Ökologische Nische: 25 Fragen und Antworten
Die ökologische Nische ist die Wirkung oder Stellung, welche von einer Spezies in einem Ökosystem ausgeht. Da sich die ökologische Nische aufgrund eines Konkurrenzdrucks ergibt, wird dies häufig auch mit einem Konstrukt beschrieben, in denen eine Art außerhalb ihrer Konkurrenz existieren kann. Aber der Begriff der ökologischen Nische hat eine Begriffsgeschichte, durchlief mehrere Bedeutungen und wurde im Zeitverlauf abgewandelt, wodurch dieser heute anders definiert wird als im Jahr seiner Entstehung (1917).
Inhalt
- 1 Was ist die ökologische Nische: Definition und Bedeutungswandel
- 2 Was ist der Nischenraum als Grenze der ökologischen Nische
- 3 Was sind Nischenüberlappungen
- 4 Was bedeutete Koexistenz in einer ökologischen Nische
- 5 Was bedeutet Konkurrenz in einer ökologischen Nische
- 6 Was ist eine Nischendefinition
- 7 Was bedeutet Symbiose für eine ökologische Nische
- 8 Wie entstehen ökologische Nischen: Nischentheorie und Nischenkonzeptionen
- 9 Was ist eine Fundamentalnische
- 10 Was ist eine Realnische
- 11 Wie geschieht Nischenbildung durch das Konkurrenzausschlussprinzip
- 12 Welches Problem besteht beim Konkurrenzausschlussprinzip
- 13 Was sind Variable Nischenräume
- 14 Was sind Zeitlich nicht konstante Nischenräume
- 15 Was sind Trade offs bei der Nischenbildung
- 16 Welche Bedeutung hat die Modifikation bei der Bildung einer ökologischen Nische
- 17 Was bedeutet Einnischung
- 18 Was sind Neutrale Theorien zur Nischenentstehung
- 19 Was ist eine Etablierungs- und Regenerationsnische
- 20 Was ist der Unterschied zwischen einer ökologischen Nische und einem Lebensraum
- 21 Warum ist die ökologische Nische kein Ort
- 22 Warum kann eine ökologische Nische nicht besetzt, sondern nur gebildet werden
- 23 Was ist der Unterschied zwischen ökologischer Nische und Habitat
- 24 Zusammenfassung
Was ist die ökologische Nische: Definition und Bedeutungswandel
Der Begriff hat einen Deutungswandel erfahren. Denn ursprünglich wurden unter dem Begriff alle räumlichen Ansprüche einer Spezies – welche zum Leben und Überleben notwendig waren – zusammengefasst. Es handelte sich demnach um eine Minimalumwelt für eine bestimmte Art, also deren biotischen und abiotischen Mindestanforderungen an die Umwelt.
Biotische Umweltfaktoren sind alle lebenden Faktoren – also Lebewesen – welche einen Einfluss auf die betrachtete Spezies ausüben. Dabei können diese Faktoren die Beute bzw. Nahrung, aber auch Fressfeinde sein. Beide Faktorentypen haben entsprechenden Einfluss auf den Organismus, wodurch sich die Lebensweise eines Lebewesens auch durch Artfremde regeln lässt. Abiotische Umweltfaktoren sind nichtlebende Faktoren der Umwelt – wie Licht, Wasser, Temperatur, Salzgehalt usw. – welche ebenfalls das Leben und Überleben der Art bestimmen.
Da aber jedes Lebewesen auch einen Einfluss auf das Ökosystem ausübt – in welchem es existiert, wurde der Begriff entsprechend erweitert. Heutzutage wird die ökologische Nische deshalb als Berufsausübung, Zweck oder Rolle verstanden – welche eine Spezies im Ökosystem erfüllt. Da man die Art isoliert betrachtet, wird auch nicht das gesamte Ökosystem einbezogen – sondern nur der artspezifische Teil davon, welcher als Habitat bezeichnet wird.
Das Habitat ist demnach der geografische Ort, in welchem eine bestimmte Spezies vorkommt. Dieser Ort oder Lebensraum muss wiederum ganz bestimmte Umweltfaktoren in einer bestimmten Beschaffenheit aufweisen, damit die spezifische Organismenart dort leben und überleben kann.
Die ökologische Nische ist demnach das Wirkungsgefüge, welche von einer spezifischen Organismenart an einer ganz bestimmten Adresse (Habitat) ausgeht.
Was ist der Nischenraum als Grenze der ökologischen Nische
Im Jahr 1917 wurde die Nische als ökologischer Fachbegriff erstmalig von Joseph Grinnell, einem US-amerikanischen Zoologen eingeführt. Dieser beschrieb damit die Erfordernisse eines bestimmten Bereichs auf der Erdoberfläche, welche vorhanden sein müssen, damit dort eine Tierart überleben und sich fortpflanzen kann.
George Evelyn Hutchinson (1903 – 1991) war ein englischer Zoologe und Ökologe, welcher das Nischenkonzept von Grinell weiter ausbaute. Im Konzept von Hutchinson werden Umweltfaktoren präzisiert. So üben Temperatur, pH-Wert des Bodens, Ressourcenangebot, Feuchtigkeit und Bodenbeschaffenheit als abiotische Umweltfaktoren einen Einfluss auf das Leben einer Art aus. Biotische Umweltfaktoren sind bspw. das Nahrungsangebot und der Druck durch Fressfeinde.
In einem Koordinatensystem lassen sich nun Umweltfaktoren abtragen. Nimmt man beispielweise die Temperatur, so können wechselwarme Tiere nur in einem bestimmten Temperaturbereich überleben. Diesen Bereich kann man in einem Koordinatensystem abtragen, wodurch sich ein Toleranzbereich für die Tierart abbilden lässt. Dieser Bereich wird durch eine Ober- und eine Untergrenze bestimmt, in diesem Fall einer Mindest- und einer Höchsttemperatur.
Trägt man dann bspw. den Salzgehalt, in einer anderen Dimension im selben Koordinatensystem ein, ergibt sich auch hierfür ebenfalls ein Toleranzbereich für diese Tierart. Beide Bereiche (Temperatur, Salzgehalt) haben allerdings eine Schnittmenge und überlappen sich an einer gewissen Stelle. Hier liegt der Nischenraum für diese Organismenart, in welcher diese ihre Funktion erfüllen kann.
Je mehr Umweltfaktoren man in jeweils einer eigenständigen Dimension abträgt, desto kleiner wird die Schnittmenge bzw. der Nischenraum zwischen den Umweltfaktoren.
Da die ökologische Nische einer Art sehr viele Faktoren beinhaltet, welche wirken können – ist die Fülle an Beziehungen kaum erfassbar. Deshalb beschränkt man sich meistens auf einer oder zwei Dimensionen, bei denen man von der größten Abhängigkeit ausgeht. Dies ist bspw. die Nahrungsnische – also das Nahrungsangebot und die Nahrungsnachfrage durch die Spezies – sowie die Fressfeind– und Konkurrenzsituation.
Welche Grenzwerte bestehen innerhalb des Nischenraums
Wie beschrieben, lässt sich in einem mehrdimensionalen Koordinatensystem ein Nischenraum abtragen – welcher als ökologische Nische einer Art verstanden wird. In diesem Raum kann die Spezies seinen Zweck erfüllen.
Die ökologische Potenz bzw. auch als ökologische Toleranz bezeichnet, ist die Fähigkeit einer Organismenart einen bestimmten Umweltfaktor (z.B. Licht, Temperatur) in einem bestimmten Ausmaß zu ertragen. Der Bereich zwischen dem Höchst- und Mindestmaß, in welcher ein bestimmter Umweltfaktor auftreten darf bzw. auch muss, wird als ökologische Amplitude bezeichnet.
Hier ein Beispiel…
Können bestimmte Froschlurche in einem Temperaturbereich von 8 Grad Celsius bis 22 Grad Celsius überleben, entspricht dies der ökologischen Toleranz dieser Froschart für den Umweltfaktor Temperatur. Der Intensitätsbereich, welcher den größten Wohlfühlfaktor ausübt, wird als ökologisches Optimum bezeichnet. Dieser Wert wird von diesen Fröschen angestrebt, wodurch sich möglicherweise eine Konkurrenzsituation zu einer anderen Tierart ergibt.
Was sind Stenopotente und eurypotente Arten im Nischenraum
Je nach Spezies und Umweltfaktor lassen sich bestimmte Einflussunterschiede feststellen. Man unterscheidet zwischen stenopotenten (griechisch: steno = eng) und eurypotente (griechisch: eurys = breit) Arten.
Stenopotente Arten können die Schwankungen eines Umweltfaktors nur in ganz kleinem Ausmaß ertragen. So können z.B. bestimmte Lebewesen nur in Lebensräumen existieren, in welchem die Salzkonzentration ein gewisses Maß weder unter- noch überschreitet. Verändern sich die Salzkonzentrationen der Umgebung verenden diese Organismenarten.
In der Ökologie werden diese Arten häufig als Bioindikatoren herangezogen, um die Beschaffenheit eines Ökosystems oder Lebensraumes anzuzeigen. Funktioniert das Ökosystem, existieren diese Arten in ihrem ökologischen Optimum, was Rückschlüsse auf die ökologische Konstanz im Ökosystem liefert. Verändern sich Umweltbedingungen minimal, kann man dies am Rückgang dieser Bioindikatoren beobachten.
Lebewesen, welche einen breiten Toleranzbereich eines bestimmten Umweltfaktors ertragen können, passen sich leicht veränderten Umweltbedingungen an. Diese Arten werden als eurypotente Arten bezeichnet.
Welche Bedeutung hat die ökologische Valenz für den Nischenraum
Die ökologische Valenz gibt die Wertigkeit, also das Ausmaß der Wirkung, eines Umweltfaktors für einen bestimmte Organismenart an. Die Wirkung kann demnach fördernd, schädigend oder wirkungslos sein. Je nachdem, wie sich der Umweltfaktor auswirkt, verändern sich die Strategien der Lebewesen. Eine Umgebung mit einem fördernden Umweltfaktor wird angestrebt, wodurch sich eine Konkurrenzsituation zur Gewinnung des Faktors mit einer anderen Art ergeben könnte. Genauso kann sich eine Konkurrenzsituation in einer Umgebung ergeben, welche einen schädlichen Umweltfaktor enthält – da auch hier eine Konkurrenz zur Vermeidung des Schadstoffes besteht.
Was sind Nischenüberlappungen
Nischenüberlappung ist ein Zustand, in dem sich zwei Arten eine Nische teilen. Da die ökologische Nische die Stellung einer Art im Ökosystem beschreibt, müssen zwei Arten nicht zwangsläufig in Konkurrenz treten. So sind Stacheligel als Insektenfresser bekannt, vertilgen aber auch Würmer oder Schnecken. Ein Feldhase, welcher sich den Lebensraum mit dem Igel teilt, ebenfalls Teil des Ökosystem Wald oder Wiese ist – stellt kein Nahrungskonkurrenten des Igels dar, da Hasen reine Pflanzenfresser sind. Es liegt demnach zwischen beiden keine Nahrungskonkurrenz vor, da beide eine andere Nahrungsnische bilden.
Was bedeutet das?
Hasen und Igel können in Koexistenz leben, da der Igel als Insektenfresser eine andere ökologische Nische bildet als der Hase. Igel und Maulwürfe bilden allerdings beide die ökologische Nische des Schneckenfressers, wodurch ein Konkurrenzkampf entsteht.
Was bedeutete Koexistenz in einer ökologischen Nische
Nischenkoexistenz ist die gleichzeitige Existenz zweier Arten im gleichen Ökosystem. Dies ist allgegenwertig, da die Spezies eine Wechselbeziehung im Ökosystem unterhalten. Allerdings kann eine Koexistenz im Dauerzustand nur existieren, wenn beide Arten sich ökologisch in verschiedenen Merkmalsausprägungen unterscheiden. So können Vögel um die gleichen Nistplätze konkurrieren, verwenden aber verschiedene Baumaterialien und treten deshalb nicht in einem unmittelbaren Konkurrenzkampf zueinander.
Würde die Umweltfaktoren „Nistplatz“ und „Baumaterial“ gleich sein, würde eine Konkurrenzsituation um die Ressourcen entstehen. Solange die unterschiedliche Beschaffenheit der Baumaterialien keinen Vorteil oder Nachteil birgt, kann Koexistenz zwischen den Arten erhalten bleiben.
Was bedeutet Konkurrenz in einer ökologischen Nische
Nischenkonkurrenz liegt dann vor, sobald zwei verschiedene Organismenarten – die gleiche ökologische Nische bilden und somit um die gleichen Ressourcen im Ökosystem konkurrieren. Es entsteht ein Wettbewerb um die knappen Ressourcen, welcher damit endet – dass eine Art sich durchsetzen und die andere Spezies verdrängen wird.
In der Regel wird der Konkurrenzkampf um Ressourcen, wie Territorium, Nahrung, Licht oder Baumaterial dazu führen, dass beide Arten kurz- bis mittelfristig darunter leiden. Dadurch sinken deren Überlebenschancen, die Fortpflanzungsraten und die Wachstumsraten der Population gehen zurück.
Nach einer gewissen Zeit wird eine Art allerdings einen Vorteil haben, welcher sich zufällig einstellt. Dies kann die Veränderung einer Eigenschaft sein, z.B. Nahrung besser zu verdauen und dadurch mit weniger Nahrung auszukommen. Im Laufe der Evolution wird sich dieser Vorteil durchsetzen. Dadurch wird sich die Population schneller vermehren und der Konkurrent wird letztlich aus dem Ökosystem verschwinden. Dieses Konkurrenzausschlussprinzip wird auch als Monard-Prinzip bzw. als Gause-Volterra-Gesetz bezeichnet.
Was ist eine Nischendefinition
Die Definition einer ökologischen Nische betrifft im Allgemeinen nicht die Spezies, sondern die Stellung bzw. den Beruf, welche die Art im Ökosystem einnimmt. Andere Lebewesen, welche für diese Art entweder Nahrung (Beute) oder Fressfeind (Prädatoren) darstellen, gehen in die Nischendefinition zwar ein, deren Artname spielt allerdings für diese ökologische Nische eine untergeordnete Rolle.
Vergleicht man nun den Nischenraum zweier ökologischer Nischen ist dies möglich, solange beide Arten nicht den gleichen Lebensraum besetzen und um die gleichen Ressourcen konkurrieren. Denn dann würden beide Arten wiederum die gleiche ökologische Nische bilden und langfristig würde die Stellung bzw. der Nischenraum, den eine Spezies innehat, immer kleiner werden. Beide Arten würden durch Konkurrenzkampf in der Nische dafür sorgen, dass die andere Art weniger Ressourcen erhält – wodurch mittelfristig beide Nischen immer kleiner werden würden.
Was bedeutet Symbiose für eine ökologische Nische
Bei der Symbiose handelt es sich um eine Wechselbeziehung zwischen zwei Arten, bei der eine Art einen Vorteil durch die Beziehung genießt und die andere Spezies keinen Nachteil davonträgt oder selbst einen Vorteil zieht. Man unterscheidet bei Symbiosen zwischen:
- Mutualismus, bei denen beide Arten einen Vorteil aus der Symbiose genießen
- und Kommensalismus, bei den nur eine Art einen echten Vorteil genießt – die andere Spezies aber keinen Nachteil hat
Beide Formen der Symbiose sind innerhalb einer ökologischen Nische möglich, da die Nischendefinition für eine Art nicht beeinträchtigt wird. Mitunter bildet der Wirt oder der Symbiont einer solchen Wechselbeziehung sogar einen Faktor zur Bestimmung eines Nischenraumes.
Wie entstehen ökologische Nischen: Nischentheorie und Nischenkonzeptionen
Ökologische Nischen entstehen durch den Konkurrenzkampf zweier Arten, welche im Wettbewerb um die gleichen Ressourcen bzw. Umweltfaktoren stehen. Eine Nische ergibt sich dann, sobald die konkurrenzüberlegene Spezies die andere Art verdrängt hat und somit die ökologische Funktion bzw. das Alleinstellungsmerkmal einzig erfüllt.
Nischentheorien beschreiben Konzepte, wie ökologische Nischen entstehen, geprägt werden, sich ändern usw. Dies geschieht durch den bereits beschriebenen Nischenraum, den Wechselbeziehungen und der Konkurrenzsituation. Man unterscheidet zwei grundlegende Herleitungen der ökologischen Nischen: die Fundamentalnische und die Realnische.
Was ist eine Fundamentalnische
Die fundamentale Nische bzw. Fundamentalnische ist der Nischenraum, den eine Spezies einnehmen kann. Dazu werden die biotischen und abiotischen Umweltfaktoren herangezogen, welche auf eine Art wirken und entsprechend ihrem Toleranzbereich abgetragen. Dadurch entsteht ein theoretisches Konzept einer ökologischen Nische, welches allerdings nur durch entsprechende Methoden in einem Labor hergeleitet werden kann. Diese Fundamentalnische ist sozusagen der größtmögliche Nischenraum, welcher einer Spezies zur Verfügung steht.
Was ist eine Realnische
Die realisierte Nische bzw. Realnische ist der tatsächliche Nischenraum, welchen eine Spezies bilden kann. Dieser ist Teil der Fundamentalnische, aber – aufgrund der Konkurrenzsituation und Wechselbeziehung zu anderen Arten – deutlich kleiner. Denn jeder Konkurrent verkleinert die Nische.
Wie geschieht Nischenbildung durch das Konkurrenzausschlussprinzip
Zwei Realnischen, wie die des Maulwurfs und des Igels, können nebeneinander existieren. Dort wo sich beide Nischen überlappen, existiert die Konkurrenz beider Arten. In dieser Nischenüberlappung entsteht ein Konkurrenzkampf, welcher dazu führen wird – dass die überlegende Art die unterlegende verdrängen wird. Denn laut dem Konkurrenzausschlussprinzip wird eine zufällige Änderung der Umweltbedingungen dazu führen, dass eine Spezies einen Vorteil haben wird und sich mittel- bis langfristig durchsetzen wird.
Welches Problem besteht beim Konkurrenzausschlussprinzip
Das Konkurrenzausschlussprinzip definiert demnach die Nische und bestimmt, welche Überlappungen existieren oder langfristig verändert werden. Dies würde allerdings bedeuten, dass in einem Lebensraum niemals zwei Konkurrenten gleichzeitig und nebeneinander existieren dürften. Ein Fuchs und ein Greifvogel, welche beide als Prädatoren für Nagetiere auftreten, können in einem Ökosystem, wie dem Wald, nicht nebeneinander existieren. Denn laut dem Konkurrenzausschlussprinzip müsste einer der beiden Beutegreifer den anderen verdrängen.
In der Natur lässt sich allerdings erkennen, dass beide Beutegreifer durchaus in der Lage sind, sich einen Lebensraum zu teilen. Das Nischenkonzept über den Konkurrenzausschluss muss demnach erweitert werden.
Was sind Variable Nischenräume
Um das Problem des Konkurrenzausschluss erklären zu können, existiert der Gedanke – dass Lebensräume sich stets überlappen und getrennt voneinander betrachtet werden müssen.
Ein Wald ist demnach nicht als ein großer Lebensraum zu betrachten, sondern besteht aus mehreren kleineren Lebensräumen. So bilden Baumkronen einen anderen Lebensraum als die Strauchsicht des Waldes. Und in jedem Teillebensraum eines Ökosystems ist eine Spezies teilüberlegen. Dadurch können mehrere ökologische Nischen in einem Gebiet existieren, in denen eine Art eine andere Spezies auf einem bestimmten Gebiet dominiert.
Der Fuchs als Mäusefänger der Strauchschicht bildet somit eine andere ökologische Nische als der Greifvogel, welcher als Mäusefänger des Waldrandes fungiert.
Was sind Zeitlich nicht konstante Nischenräume
Ein weiterer Gedanke, der das Konkurrenzausschlussprinzip zur Nischenbildung erweitert, ist die zeitliche Veränderung. So existieren ökologische Nischen nicht andauernd, sondern verändern sich stetig.
Was bedeutet das?
Die heutigen Umweltbedingen begünstigen derzeit einen Konkurrenten, wodurch dieser einen Konkurrenzdruck auf andere Lebewesen der gleichen ökologischen Nische aufbaut. Aber die Umweltbedingungen ändern sich saisonal, so dass die Überlegenheit niemals beständig ist und die überlegende Organismenart diesen Vorteil in naher Zukunft wieder einbüßen wird.
Am Beispiel des Fuchses und der Greifvögel kann dies bedeuten, dass der Fuchs in einer Saison sehr viele Mäuse fängt – da die Strauchschicht überfüllt ist mit Nagetieren. Aufgrund dieser Räuber-Beute-Beziehung werden sehr viele Jungtiere in den nächsten Jahren geboren, wodurch es so scheint, dass der Fuchs andere Nahrungskonkurrenten aus der ökologischen Nische verdrängen wird. Aber das überhöhte Nahrungsangebot zieht auch andere Prädatoren, wie Dachse und Wölfe an – welche ebenfalls in der Strauchschicht jagen und den Fuchs vor neuen Herausforderungen stellen.
Greifvögel des Waldrandes profitieren durch den zunehmenden Konkurrenzdruck des Fuchses in diesem Jahr und können ihre Position gegenüber ihrem einstigen Konkurrenten wieder verbessern. Dadurch vermag der Fuchs es nicht, die ökologische Nische des Nagervertilgers endgültig zu bilden. Die Dominanz einer Spezies ist demnach ein zeitlich begrenzter Zustand.
Was sind Trade offs bei der Nischenbildung
Eine weitere Theorie, um das Konkurrenzproblem der ökologischen Nischenbildung zu lösen, besteht darin – dass es keine echten Superarten gibt. Zwar gibt es Lebewesen, welche in einer ökologischen Nische – wie der Mäusejagd – dominieren, aber dafür in anderen Nischen einen Nachteil haben. Der Fuchs hat bspw. den Nachteil, dass die Paarungszeit zwischen Dezember und März verläuft und die Jungtiere eine intensive Betreuung benötigen. Dieser Aufzuchtnachteil schafft Platz für andere Konkurrenten, welche diesen nicht haben und sich in dieser Zeit einen Teil der ökologischen Nische zurückerobern.
Trade off bedeutet demnach, dass jede Spezies in einer ökologischen Nische einen Vorteil hat, diesen sich aber teuer erkauft (englisch: trade-off = Zielkonflikt), indem es Nachteile in anderen Nischen billigen muss. Dadurch entstehen keine Superarten, welche eine ökologische Nische derart dominieren – dass sie den direkten Konkurrenten endgültig verdrängen könnten.
Welche Bedeutung hat die Modifikation bei der Bildung einer ökologischen Nische
Jede Spezies übt eine gewisse Konkurrenzkraft innerhalb des Ökosystems aus, welche dazu führt – dass Artfremde aus einer ökologischen Nische verdrängt werden. Diese Konkurrenzkraft ist allerdings nicht konstant, sondern unterliegt ebenfalls Umweltfaktoren.
Wieso?
Durch das Auftreten von anderen Arten, insbesondere Prädatoren, kann die überlegene Art zurückgedrängt und die unterlegene Art gefördert werden. Selbst wenn beide Arten zum Beutespektrum der Prädatoren zählen, kann die konkurrenzunterlegene Spezies profitieren, solange die konkurrenzdominierende Spezies mehr unter dem Prädator leidet.
Was bedeutet Einnischung
Eine Strategie, um die direkte Konkurrenz zu vermeiden, ist das Ausweichen einer Art auf eine andere ökologische Nische. Dies bezeichnet man als Einnischung oder Annidation. Es handelt sich dabei, um das Spezialisieren auf eine ökologische Nische, im Laufe der evolutionären Anpassung. Diese Neuorientierung tritt als Folge einer bestehenden Konkurrenzsituation auf und kann räumlich, funktionell oder zeitlich erfolgen.
Die räumliche Neuorientierung geschieht, indem ein Konkurrent das Gebiet verlässt und sich einem neuen Lebensraum zuwendet. Im oben genannten Beispiel mit Igel und Maulwurf besetzt der Maulwurf das Erdreich und der Igel den Raum darüber – um der direkten Konkurrenzsituation zu entkommen. So werden zwei neue ökologische Nischen gebildet, und zwar: der Schneckenfresser unter der Erdoberfläche und der darüber.
Im Laufe der Evolution gab es viele solcher räumlichen Annidationen. So gingen die Vorfahren der Wale zurück ins Meer, um der Konkurrenzsituation an Land zu entgehen und selbst Mikroorganismen sind Spezialisten ihres Lebensraumes, wie etwa Bakterien und Viren – die nur bestimmte Stellen eines Wirts befallen.
Die zeitliche Trennung ist eine Strategie, in welcher die Lebewesen sich immer noch den gleichen Lebensraum teilen können, allerdings zu unterschiedlichen Tageszeiten. So jagen Nachtreiher in der Nacht und treten nicht in Konkurrenz zum Graureiher, welcher tagsüber an Flüssen und Seen zu finden ist.
Aber nicht nur Tag- und Nachtaktivität spielen eine Rolle, sondern auch die Jahreszeiten. Denn Tiere konkurrieren nicht nur um Nahrung, sondern auch um Brutplätze. Deshalb besitzt jede Tierart eine andere Fortpflanzungszeit, welche sich vom direkten Konkurrenten im Ökosystem unterscheidet, wodurch zwei neue Nischen entstehen.
Die funktionelle Neuerschließung sieht vor, dass sich ein Konkurrent aus einer Nische zurückzieht, indem er eine Ressource anders nutzt als der direkte Konkurrent. So waren die ursprünglichen Tiere allesamt Fleischfresser, jagten sich gegenseitig, bevor einige von ihnen zu Pflanzenfressern wurden, neue Nischen ohne Konkurrenz bildeten.
Was sind Neutrale Theorien zur Nischenentstehung
In der Ökologie existieren allerdings auch Theorien, welche der Konkurrenz die überragende Rolle zur Nischenbildung absprechen. Demnach müssten die Lebewesen das Problem einer Nischenüberlappung nicht lösen, sondern dieses löst sich von selbst. So existieren Zufälle und permanente Veränderungen der Lebensräume, welche die Konkurrenzsituation immer wieder neugestalten.
Was bedeutet das?
Ökologische Nischen und das Ausweichen durch Einnischung sind nicht nötig, da es niemals zu einer derartigen Spannung zwischen den Arten kommt, die diese Konzepte notwendig macht. Laut dieser Theorie üben die Umweltfaktoren einen derartigen Einfluss auf, dass eine Spezies – welche heute die ökologische Nische dominiert, in der nächsten Saison geschwächt sein könnte.
Das Einwandern von neuen Arten, das Aussterben von lokalen Arten, die Geschwindigkeit der Kolonialisierung und die Anpassung an Lebensbedingungen sind, laut dieser Theorie, weitaus entscheidender bei der Gestaltung einer ökologischen Nische als der Druck, welcher von der Konkurrenz entsteht.
Zwar werden die neutralen Theorien von den meisten Ökologen abgelehnt, dennoch werden in der modernen Nischenforschung stochastische Größen zur Untersuchung einer Nische einbezogen. Werte wie Einwanderungsrate, Kolonisationsgeschwindigkeit, Eintrittsbarrieren und Ressourcenreichtum fließen in neuere Konzepte ein.
Was ist eine Etablierungs- und Regenerationsnische
Da jedes Ökosystem und auch die gesamte Biosphäre der Erde nur einen begrenzten Platz bietet, kann auch bei der neutralen Theorie die Konkurrenzsituation nicht völlig unbeachtet bleiben. Eine neue Art kann sich demnach nur etablieren, wenn Platz vorhanden ist, da sie ansonsten von bereits etablierten Arten sofort zurückgedrängt werden würde.
Demnach muss eine etablierte Spezies vom Aussterben bedroht sein oder bereits ausgestorben sein, damit eine Lücke entsteht, in welcher neue Spezies eindringen können. Solche „Lücken-Lotterien“ entstehen bei sogenannten Etablierungs- bzw. Regenerationsnische, in denen neue Teilnehmer vordringen, sich etablieren und so zum Artenreichtum beitragen.
Was ist der Unterschied zwischen einer ökologischen Nische und einem Lebensraum
Siehe Hauptartikel: (Unterschied Lebensraum und ökologische Nische am Beispiel erklärt)
Die ökologische Nische ist ein Wirkungsgefüge der Spezies und der Lebensraum ist ein Verbreitungsgebiet verschiedener Spezies – welche nicht zwingend in Wechselwirkung stehen müssen.
Warum ist die ökologische Nische kein Ort
8 Gründe, warum die ökologische Nische kein Ort ist
Warum kann eine ökologische Nische nicht besetzt, sondern nur gebildet werden
5 Gründe, warum eine ökologische Nische nicht besetzt werden kann
Was ist der Unterschied zwischen ökologischer Nische und Habitat
6 Unterschiede zwischen ökologischer Nische und Habitat
Zusammenfassung
- Die ökologische Nische ist eine Wechselbeziehung einer bestimmten Art zu seinen Umweltfaktoren.
- Zur Bildung und Veränderung der ökologischen Nischen existieren verschiedene Nischentheorien.
- Die wichtigsten Nischentheorien stellen den Konkurrenzdruck und das Konkurrenzausschlussprinzip in den Vordergrund.
- Weiterhin bilden sich Nischen immer dort, wo etablierte Organismenarten dies zulassen, indem sie aussterben oder davon bedroht sind.
- Konkurrenzdruck, die Ausweichung durch Einnischung und die Anpassung an ökologische Nischen führen zur evolutionären Anpassung der Arten, wodurch sich langfristig ein Artenreichtum bzw. Vielfalt ergibt.
- Eine hohe Biodiversität setzt viele ökologische Nischen vorraus.