Belagerung Konstantinopels nach Italien. Darunter auch der Diplomat und Gelehrte Manuel Chrysoloras, der mit seinen Lehren half, die antiken Sensibilitäten von Byzanz in den Westen zu bringen. Hier stieß er auf einen kulturell fruchtbaren Boden.
Der Einfluss antiker und byzantinischer Lehren ist gar nicht zu unterschätzen beim Aufkeimen der italienischen Renaissance im 15. Jahrhundert. Der kulturelle Einfluss von Byzanz ist auch hier zu spüren, nach dem Ende des eigentlichen Byzantinischen Reiches. Und so reichte der Einfluss der Byzantiner über das Bestehen des Byzantinischen Reiches hinaus.