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Habitat


was ist ein habitat definition und bedeutung

Das Habitat (lateinisch: habitare = wohnen) ist der Lebensraum einer bestimmten Tier-, Pflanzen– oder Pilzart bzw. einer anderen Spezies, wie Bakterien oder Protisten. Anders als die Begriffe Lebensraum oder Ökosystem wird das Habitat nicht für das Zusammenkommen, Zusammenleben oder die Wechselbeziehungen zwischen verschiedenen Arten verstanden, sondern bezieht sich nur auf eine bestimmte Spezies oder auf eine Population gleichartiger Lebewesen.

Was bedeutet Habitat: Definition, Ursprung, Herkunft und Bedeutungswandel

Die Verwendung des Wortes „Habitat“ geht auf den Naturforscher Carl von Linne (1707 – 1778) zurück, welcher die binäre Nomenklatur in die Biologie einführte. Dadurch schuf er die Grundlage für die heutige Systematik in der Zoologie und Botanik, welche auf die Einteilung nach Klassen, Ordnungen, Familien, Gattungen und Arten beruht. In seinem Werk „Species Plantarum„, welches 1753 erschien, beschrieb Linne alle bekannten Pflanzenarten und führte den Begriff „Habitat“ in die Naturwissenschaft ein.

Schon Linne meinte mit dem Begriff einen Standort der Pflanzen, welcher sich je nach Pflanzenart unterscheiden konnte. Seit 1917 existierte der Begriff einer ökologischen Nische, geprägt durch den Naturforscher Joseph Grinnell. Beide Begriffe werden in der modernen Ökologie miteinander verknüpft. So ist die ökologische Nische das Wirkungsgefüge, welches von einer Spezies ausgeht und welches von Umweltfaktoren abhängig ist, auf denen die Spezies wiederum auch Einfluss ausübt.

Man kann auch sagen, dass die Nische der Beruf oder die Stellung einer Spezies in einem Ökosystem beschreibt. Die Umweltfaktoren sind jene Bedingungen, welche Nische möglich machen. Das Habitat ist der Ort, an welchem die Organismenart diesen Beruf ausübt.

Und da jedes Lebewesen von bestimmten Umweltfaktoren (z.B. Licht, Wasser) abhängig ist, aber bestimmte Umweltfaktoren nur in einem gewissen Ausmaß (z.B. Salz) tolerieren kann – stellt die Spezies einige Anforderungen an ihr Habitat, um ihre ökologische Rolle wahrnehmen zu können. Dadurch fallen die Habitate, je nach ökologische Nische, artspezifisch unterschiedlich aus.

Der Habitats-Begriff wurde im deutschen, französischen und spanischen Sprachraum dazu genutzt, um die Anfordernungen einer Art an seine Umwelt zu beschreiben bzw. um einen Ort zu beschreiben, welcher diese artspezifischen Anforderungen erfüllt. Er wurde demnach autoökologisch genutzt.

Was bedeutet das?
Die Ökologie der Arten, auch als Autoökologie bezeichnet, ist ein eigener Themenkomplex und Forschungsschwerpunkt der Ökologie. Diesem steht die Populationsökologie und die Synökologie, als Ökologie der Lebensgemeinschaft, gegenüber. Im englischsprachigen Raum wurde der Habitats-Begriff autoökologisch und synökologisch genutzt, wodurch es zu einem Deutungswandel kam. Und deshalb werden in einiger Literatur die Begriffe Biotop, Lebensraum und Habitat synonym verwendet.

Habitate der Pflanzen und Tiere

Das Habitat ist der Ausschnitt eines Biotops, welchen bestimmte Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum nutzen. Anders als der Lebensraum, welcher ganze Flora und Fauna eines Gebietes umfasst, wird durch das Habitat nur der Lebensraum einer Spezies beschrieben. Falls sich die Habitate im Lebenszyklus der Organismenart ändern oder an bestimmte Lebensprozesse gekoppelt sind, wird zwischen Laich-, Brut-, Nahrungs- und Nisthabitaten unterschieden.

Mikrohabitat und Merotop

Die kleinste Einheit eines Biotops wird als Merotop verstanden. Da in einiger Literatur das Biotop und Habitat gleichbedeutend verwendet werden, würde demnach das Merotop als kleinste Struktur eines Habitats gelten.

Mikrohabitate sind sehr kleine Habitate, welche von einer Organismenart oder Lebensgemeinschaft bevorzugt werden. So nisten einige Taubenarten in Spechthöhlen, bilden dort eine ökologische Nistnische, weshalb dies als Mikrohabitat oder Baumhabitat betrachtet wird. Auch Harzfluss, Vogelnester, abgelöste Baumrinde, Moose oder abgelegte Hüllen von Krebstieren können als Mikrohabitat angesehen werden, wenn bestimmte Organismen derartige Lebensräume benötigen.

Komplementärhabitate

Einige Organismen beanspruchen unterschiedliche Habitate, wie z.B. Wanderfische oder auch Zugvögel. Aber auch größere Huftiere der Savanne ziehen im Jahresverlauf durch unterschiedlich strukturierte Gebiete, genauso wie es Wale auf ihren Wanderzügen tun. In diesem Fall beanspruchen die Lebewesen nicht ein Habitat, sondern mehrere kleine Teil- oder Komplementärhabitate.

Biochorion und Choriotope

Bevorzugte Gebiete einer Spezies oder Population werden als Vorzugshabitate, Konzentrationshabitate, Biochorion oder Choriotope bezeichnet. In älterer Literatur findet man das Biochorion auch als Synonym zum Habitat.

Einstandshabitate

Der Lebensraum lässt sich außerdem in Ruhezonen, Schutzzonen und Deckungsgebiete unterteilen, welche als besondere Einstandsgebiete bezeichnet werden. Diese Fachbegriffe werden häufig in der Jägersprache und Fischerei verwendet, in der Biologie und Ökologie eher weniger.

Habitatspezifität

Die Habitatspezifität beschreibt den Grad der Abhängigkeit eines Organismus an sein Habitat. Da das Habitat als ein Ort verstanden wird, an welchem bestimmte Umweltfaktoren so zusammenkommen, dass eine Organismenart seine ökologische Nische bilden kann – wird Habitatspezifität auch als Abhängigkeitsgrad an Umweltbedingungen verstanden.

Je höher die Habitatspezifität ausfällt, desto mehr sind die Lebewesen an ihre Umwelt gebunden. Schwankungen der Umweltfaktoren können Habitatspezialisten nur schwer erleiden, sind deshalb sehr unflexibel bei der Standortwahl, neigen eher nicht zu Wanderungen, Migrationen und Standortwechseln. Diese Arten sind, aufgrund dieser Abhängigkeit, oft vom Aussterben bedroht – sobald sich der Lebensraum ändert.

Die Abhängigkeit einer Art ans Habitat kann allerdings, im Jahresverlauf oder zu unterschiedliche Lebensphasen, schwanken. So sind viele Tiere – während ihrer Fortpflanzungs– und Paarungszeit – habitatsspezifischer als zu anderen Jahreszeiten.

Flora-Fauna-Habitat

Das Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (abgekürzt FFH) ist ein Sammelbegriff für sämtliche Schutzgebiete in der Europäischen Union, welche durch das Natura-2000-Netzwerk geschützt werden. Die Maßgabe für den Schutz dieser Gebiete ist in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992 festgeschrieben. In der Verwaltung der Europäischen Union wird dieser Richtlinienbeschluss als Richtlinie 92/43/EWG geführt. Das FFH dient dem Schutz ganz bestimmter Gebiete und dem Erhalt der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt.

Habitattrennung

Die Habitattrennung ist das Aufspalten von zusammenhängenden Lebensräumen, wodurch der genetische Austausch zwischen den Individuen blockiert oder sogar völlig unterbunden wird. Dies führt dazu, dass die genetische Vielfalt abnimmt, wodurch Folgegenerationen der Spezies anfälliger für Krankheiten werden könnten. Die Habitattrennung und die damit verbundene Abschmelzung des Genpools sorgen für eine höhere Habitatspezifität der Art, wodurch diese unflexibler auf veränderte Lebensbedingungen reagieren kann.

Habitattrennung geschieht einerseits durch Naturkatastrophen, wie Tsunamis, Vulkanausbrüche, Erdrutsche, Erdbeben oder Ähnliches, aber auch durch menschliche Bebauung, Rodungen oder dem Ausbau von Verkehrswegen.

Habitatisolation

Die Aufspaltung einer Population in zwei oder mehrere kleinere Populationen wird in der Biologie als geographische Isolation bezeichnet. Aufgrund dessen, dass die Arten sich getrennt voneinander entwickeln, kommt es zu mehreren unterschiedlichen Abstammungslinien, weshalb die Habitatisolation auch als Evolutionsfaktor verstanden wird. Sie bildet demnach eine Grundlage für die Artentstehung aber auch für das Massenaussterben, genauso für den Rückgang der Biodiversität (siehe oben).

Habitatverlust

Als Habitatverlust oder Habitatvernichtung wird der Rückgang von Habitaten verstanden, welcher aufgrund von Vertreibung, Vernichtung, Rodung, Begradigung, Flächenversiegelung oder anderen Landschaftsänderungen geschieht. Neben dem Klimawandel, der Migration von invasiven Arten (Neobiota) und der Trennung von Habitaten stellt die Landschaftsveränderung die größte Bedrohung für die Arten dar.

Habitatmodelle

In der ökologischen Modellierung werden Habitatmodelle angefertigt, um ein Habitat möglichst detailliert nachzubilden. Diese Modelle sind Konstruktionen. Um mit einem Modell die tatsächlichen Umweltbedingungen möglichst genau abzubilden, müssen alle abiotischen und biotischen Umweltfaktoren einfließen, welche die Struktur und das Wesen eines Habitats ausmachen. Dadurch können Rückschlüsse aus vergangenen Habitaten und zukünftigen Habitatentwicklungen gezogen werden.

Man verfolgt bei der Habitatmodellierung verschiedene Ziele. So lassen sich habitatabhängigen Hypothesen über die Anforderungen einer einzelnen Spezies oder eine ganze Lebensgemeinschaft aufstellen. Außerdem werden Erkenntnisse darüber gewonnen, welche Habitatfaktoren die Verbreitung, Verteilung und Häufigkeit einer Art fördern und welche dies verhindern. Dadurch können Szenarien über zukünftige Migrationsrouten und Wanderwege der Art formuliert und eine Zukunftsprognose über neue Habitaterschließungen formuliert werden.

Letztlich lassen sich zwei grundsätzliche Fragen formulieren:

  • Welches Biotop ist als Habitat für eine Spezies oder für eine Biozönose geeignet?
  • Welche Habitatansprüche müssen erfüllt sein, damit ein Biotop zum Habitat werden kann?

Weiterführende Artikel zum Habitat

6 Unterschiede zwischen ökologischer Nische und Habitat

unterschied ökologische nische habitat

Als Nische wird umgangssprachlich ein Raum oder ein Ort bezeichnet, welcher frei ist von äußeren Einflüssen, so dass dort etwas gedeihen kann. Das Habitat als Lebensraum einer Spezies sollte doch dies bieten, oder? Dennoch sind ökologische Nische und Habitat zwei unterschiedliche Begriffe, welche allerdings in einem größeren Zusammenhang stehen, sich […]