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Kaiserreich Abessinien


abessinien flagge

Die Flagge Abessiniens zwischen 1897 und 1974 mit einem Königs- oder Kaiserlöwen als Wappentier

Das Kaiserreich Abessinien – auch als Abyssinien bezeichnet – war ein historisches Reich in Ostafrika, welches 1137 n.Chr. gegründet wurde und bis zum 12. September 1974 bestand. Die Bevölkerung dieses einstigen Staates werden als Abessinier bezeichnet.

Während der Kolonialzeit blieb Abessinien unabhängig und trat am 28. September 1923 dem Völkerbund bei, wurde während des Abessinienkrieges (1935-41) von Mussolinis Italien besetzt.

Das Kaiserreich Abessinien ist der Nachfolgestaat des Königreich von Aksum, welches bis etwa 960 n.Chr. auf diesem Gebiet bestand.

Was ist Abessinien heute

Das Staatsgebiet Abessinien umfasste das heutige Staatsgebiet von Äthiopien und Teile von Eritrea. Deshalb wird das historische Reich mitunter auch als Kaiserreich Äthiopien bezeichnet.

Wo liegt Abessinien

wo liegt Abessinien

Lage Abessiniens auf der Weltkarte


Abessinien lag in Ostafrika. Heutige Nachbarstaaten wären:

  • Eritrea im Norden
  • Dschibuti und Somalia im Osten
  • Kenia im Süden
  • Südsudan im Westen
  • Sudan im Nordwesten

Nachbarstaaten Äthiopiens bzw. Abessiniens heute

Nachbarstaaten Äthiopiens bzw. Abessiniens heute


Während der Kolonialzeit des späten 18. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, waren die Nachbarstaaten ausschließlich europäische Kolonien.

  • Eritrea war eine italienische Kolonie
  • Dschibuti war eine französische Kolonie und hieß zwischen 1896 und 1967 Französisch-Somaliland
  • Nordsomalia war eine englische Kolonie und hieß zwischen 1884 und 1960 Britisch-Somaliland
  • Der Rest Somalias war eine italienische Kolonie und hieß zwischen 1888 und 1960 Italienisch-Somaliland
  • Der Sudan war Teil des britischen Weltreichs und hieß zwischen 1899 und 1956 Anglo-Ägyptischer Sudan
  • Kenia war britische Kronkolonie und Teil des Britischen Weltreichs, hieß zwischen 1895 und 1920 Britisch-Ostafrika und wurde ab 1920 zur englischen Kronkolonie Kenia erklärt. Diesen Status behielt Kenia bis 1963

Kaiserreich-Abessinien-1929

Das Kaiserreich-Abessinien (1929) und seine benachbarten Kolonien

Wie wurde Abessinien zu Äthiopien

Am 3. Oktober 1935 wurde Abessinien von Mussolinis Italien überfallen und besetzt. Die Hochphase des Abessinienkrieges dauerte nur bis 1936 an. Während des Krieges setzten die Faschisten Giftgas ein. Als dann der damalige Kaiser Haile Selassie aus dem Reich floh und ins Exil nach Großbritannien ging, wurde Abessinien in Italienisch-Ostafrika eingegliedert. Doch mit Hilfe der Briten konnte Haile Selassie das Kaiserreich im Jahr 1941 zurückerobern.

Die Befreiung Abessinien ist Teil des Ostafrikafeldzugs gewesen, welche die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Italien und Großbritannien (1940-41) in Ostafrika beschreibt. Nach 1945 blieb die Monarchie in Abessinien bis zur Revolution von 1974 bestehen, wurde dann aufgelöst und durch einen provisorischen Militärverwaltungsrat (kurz Derg) ersetzt.

Das Derg-Regime behielt die Macht bis 1987 und rief die Demokratische Volksrepublik Äthiopien aus. Dieser Staat wurde durch eine kommunistische Einparteiendiktatur regiert, nach sowjetischen Vorbild. Die Finanzhilfen der Sowjetunion blieben ab 1991 aus, wodurch die Rebellen – welche seit der Revolution von 1974 existierten – deutliche Zugewinne machten. Der äthiopische Bürgerkrieg endete 1991 und die Demokratische Bundesrepublik Äthiopien wurde gegründet, welche heute noch besteht.

Welche Religionen gab es in Abessinien

Die Religion mit der größten Anhängerschaft war das Christentum. Allerdings waren die Anhänger nicht römisch-katholisch, sondern orthodoxe Christen. Die äthiopisch-orthodoxe Kirche wurde etwa 316 n.Chr. gegründet, überstand die islamische Expansion und deren Anhänger bilden heute noch die größte Religionsgemeinschaft Äthiopiens.

Wie und wann kam das Christentum nach Abessinien

Das Christentum war die vorherrschende Religion in Abessinien und wurde bereits im Königreich von Aksum etabliert. Dieses aksumische Reich wird als möglicher Vorgängerstaat von Abessinien aufgeführt.

Das Königreich entstand bereits im 1. Jahrtausend n.Chr. auf dem Staatsgebiet des heutigen Jemen, Äthiopiens, Eritreas und Sudans. Hauptstadt des Reiches war die Stadt Aksum, welche heute auf äthiopischen Staatsterrain existiert.

Zu dieser Zeit existierte ein florierender Handel zwischen dem Römischen Reich und Indien. Die antike Stadt Adulis, unweit von Aksum, befand sich an der Küste des Roten Meeres. Dort wurden Handelswaren aus Afrika und Indien umgeschlagen, so dass sich zwischen Aksum und Rom eine blühende Handelbeziehung ergab.

Im Jahr 325 n.Chr. soll ein römisches Schiff, welches einen aksumischen Hafen anlief, überfallen worden sein. Die Gründe hierfür sind unbekannt. Auf dem Schiff befand sich auch ein Kind, namens Frumentius, welcher als Sklave an den König von Aksum verkauft wurde. Der Junge erwarb sich das Vertrauen des Königs, wurde später als Schatzmeister eingesetzt und erhielt seine Freiheit bevor der König starb.

Frumentius wurde zum Lehrer des Thronfolgers Elzana. Da Aksum weiterhin mit christlichen Händlern aus Rom verkehrte, gab Frumentius seine Religion nie auf und unterrichtete den Thronfolger in den christlichen Lehren. Nachdem Elzana die Thronfolge antrat, wurde er von Frumentius getauft. Dadurch wurde Aksum zu einem der ersten christlichen Reiche. Als Frumentius etwa 383 n.Chr. starb, war er der erste Bischof von Aksum.

Das Christentum blieb in Aksum, Abessinien und schließlich Äthiopien als einflussreichste Religion bestehen und überdauerte auch die Islamische Expansion, welche ab 630 n.Chr. einsetzte.

Wieso ersetzte der Islam nicht das Christentum in Abessinien

Es wird angenommen, dass das Christentum in Aksum und Abessinien nicht bekämpft wurde, da ein König von Aksum den Anhängern Mohammeds im Jahre 615 n.Chr. Unterschlupf gewährt hatte. Dadurch wurde die Islamisierung für das Aksumische Reich ausgesetzt.

Wie, wann und wieso kam es zur Gründung von Abessinien

Das Römische Reich teilte sich 395 n.Chr. in Westrom mit Rom als Hauptstadt und Ostrom mit Byzanz als Hauptstadt. Kurz darauf ging das Weströmische Reich (476 n.Chr.) unter. Das Ende des Oströmischen Reiches wurde im 7. Jahrhundert verkündet.

Der Untergang des Römischen Reiches schuf ein Machtvakuum im Mittelmeerraum, wodurch die Islamische Expansion ab Mitte der 630-er Jahre einsetzte. Die Araber breiteten sich in Nordafrika, in Asien bis zur Arabischen Halbinsel aus. Dieser kulturelle Umbruch sorgte für eine Instabilität im Aksumischen Reich. Denn der Handel mit dem Abendland und somit auch der Handel über das Rote Meer nach Indien war blockiert. Aksum blieb isoliert von anderen christlichen Staaten.

Aksum verlor seine geostrategische Bedeutung und so bildeten sich neue Machtzentren im Gebiet des heutigen Äthiopiens. So etwa in Zentral-Äthiopien die Stadt Roha (heute Lalibela) oder in Tigray (Nordäthiopien).

Im Jahr 960 n.Chr. siedelten die Falaschen am Tanasee in Äthiopien. Als Falaschen werden heutige Äthiopier bezeichnet, welche jüdisch sind. In der historischen Darstellungen werden die Falaschen allerdings als Heiden bezeichnet. Laut einer Legende soll die Heidenkönigin Gudit einen Aufstand gegen den König von Aksum angeführt und diesen ermordet haben. Dadurch wurde das Reich von Aksum etwa 960 n.Chr. endgültig zerstört.

In Zentral-Äthiopien, in der Provinz Lasta, erhob sich im Jahr 1137 ein neuer König von Lasta, später auch von Tigray und Wag (Provinzen in Äthiopien). Dieser wird als Takla Haymanot geführt.

Takla Haymanot macht die Stadt Roha zum neuen Machtzentrum und wird als möglicher Begründer der Zagwe-Dynastie genannt. Diese Neugründung auf äthiopischen Gebiet wird als Geburtsstunde (1137 n.Chr.) des Kaiserreichs Abessinien genannt.

Warum nennen sich die Kaiser Abessiniens selbst Negus

Negus ist der Titel für einen königlichen Herrscher, mit welchem die Könige von Aksum seit Elzana und die späteren Könige von Abessinien betitelt wurden. Spätestens seit dem Kaiserreich wurden die Könige als Großkönige oder Kaiser bezeichnet. Dazu wurde der Zusatz „Negest“ gewählt. Demnach ist „Negus Negest“ der Titel für einen Kaiser und bedeutet übersetzt: König der Könige.

Was geschah in Abessinien während der Zagwe-Dynastie

Die Zagwe-Dynastie dauerte von 960/1137 bis 1270 an, brachte 11 Kaiser hervor – welche weitestgehend unbedeutend blieben. Nur Kaiser Gebra Maskal Lalibela sticht aus der Masse hervor.

Unter Kaiser Lalibela wurden zwischen 1189 und 1229 elf Felsenkirchen in Roha erbaut. Diese wurden als Monolith aus der umgebenen Felsformation ausgearbeitet. Der Kaiser wollte ein neues Jerusalem gründen, nachdem die islamischen Eroberungen die christlichen Pilgerfahrten ins Heilige Land zum Erliegen gebracht hatten.

felsnkirche Lalibela

Monolithische Kirche des Heiligen Georg (Bet Giyorgis auf Amharisch) in Form eines Kreuzes. Die Felsenkirchen von Lalibela stehen auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes

Laut Überlieferung soll der Kaiser diese Kirchen eigenhändig aus dem Stein geschnitzt haben und dabei von Engeln unterstützt wurden sein. In der Äthiopischen Kirche wird Lalibela als Heiliger verehrt. Die Stadt Roha wurde ihm zu Ehren in Lalibela oder Neu-Jerusalem unbenannt.

Die Kirchen von Lalibela (Roha) sind etwa 800 m² groß und zehn Meter hoch. Es wird angenommen, dass diese Arbeit von Kaiser Lalibela in Auftrag gegeben wurde und dass er diese nicht selbst aus dem Stein ausgearbeitet hat.

Was geschah nach der Zagwe-Dynastie in Abessinien

Die Zagwe-Dynastie dauerte bis 1270 an. Dann wurde Kaiser Harbei (letzter Zagwe) durch Yekuno Amlak gestürzt. Letzterer gehörte der Salomonischen Dynastie an, welche davon ausging – dass die Kaiser von Zagwe unrechtmäßig im Amt waren. Yekuno Amlak sah sich selbst als Nachfahre von König Salomo (Bibel) und rechtmäßiger Erbe des Königs von Aksum.

Die Salomonische Dynastie dauerte bis zur Revolution von 1974 an. Somit überlebte das Kaiserreich beide Weltkriege und auch die Kolonialzeit Afrikas. Dennoch versuchten die Italiener ab Ende des 19. Jahrhunderts, Abessinien einzunehmen.

Was geschah im ersten italienisch-äthiopischen Krieg von 1895-96

Der Wettlauf um Afrika begann etwa 1880, als sämtliche europäische Staaten versuchten, Afrika unter sich aufzuteilen. Die erste Kolonie Italiens war Assab (heute Eritrea), eine Bucht am Roten Meer und ein wichtiger Handelsstützpunkt. Ab 1885 wurden weitere Gebiete im heutigen Eritrea dazugekauft oder erobert.

Im Zuge der Expansion sollte auch die Hafenstadt Massaua unter italienische Kontrolle fallen, welche allerdings von Abessinien ebenfalls beansprucht wurde. Im Jahr 1887 kam es in diesem Gebiet zu kriegerischen Auseinandersetzungen beider Armeen. Die Schlacht von Dogali, bei der ein gesamtes Bataillon Italiens vernichtet wurde, sorgte für eine kurze Entspannungsphase.

Am 2. Mai 1889 schlossen Italien und Abessinien den Freundschaftsvertrag von Uccialli. Eine Klausel im Vertrag sah vor, dass Abessinien fortan als teilsouveräner Staat von Italien verwaltet werden würde. Beide Vertragsparteien unterschrieben den Vertrag. Doch die Klausel wurde im amharischen Vertrag, welcher für Abessinien bestimmt war, nicht aufgeführt. Daraufhin kündigte Menelik II. von Abessinien im Jahr 1893 den Vertrag.

In den darauffolgenden Jahren versuchte Italien, diverse Stammesfürsten Abessiniens gegen den Kaiser zu mobilisieren, versorgte diese mit Waffen und wurde dabei von Großbritannien unterstützt. Zu den Unterstützern Abessiniens gegen Italien gehörten Frankreich und Russland.

Als sich der Statthalter von Tigray im Jahr 1894 dem abessinischen Kaiser unterwarf, ging Italien zum Einmarsch über. Sie besetzten einige Gebiete der Provinz Tigray und auch die Stadt Adua. Bei der Schlacht von Adua (1896) wurden die Italiener vernichtend geschlagen und zogen sich aus Abessinien zurück.

Warum ging Abessinien ein Bündnis mit dem Deutschen Reich und Frankreich ein

Kaiser Menelik II. (Kaiser von 1889 bis 1913) versuchte das Land schnell zu modernisieren. Außerdem suchte er Verbündete, welche ihn vor einem weiteren Einmarsch Italiens schützen würden.

So wurden Waffenimporte aus Europa realisiert, welche durch Sklavenhandel und Exporte von Elfenbein gegenfinanziert wurden. Innerhalb kürzester Zeit wurden die Sultanate in ihren Machtbereich eingeschränkt, innere Konflikte gewaltsam gelöst und der Herrschaftsbereich Meneliks verdreifacht.

Unter Menelik wurde Addis Abeba, welches erst 1886 von seiner Frau Taytu Betul gegründet worden war, zur neuen Hauptstadt Abessiniens. Ab 1900 folgten Handelbeziehungen mit Frankreich und dem Deutschen Reich.

So wurden Eisenbahnstrecken erbaut, Telegraphennetzte verlegt und Banken gegründet. Außerdem wurden deutsche Beamte in der Regierung eingestellt, um die Verbindung zum erstarkenden Deutschen Reich zu untermauern.

Was geschah im zweiten Abessinienkrieg von 1935 und 1936

Am 3. Oktober 1935 marschierten die Italiener erneut in Abessinien ein. Die Kriegshandlungen begangen ohne Vorankündigung und durch eine Zangenoffensive, bei welcher die Italiener von Somaliland und Eritrea zugleich vordrangen, um die äthiopischen Streitkräfte beidseitig zu attackieren.

Die italienische Armee bestand aus 330.000 italienischen Soldaten und 87.000 Askaris (Kolonialtruppen). Damit war dies das größte außerafrikanische Heer, welches jemals in Afrika agierte. Die Gegenseite in Abessinien stellte circa 500.000 Soldaten, welche viel schlechter ausgerüstet waren. Um die Offensivbemühungen zu unterstreichen, bombardierte die italienische Luftwaffe zahlreiche geostrategische Stützpunkte – wie Adigat (Provinz Tigay) und Adua (Grenze zu Eritrea).

Der Krieg dauerte etwa 7 Monate an, bevor Kaiser Haile Selassie das Land verließ und nach Großbritannien floh. Das eroberte Gebiet wurde in die Verwaltungsorganisation Italienisch-Ostafrika integriert und zwischen 1936 und 1941 war Abessinien eine Kolonie des faschistischen Italiens.

Die Befreiung erfolgte mit Hilfe der Briten ab 1941. (siehe oben)

Warum wird der Krieg gegen Abessinien als Vernichtungskrieg bezeichnet

Mussolinis Armee setzte während allen Kriegsphasen (1935-41) immer wieder chemische Massenvernichtungswaffen ein.

Zu Beginn des Krieges geriet die Offensive Italiens ins Stocken, weshalb die Luftwaffe begann, Senfgas (Giftgas) abzuwerfen. Dieses wurde aber nicht nur gegen die äthiopischen Soldaten eingesetzt, sondern auch gegen Zivilisten und landwirtschaftliche Nutzflächen. Die äthiopische Armee war schlecht ausgerüstet, verfügte über keine Schutzmasken. Dementsprechend hoch waren die Verluste.

Im Vorfeld des Krieges übermittelte das Rote Kreuz eigene Stützpunkte und Lazarett-Standorte an Italien, da es nach Genfer-Konventionen nicht erlaubt ist, diese zu bombardieren. Die Italiener nutzten die Geodaten und attackierten die gelisteten Feldlazarette und Krankenhäuser gezielt. Dadurch wurde Italien von der Weltgemeinschaft scharf verurteilt, aber dennoch setzten die Italiener ihre Angriffsbemühungen mit gleicher Härte fort.

Als dann 1936 weite Teile Abessinien erobert schienen, errichteten die Italiener eine Gewaltherrschaft mit Konzentrationslagern, Massenhinrichtungen und systematischen Säuberungen. Im Jahr 1937 wurden die Italienischen Rassengesetze erlassen, wodurch die Einheimischen in den Kolonien enteignet, entrechtet und vertrieben werden konnten.

In den Jahren nach 1936/37 wurden weitere Giftgas-Attacken geflogen und immer wieder kam es zu Säuberungen und Massenerschießungen. Beim Massaker von Zeret, welches sich zwischen dem 9. und 11. April 1939 in der Provinz Shewa (nördlich Addis Abeba) ereignete, starben circa 5.000 Menschen – darunter auch Frauen und Kinder.

Während des Abessinienkrieges starben zwischen 330.000 und 760.000 Abessinier und zwischen 25.000 und 30.000 Italiener. Neben dem Algerienkrieg (1954-62) zählt der Abessinienkrieg zu den brutalsten und blutigsten Konflikten, welche jemals auf afrikanischen Boden stattfanden.

Warum wollte Mussolini Abessinien erobern

Die Eroberung Abessiniens hatte für Italien mehrere Vorteile. Zum einen wurde die Vorherrschaft der Briten in Ostafrika aufgehalten. Außerdem war durch die Besetzung von Eritrea, Somalia und Abessinien das Rote Meer als Handelsweg zwischen British-Indien und dem Mittelmeer blockiert.

Der Suezkanal, welcher 1869 eröffnet wurde und das Mittelmeer mit dem Roten Meer verbindet, wodurch das Umfahren von Afrika umgangen werden sollte – wurde für Großbritannien nutzlos. Diese erwarben den geostrategisch wichtigen Wasserweg unter Benjamin Disraeli im Jahr 1875, hatten die Kontrolle in Ägypten ab 1882 – aber fortan war der kürzeste Seeweg nach Indien blockiert.

Die Kolonien wurden wirtschaftlich ausgebeutet und es wurde Kriegswirtschaft betrieben – um weitere Ziele angreifen zu können. So wurden Einheimische zu Askaris ausgebildet, welche als Kolonialtruppen entweder für innere Stabilität oder als Soldaten in benachbarten Gebieten kämpften. Wie in vielen anderen Kolonien wurde eine ethnische Minderheit durch die italienische Kolonialmacht ausgebildet und unterstützt, wodurch diese den Unmut aller anderen Ethnien auf sich zogen. (Teile und Herrsche)

Neben der geostrategischen und wirtschaftlichen Bedeutung hatte die Eroberung von Abessinien für Mussolini auch ein ideologisches Motiv. Denn durch Kolonien in Ostafrika sollte neuer Lebensraum für die italienische Bevölkerung erschlossen werden.

Das Recht, neuen Lebensraum erobern zu dürfen – wurde von Mussolini als „spazio vitale“ bezeichnet. Schon 1922 phantasierte Mussolini darüber, dass das Mittelmeer irgendwann die „italienische See“ heißen würde und dass Italien ganz Westeuropa bis zum Atlantik erobern würde.

Geplant waren ein Kerngebiet (piccolo spazio), welches von Italienern bewohnt werden würde und diverse Satellitenstaaten und Kolonien (grande spazio), welche von anderen Völkern bewohnt – aber von Italien kontrolliert werden. Vorbild war das Römische Reich in seiner Kultur, Ausdehnung und Einflusssphäre.

Warum wandte sich das Deutsche Reich von Abessinien ab

Das Deutsche Reich war bis 1935 ein Unterstützer Abessiniens gegen Italien. Den Einmarsch der Italiener in Abessinien und die Entschlossenheit bei der Durchsetzung bezeichnet Hitler als italienischen Mut, von welchem er beeindruckt sei.

Als der Völkerbund den Abessinienkrieg verurteilte, stellte sich das Deutsche Reich auf die Seite Italiens. Zuvor (1935) sollte die Stresa-Front ein Bündnis zwischen Italien, Frankreich und Großbritannien sein, um die Expansionsbemühungen des Deutschen Reiches zu ersticken. Das Deutsche Reich war zu diesem Zeitpunkt noch zu Reparationszahlungen aus dem Ersten Weltkrieg verpflichtet.

Da nun aber Italien von den einstigen Verbündeten aus dem Ersten Weltkrieges kritisiert wurde, schlossen das Deutsche Reich und das Königreich Italien den Freundschaftsvertrag Berlin-Rom von 1936. Dieser wird zur Grundlage für den Vertrag der Achsenmächte ab 1939/40.

Das Deutsche Reich hatte nun einen neuen Verbündeten gegen alte Feinde. Hitler wollte die auferlegten Rüstungsbeschränkungen des Versailler Vertrages aufheben und das Gesetz zum Aufbau der Wehrmacht verabschieden. Mit Italien hatte es fortan einen Unterstützer und deshalb trat Italien 2 Monate nach Verabschiedung des Stresa-Abkommens aus dem Bündnis aus.


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