Äthiopien
Äthiopien (amtlich: Demokratische Bundesrepublik Äthiopien) ist ein Staat in Ostafrika, in welchem über 90 verschiedene ethnische Gruppen zusammenleben. Ebenso viele Sprachen werden dort gesprochen. Weiterhin gehört Äthiopien zum engeren Auswahlkreis der Regionen, wo die Wiege der Menschheit und die Geburtsstunde des Jetztmenschen (Homo sapiens) sich befinden könnte.
In Äthiopien leben 117.88 Mio. Menschen (Stand 2023) auf einer Fläche von 1.104.300 km² (Rang 26). Dadurch ist Äthiopien der bevölkerungsreichste Binnenstaat der Welt. Die Hauptstadt und größte Stadt des Landes ist Addis Abeba mit 3,77 Mio. Einwohner.
Inhalt
Steckbrief zu allgemeinen Daten und Merkmalen
- Amtliche Bezeichnung: Demokratische Bundesrepublik Äthiopien
- Lage: Ostafrika
- Staatsform: Parlamentarische Bundesrepublik
- Staatsoberhaupt: Präsidentin Sahle-Work Zewde (seit 25.10.2018)
- Regierungschef: Ministerpräsident Abiy Ahmed Ali (seit 02.04.2018)
- Nationalfeiertag: 28. Mai (Ende des Derg-Regimes 1991)
- Nationalhymne: Wädäfit Gäsgeshi Wudd Ennate Ityop’ya (deutsch: „Marschiere voran, liebe Mutter Äthiopien“)
- Welt-Risiko-Index: 7,93 (Rang 67)
- Zeitzone: MEZ+2h
- Hauptstadt: Addis Abeba
- Landesfläche in km2: 1.104.300 (Rang 26)
- Einwohnerzahl: 117,88 Millionen (Rang 26)
- Bevölkerungsdichte (Einwohnerzahl pro km²): 107 (Rang 81)
- Wichtige Städte: Addis Abeba (3,7 Millionen EW), Gonder (340.000 EW), Mekele (328.000 EW), Adama (324.000 EW), Awasa (318.000 EW)
- Gliederung: 11 Regionalstaaten, 2 Städte
- Flüsse: Die wichtigsten Flüsse Äthiopiens sind Nebenflüsse des Nils, wie der Baro (306 km Länge) – welcher in den Sobat fließt, der dann in den Weißen Nil mündet. Der Pibor (320 km) und Daga River sind weitere Nil-Nebenflüsse des Weißen Nils in Äthiopien. Der Mareb (440 km) und der Tekeze (608 km) sind Nebenflüsse des Schwarzen Nils. Bedeutende Nebenflüsse des Blauen Nils auf äthiopischen Staatsgebiet sind Didessa, Beles (Belese), Rahad und Dinder.
- Größter See: Tanasee (Fläche: etwa 3.000 km²), welcher den Blauen Nil entwässert
- Höchster Berg: Ras Dashen (4620 m)
- Bevölkerungswachstum: 2,5 % (Stand: 2022)
- Co2 Ausstoß pro Kopf: 0,2 Tonnen
- Verteilung der Bevölkerung: Stadt 22,2 % | Land 77,8 %
- Altersstruktur: unter 15 Jahre: 39,6 % | zwischen 15 und 64 Jahre: 56,9 % | über 64 Jahre: 3,5 %
- Lebenserwartung: Frauen: 69 Jahre | Männer: 65 Jahre
- Bevölkerungsgruppen: Oromo, Amhara, Somalier, Tigray, Sidama, Gurage, Welaita
- Amtssprache(n): Amharisch
- Sonstige Sprachen: Oromo, Somali, Tigrinya, Arabisch
- Religionen: Christentum, Islam u.a.
- Autokennzeichen: ETH
- Länderkürzel/ ISO-Code: ETH
- Währung: 1 Birr = 100 Santim
- Inflation: 26,8 %
- Bruttoinlandsprodukt: 99,27 Mrd. US-Dollar (Stand: 2022)
- Wirtschaftswachstum: 6,3 %
- BIP pro Kopf: 996 US-Dollar
- Außenhandel: Import 15,72 Mrd. US-Dollar | Export 4,01 Mrd. US-Dollar
- Arbeitslosenquote: 3,7 %
- Wirtschaftssektoren: Landwirtschaft 65,6 % | Industrie 10,4 % | Dienstleistungen 24 %
- Internetkürzel / Internet-TLD: .et
- Telefonvorwahl: +251
Geografie
Wo liegt Äthiopien
Äthiopien ist ein Binnenstaat in Ostafrika. Nachbarstaaten sind:
- im Norden: Eritrea
- im Westen: Dschibuti und Somalia
- im Süden: Kenia
- im Südwesten: Südsudan
- im Westen: Sudan
Wo liegt das Hochland von Äthiopien
Fast ganz Äthiopien wird vom Hochland von Abessinien eingenommen. Der höchste Berg des Landes ist Ras Dashen (4.620 m). Weitere Berge sind der Talo (4.413 m), der Guna Terara (4.231 m) und der Guge (4.203 m). Auch die Hauptstadt Adis Abeba liegt im Hochland in 2.370 m Höhe.
Das äthiopische Hochland ist geprägt von Hochebenen und tiefen Schluchten. In diesen zerklüfteten Landschaften bilden sich einzelne Hochebenen heraus, wie der Simien-Nationalpark im Norden und der Bale-Mountains-Nationalpark im Süden.
Ökologie
Welche Tiere leben in Äthiopien
Der Bale-Mountains-Nationalpark ist Teil des Weltkulturerbes der UNESCO, soll alpine Landschaften in Afrika verbinden und schützen. Besondere Tierarten dieses Nationalparks sind der Äthiopische Wolf, von denen es weltweit nur noch 450 Exemplare gibt und die Äthiopische Meerkatze. Weiterhin kommen im Hochland des Nationalparks neun Nagetiere vor, welche endemisch sind, also nur dort anzutreffen sind. Darunter die Riesenklettermaus und die Riesenmaulwurfsratte.
Der Äthiopische Steinbock lebt im nördlichen Nationalpark (Simien), dessen Bestand teilweise auf 300 Individuen geschrumpft war, sich seit 1989 wieder erholt. Heute leben circa 630 äthiopische Steinböcke im Norden des Äthiopischen Hochlandes.
Wo gibt es viel Wasser in Äthiopien
Die meisten Flüsse entspringen im Hochland von Äthiopien. So etwa:
- der Nil (Blaue Nil)
- der Atbara (Schwarzer Nil)
- der Omo
Daneben existieren mindestens 11 weitere Flüsse, welche im Hochland von Äthiopien (Abessinien) entspringen. Der Grund dafür ist, dass die Viertausendern sehr oft und für einen langen Zeitraum Schnee tragen. Schmilzt der Schnee, werden die Flüsse bewässert.
Daneben existieren auch zahlreiche Seen im Hochland von Abessinien, wie der Tanasee – welcher in einer Höhe von 1786 m liegt und über den Blauen Nil entwässert wird.
Bevölkerung
Welche Religion hat Äthiopien
Da die Bevölkerung sich aus 90 verschiedenen Ethnien zusammensetzt, ist die Religion Äthiopiens ebenso verschieden. Zu den größten Religionsgruppen gehört das Christentum, gefolgt von Mitgliedern des sunnitischen Islams, des Buddhismus, des Hinduismus, des Judentums und der traditionellen Religionen.
Die Religionsanhänger spalten sich in verschiedene Anhängerschaften auf. So sind die Christen in Äthiopien nicht vereint, sondern teilen sich in orthodoxe, katholische und protestantische Kirchen auf. Die zahlenmäßig größte Anhängerschaft aller äthiopischen Religionen hat die äthiopisch orthodoxe Kirche.
Warum ist Äthiopien orthodox
Äthiopien ist eines der ersten Länder der Erde, welches christlich geprägt wurde. Und bereits im 4. Jahrhundert verbreitete sich das Christentum über ganz Äthiopien. Schon damals herrschte Uneinigkeit bei den Christen über das Wesen und die Natur von Jesus Christus.
Die Anhänger der Ein-Naturen-Lehre bestehen darauf, dass der menschliche Körper Jesu und der Gottesanteil als ein Ganzes wahrgenommen werden. Das Gegenstück bildet die Zwei-Naturen-Lehre, wonach Jesus wahrhaft Mensch und wahrhaft Gott zugleich ist. Die Mischung aus Beiden, wie in der Ein-Naturen-Lehre, lehnen die Anhänger ab.
Die Trinitätslehre im Christentum geht von einer Dreifaltigkeit aus, wonach Gott als drei Personen zu denken ist: der Schöpfer (Vater), Erlöser (Sohn) und Heiliger Geist. Geschaffen wurde die Trinität bereits im 3. Jahrhundert. Ab diesem Zeitpunkt sind die Grenzen zu den anderen Weltreligionen unüberbrückbar, da im Judentum und im Islam nur ein unteilbarer und ewig existierender Gott angebetet wird.
Als dann am 28. Februar 380 n.Chr. das Christentum zur Staatsreligion im Römischen Reich erklärt wurde, versuchte Kaiser Theodosius der Große auch die Christenheit zu einen. Dabei musste die orthodoxe Kirche aus dem byzantinischen Reich und die übrigen orthodoxen Kirchen in die römisch-katholische Kirche integriert werden.
Uneinigkeit herrschte über das Wesen Jesu, welcher entweder als Mensch-Gott oder als Mensch und Gott wahrgenommen werden sollte. Laut der römisch-katholische Kirche ist die Zwei-Naturen-Lehre, wonach Jesu ein wahrhafter Mensch und ein wahrhafter Gott ist, die Lehre – welche die Trinität bestätigt. Die orthodoxen Christen in Äthiopien sehen dies anders. Laut ihrem Glauben ist Gott und Jesus als eine Person zu denken.
Auf dem Konzil von Chalcedon im Jahr 451 n.Chr. wurde die Ein-Naturen-Lehre (Monophysitismus) verworfen und die Zweinaturenlehre als einzig gültig angenommen. Dies führte zur Abspaltung der orientalisch orthodoxen Kirche in Äthiopien und anderswo.
Welche Sprache spricht man in Äthiopien
Amharisch ist die Amtssprache in Äthiopien, welche von circa 27 % der Bevölkerung als Muttersprache gesprochen wird. Die weitverbreitetste Muttersprache in Äthiopien ist Oromo, welche von circa 37 Mio. Äthiopiern gesprochen wird. Dahinter tangieren Somali, Tigrinya, Arabisch und weitere.
Man nimmt an, dass in Äthiopien fast 100 verschiedene Sprachen gesprochen werden. Englisch gilt als Bildungssprache und wird im Schulunterricht der Oberstufe als Schulsprache verwendet.
Bis 1974 war Oromo als Schriftsprache verboten und dass obwohl die meisten Einwohner diese Sprache als Muttersprache nutzen. Denn das Kaiserreich Abessinien, welches bis zur Revolution von 1974 bestand, unterdrückte Oromo-Sprachen und forcierte lediglich das Amharische. So blieben die Amharen die wichtigste und staatstragende Bevölkerungsgruppe in Äthiopien.
Die Ethnie der Oromo waren und sind zwar zahlenmäßig der größte Bevölkerungsanteil, wurden früher als Galla (heidnisch oder nichtchristlich) bezeichnet und entsprechend abgewertet.
Warum gibt es so viele Kinder in Äthiopien
Äthiopien ist das bevölkerungsreichste Binnenland der Erde. Im Jahr 2022 lag der Bevölkerungsanteil der unter 15-jährigen bei 39,6%. Der Großteil der Bevölkerung ist zwischen 15 und 64 Jahre alt. Diese Bevölkerungsgruppe macht circa 56,9 % aus. (Stand 2022) Der kleinste Bevölkerungsanteil liegt bei den Menschen über 64 Jahren und beträgt 3,5%.
In den 1980-er Jahren lag die Geburtenrate bei 6,6 Kinder pro Frau, sank bis zum Jahr 2020 auf 4,0 Kinder je Frau. Das Bevölkerungswachstum 2022 lag bei 2,5 %, was ähnlich groß ausfällt wie in den Nachbarstaaten Äthiopiens.
Nach Angaben von UNICEF leben mindestens 300.000 Kinder auf der Straße. Hinzu kommt, dass Kinderarbeit in Äthiopien weiterhin üblich ist. Etwa 58 Prozent aller Jungen zwischen 5 und 14 Jahren geht bereits einer Arbeit nach. Bei den Mädchen sind es etwa 41 %. Dadurch versorgen die Kinder ihre Eltern bereits sehr früh bzw. tragen zum Familieneinkommen erheblich bei.
Fehlende Aufklärung und die Vorstellung, dass Kinder einmal eine Altersversorgung darstellen, sorgen dafür, dass gerade die Landbevölkerung weiterhin mehr Kinder bekommt. Auch die Möglichkeit der Verhütung fehlt, was die Geburtenzahlen ebenfalls beeinflusst. Ohne Altersversorgung (Rentensystem), schulische Bildung und dem Zugang zu Verhütungsmitteln lässt sich die Geburtenrate nicht bremsen.
Durch fehlende Verhütung ist AIDS bzw. HIV weiterhin ein Problem. Laut einer Studie von 2006 waren circa 6,6 Prozent der Gesamtbevölkerung mit AIDS infiziert. Am stärksten davon betroffen sind die 15 bis 24 Jährigen.
Wofür ist Äthiopien bekannt
Weltbekannt ist Äthiopien für seine Langstreckenläufer und Langstreckenläuferinnen. Die Marathonläuferin Tigist Assefa gewann im September 2023 den Berlin-Marathon (Wertung der Frauen) mit einer Laufzeit von 2:15:37 Stunden, wodurch sie einen neuen Weltrekord aufstellte.
Wirtschaft
Warum ist Äthiopien ein Entwicklungsland
Äthiopiens Außenwirtschaft beschränkt sich auf den Export von Kaffee. Gleichzeitig importiert das Land diverse Maschinen, Kfz, chemische Güter und Nahrungsmittel. Dadurch ergibt sich ein enormes Handelsdefizit, welches mit Schulden ausgeglichen wird. Zwar wurden im Jahr 2005 auf einem G7-Gipfel die meisten Schulden erlassen, dennoch erholt sich die Wirtschaft nur mühsam. Ein Großteil der Bevölkerung ist arm.
Aber im Jahr 2015 schaffte Äthiopien einen deutlichen Wirtschaftsaufschwung, hatte sogar das höchste Wirtschaftswachstum der Welt, doch sind die meisten Beschäftigten (66 %, 2023) in der Landwirtschaft tätig. Im Dienstleistungssektor arbeiten lediglich 24 % und in der Industrie circa 10 %.
Dadurch ist Äthiopien massiv vom Klimawandel betroffen. Seit 2020 blieben Regenzeiten weitestgehend aus und die Niederschläge reduzierten sich bis zu 70 %. Als Folge trocknen im äthiopischen Tiefland die Ackerböden und Weideflächen aus, wodurch es zur Landflucht in vielen Gebieten kam.
Laut Angaben von UNICEF nahm die Unterernährung bei Kindern in der Region um 20 % zu. Seit dem Russland-Ukraine-Krieg verschärft sich die Lage, da Lebensmittel teurer werden. Im April 2022 waren fast ein Viertel der Gesamtbevölkerung auf Hilfe angewiesen.
Geschichte und Zeitgeschichte Äthiopiens
Siehe Hauptartikel: Geschichte Äthiopiens
Warum wurde Äthiopien nie kolonialisiert
Äthiopien (damals Kaiserreich Abessinien) wurde am 28. September 1923 in den Völkerbund aufgenommen. Neben Äthiopien waren nur Liberia und Ägypten die einzigen afrikanischen Staaten, welche als souveräne Staaten Afrikas zur damaligen Zeit in den Völkerbund aufgenommen wurden.
Da Äthiopien bereits im 3. und 4. Jahrhundert christianisiert wurde, gab es freundschaftliche Beziehungen zu Europa und dem Heiligen Römischen Reich, welches sich als Schutzmacht des Abendlandes und des Christentums begriff. Dennoch gab es auch Bemühungen der Europäer, aus Abessinien eine Kolonie zu machen.
Der Wettlauf um Afrika begann 1880. In Ostafrika waren die Italiener aktiv, welche ab 1886 damit begangen, Eritrea, Somalia und Abessinien zu besetzten. Im ersten italienisch-äthiopischen Krieg von 1895 bis 96 konnten die Italiener in der Schlacht von Adua zurückgeschlagen werden. Am 26. Oktober 1896 unterzeichneten beide Länder ein provisorisches Friedensabkommen und Äthiopien konnte seine Unabhängigkeit bewahren.
Der damalige Kaiser Menelik II. modernisierte den Staat und um zu verhindern, dass die Briten oder Italiener nochmal einfallen, schloss er Verträge mit anderen europäischen Staaten, wie Frankreich.
Am 7. März 1905 schlossen Abessinien und das Deutsche Reich einen Handelsvertrag. In der Folgezeit wurden unter französischer und deutscher Beteilung eine Post, eine Eisenbahnlinie, eine Nationalbank und ein Telegrafennetz errichtet. Außerdem nahm Kaiser Menelik auch deutsche Beamte in seine Regierung auf.
Die Beziehungen zum Deutschen Reich und Frankreich schützten Äthiopien bzw. Abessinien bis zur Machtübernahme der Faschisten. Nach 1925 richtete das faschistische Regime in Italien seinen Blick wieder ins äthiopische Kaiserreich.
Der zweite italienisch-äthiopischen Krieg oder Abessinienkrieg begann 1935, als Mussolini ins Kaiserreich ohne Ankündigung einfiel. Die Italiener besetzten weite Teile, bevor Kaiser Haile Selassie ins Exil ging. Im Mai 1936 wurde Äthiopien ins italienische Kolonialgebiet Ostafrika eingegliedert. Dieser Status blieb bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs.
Kaiser Haile Selassie verbrachte die Besetzung Äthiopiens in Großbritannien, kehrte am 24. Januar 1941 zurück und befreite das Land mit britischer Unterstützung.
War Eritrea früher Äthiopien
Am 3. Oktober 1935 begann der Abessinienkrieg, bei dem das faschistische Italien das Kaiserreich Abessinien (heute Äthiopien) angriff. Der Überfall auf Abessinien wurde von der Weltgemeinschaft verurteilt, aber dennoch wurde Äthiopien ins italienische Kolonialgebiet eingegliedert. Die schon früher besetzten italienische Gebiete, wie Eritrea und Somalia, behielten ihren Provinzstatus. Aber durch die Hinzunahme von Äthiopien wurden alle drei Gebiete unter neuer Verwaltung gestellt und die Kolonie „Italienisch Ostafrika“ gegründet.
Im Ostafrikafeldzug (1940), welcher ein separater Krieg während des Zweiten Weltkriegs (1939-45) war, kämpften die Briten gegen die Italiener um Ostafrika. Während dieses Krieges wurde Ostafrika befreit und Äthiopiens früherer Kaiser vom britischen Empire anerkannt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs (1945) wurde Eritrea und Nordäthiopien (Provinz Tigray) unter britische Militärverwaltung gestellt und später zum britischen Mandatsgebiet erklärt.
Ab 1949 nahmen die Bestrebungen der Vereinten Nationen zu, dass Eritrea ein föderativer Staat innerhalb des äthiopischen Kaiserreiches (Abessinien) werden sollte. Am 11. August 1952 unterzeichnete Haile Selassie I. (letzte Kaiser Äthiopiens) das Abkommen.
In den nachfolgenden Jahren wurde in Eritrea die amharische Sprache als Amtssprache eingeführt, die Flagge Eritreas verboten und das äthiopische Rechtssystem den Eritreern übergestülpt. Im Jahr 1962 erklärte Haile Selassie das Parlament Eritreas für nicht legitim und löste es auf. Fortan war Eritrea eine äthiopische Provinz. In den 1970-er Jahren gründeten sich mehrere Befreiungsfronten Eritreas, welche fortan als Rebellen gegen das äthiopische Regime kämpften.
Am 12. September 1974 wurde die Monarchie in Äthiopien durch einen Militärputsch abgeschafft. Das Militärregime, unter Führung von Mengistu Haile Mariam, ging massiv gegen die Eritreer vor und wurde dazu mit Waffenlieferungen aus der Sowjetunion unterstützt. Ab 1982 sollte Eritrea komplett erobert werden. Diese Offensive scheiterte allerdings.
Der Unabhängigkeitskrieg zwischen Eritrea und Äthiopien endete 1991 durch einen Waffenstillstand. Am 24. Mai 1993 wurde eine Volksabstimmung, unter Aufsicht der Vereinten Nationen, abgehalten. Bei dieser stimmten über 99 % der Bevölkerung Eritreas für die Unabhängigkeit. Seitdem ist der Provinzstatus für Eritrea aufgelöst und der Unabhängigkeitstag ist Nationalfeiertag in Eritrea.
Warum gibt es heute wieder Krieg in Äthiopien
Während der Corona-Pandemie wurden diverse Regional- und auch die landesweite Parlamentswahl abgesagt und verschoben. Diese sollten 2020 stattfinden und wurden auf 2021 verschoben. In der Region Tigray – im Norden Äthiopiens – hielt man die Regionalwahl dennoch ab. Am 9. September 2020 gewann dort die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) fast alle Sitze. Diese Wahl wurde anschließend vom äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed für ungültig erklärt.
Im Vorfeld der Wahl war die Stimmung gegen die Bundesregierung bereits aufgeheizt, da die TPLF der Regierung um Abiy Ahmed Ali vorwarf, illegal im Amt zu sein, dass sie lediglich eigene Machtansprüche sichern wollen und daher die Wahlen verschoben. Als die Wahl dann als illegal und das Wahlergebnis als nicht legitim angenommen wurden, eskalierte die Lage in Tigray und anderen nördlichen Provinzen.
Der militärische Arm der TPLF-Partei ist die Volksbefreiungsarmee von Tigré. Diese besetzte nun Armeestützpunkte in Tigray. Daraufhin entsandte am 5. November 2020 Ministerpräsident Abiy Ahmed die Bundesarmee nach Tigray, um die Militärbasen zu verteidigen. Am 7. November 2020 erklärte die äthiopischen Zentralregierung die Regionalregierung in Tigray als aufgelöst.
Am 18. Januar 2021 wurde der TPLF der Parteistatus entzogen und sie wurde lediglich als Vereinigung – ohne Regierungslegitimation – erklärt. Schließlich wurde am 1. Mai 2021 die TPLF als terroristische Organisation eingestuft. Fortan breitete sich der Tigray-Konflikt landesweit aus und wurde zum Bürgerkrieg zwischen der TPLF, der Oromo-Befreiungsfront und der Einheitsfront von Afar auf der einen Seite gegen den äthiopischen Staat auf der anderen Seite. Im späteren Kriegsverlauf schlossen sich Militärtruppen aus Eritrea der äthiopischen Regierung an.
Der Bürgerkrieg endete am 2. November 2022 als der Waffenstillstand zwischen Äthiopien und den Milizen aus den Provinzen unterzeichnet wurde.
Warum flüchten Menschen aus Äthiopien
Während des Tigray-Konfliktes wurden etwa 500.000 Menschen getötet und etwa 2 Mio. Menschen wurden zur Flucht getrieben. Zahlreiche Kriegsverbrechen wurden auf beiden Seiten verübt. So sollten bspw. die Menschen in Tigray ausgehungert werden. Das Gesundheitssystem brach zusammen, was weitere Todesopfer forderte und Fluchtursachen schuf.
Neben dem Krieg kämpft Äthiopien auch mit den Folgen des Klimawandels, welcher sich durch extreme Wetterereignisse äußert. Auf langanhaltende Dürrephasen folgen Starkregen mit Überschwemmungen. Auch dies begünstigt eine Flucht. Auch die allgemeine Armut (siehe oben) ist eine Fluchtursache.
Warum steht Äthiopien im Wasser-Konflikt mit Sudan und Ägypten
Im Februar 2022 wurde der Grand-Ethiopian-Renaissance-Staudamm in Betrieb genommen. Dieser wurde in 10 Jahren erbaut und soll zukünftig Strom für Äthiopien aus Wasserkraft erzeugen. Dieser Staudamm wird betrieben mit Wasser des Blauen Nils, wodurch das Wasser im Staubecken gehalten wird.
Der Blaue Nil ist neben dem Weißen Nil der wichtigste Quellfluss des Nil-Flusssystems und dessen Wasser wird im Sudan und Ägypten ebenfalls benötigt. Mit Inbetriebnahme der Staumauer wird Ägypten und dem Sudan das Wasser entzogen, was in beiden Ländern nicht unumstritten bleibt.