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Ragnar Lothbrok in The Last Kingdom


Ragnar Lothbrok in der Serie Vikings

Ragnar Lothbrok in der Serie Vikings – Bildquelle: Amazon

Ab dem Jahr 2015 erschien die Serie „The Last Kingdom“, welche genauso wie die Fernsehserie „Vikings“ in der Wikingerzeit spielt. Anders als „Vikings“ liegt „The Last Kingdom“ einer Buchvorlage von Bernard Cornwell* zugrunde. Die Bücher und auch die gleichnamige Serie beschreiben die Zeit, als England von dänischen Wikingern überfallen wurde.

Viele Fans beider Serien hätten sich ein Spinoff (Ableger) oder ein Crossover von „Vikings“ gewünscht. Am Liebsten wäre es den Meisten gewesen, dass der Serienheld aus Vikings – Ragnar Lothbrok – ebenfalls in „The Last Kingdom“ auftauchen würde. Doch dies ist leider nicht möglich.

Ragnar Lodbrok in der Serie The Last Kingdom

Bei einem Spinoff werden Teile der Handlung ausgelagert und dann neu erzählt bzw. vertieft. Dementsprechend könnte man zum Beispiel den Vikingsfeldzug gegen Paris in eine separate Serie packen. Bei einem Crossover tauchen dann spielende Personen in einer Serie und einer weiteren Serie auf. Und dies geschieht teilweise in „The Last Kingdom“.

Denn die angelsächsischen Könige Aethelred und Alfred treten sowohl in „Vikings“ als auch in „The Last Kingdom“ auf. Somit hätte die zweite Serie doch das Potential der ersten Serie nehmen und weiter vertiefen können, oder?

Das Problem dabei ist der geschichtliche Hintergrund. Die erste Serie behandelt das Leben und Streben des Wikingerkönigs Ragnar Lothbrok. Die zweite Serie beginnt mit seinem Tod.

Ragnar Lothbroks Tod als Auslöser für „The Last Kingdom“

Laut Geschichtsschreibung bzw. Mythologien starb der Wikinger im Jahr 865. Er wurde laut den Quellen vom angelsächsischen König Aella hingerichtet und in eine Grube geworfen. Diese war mit Schlagen gefüllt, welche den Heiden fraßen.

Diese Hinrichtung nahmen Ragnars Söhne zum Anlass und überfielen die 7 englischen Einzelreiche ab dem Jahr 865/866. Der historische Begriff für die dänische Invasion lautet: „Große heidnische Armee“ bzw. „Großes heidnisches Heer“.

Dabei überfielen die Dänen, angeführt von den Brüdern: Björn, Sigurd, Ubbe, Halfdan und Ivar Ragnarsson, ganz England und unterwarfen die englischen Einzelreiche. Die beiden anderen Söhne Agnar und Eirek, welche Ragnar mit Thora hatte – waren zu diesem Zeitpunkt schon tot. Der Eroberungsfeldzug der fünf Brüder traf zuerst das Königreich Northumbria, welches sich im Norden Englands befand.

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7 Königreiche der angelsächsischen Heptarchie

Der damalige König Aella, welcher zugleich für den Tod Ragnar Lothbroks verantwortlich war, wurde durch die Ragnarsöhne hingerichtet. Angeblich sollen sie aus seinem Körper einen sogenannten Blutadler gemacht haben, um so ihre Rache vollständig ausleben zu können. Danach ging der Raubzug weiter und erstreckte sich über andere englische Königreiche.

Die besetzten Gebiete nennt man in der Geschichte: Danelag (865-896), ausgehend vom Wort Dänemark. Das Bestreben der Engländer bestand nun darin, ihre Herrschaftsgebiete wieder zurückzuerobern. Dabei war das letzte Königreich, welches sich noch in englischer Herrschaft befand, Wessex. Dieses wurde von König Aethelred und später von Alfred dem Großen regiert.

Das Königreich Wessex war zugleich das mächtigste Reich, aufgrund seiner geschichtlichen Expansionspolitik. Denn König Ecbert, Großvater von Aethelred und Alfred, begann in den Jahren 802 bis 839 ebenfalls Feldzüge gegen die anderen Einzelreiche. Er stärkte somit das Königreich Wessex und sorgte für den politischen Einfluss auf die Nachbarreiche.

Sein Enkel Alfred der Große sollte später die Vision seines Großvaters weiter vorantreiben. Denn durch den Einfall der Wikinger war England gezwungen, gemeinsam gegen die Invasoren zu kämpfen.

Die Fernsehserie „The Last Kingdom“ behandelt diese Epoche. In der Serie geht es darum, dass die 7 englischen Einzelreiche abgeschafft und zu einem großen starken England vereint werden. Der Grund für die Vereinigung war der Wikingerangriff von 865/866 und die sich daraus ergebenen Folgen für die Einzelreiche.

In der Serie Vikings wird das Leben von Ragnar Lothbrok bis zur Staffel 4-2-5 „Die Schlangengrube“ beschrieben. Danach beginnen die Ragnarsöhne mit ihrem Rachefeldzug gegen Aella und England. Dieser dauert genau bis zur Folge 5-1-5, gerade einmal 10 Folgen bzw. 1 Staffel. Allerdings wird dabei mehr auf die Beweggründe der Wikinger, als auf die Bestrebungen Englands, eingegangen.

In der Vikingsserie besteht die Heidenarmee auch nicht ausschließlich aus Dänen, sondern auch Norweger kämpfen an der Seite der Ragnarssöhne. So wird die Geschichte von Harald Schönhaar und Halfdan Svarte skizziert, welche niemals Teil dieses Feldzugs waren.

Ragnars in The Last Kingdom

In der Serie „The Last Kingdom“ tauchen ebenfalls Figuren mit dem Namen Ragnar auf. Dabei handelt es sich allerdings nicht um Ragnar Lodbrok, da dieser zu diesem Zeitpunkt bereits tot war. Stattdessen werden Auszüge des Lebens von Ragnar Ravnsson und dessen Sohn Ragnar Ragnarsson gezeigt. Damit zielt der Autor der Buchvorlage darauf ab, dass der Name Ragnar sehr geläufig unter den Dänen war.

Diese Tatsache führt auch zu der Vermutung, dass die wahren Geschichten um Ragnar Lothbrok, mehr als einer Person zuzuschreiben sind. Denn die Geschichten des Wikingers sind so zahlreich und zum Teil widersprüchlich, dass einige Experten davon ausgehen, dass mehrere historische Figuren mit dem Namen „Ragnar Lodbrok“ existierten.

In der Serie und dem Buch spielt Ubba Ragnarsson ebenfalls eine entscheidende Rolle. Der dänische Wikinger, welcher ein Sohn von Ragnar Lodbrok gewesen sein soll – wird in der Buchvorlage als Ubba Lothbrokson ausgegeben. Dadurch will der Autor Verwechslungen zwischen den Ragnar-Charakteren vermeiden.

Vikings und The Last Kingdom im Vergleich

Die Fernsehserie Vikings macht vieles richtig. Denn sie lässt sich Zeit. Es werden Gespräche zwischen den Protagonisten gezeigt, welche für die Gesamthandlung teilweise belanglos sind. Aber Literaturwissenschaftler haben diese Gesprächsführungen schon vor langer Zeit als Erfolgsfaktor erkannt.

Mittels moderner Software kann heutzutage ermittelt werden, welche Grundtendenzen alle Bestseller gemeinsam haben. Und Gespräche am Feuer oder anderswo sind ein Faktor für eine gute Story, welcher Bestsellerqualität hat.

Wieso?
In diesen Gesprächen werden die Gefühlswelten der Protagonisten offengelegt. Der Zuschauer bzw. Leser erkennt zwischenmenschliche Beziehungen zwischen den Helden, wie im echten Leben. Dadurch entwickelt der Zuschauer Sympathien für bestimmte Figuren und Abneigung gegenüber andere. In einem Satz gesagt: Der Zuschauer fühlt mit und taucht in die Handlung emotional ein.

Die Serie „The Last Kingdom“ macht dies nicht. Stattdessen wird ein geschichtliches Ereignis nach dem anderen vorgeführt. Mitfühlen, Eintauchen oder sich mit den Charakteren identifizieren, ist hier kaum möglich. Dennoch hat auch diese Serie ihren Daseinsanspruch und wird von vielen Fans verfolgt. Denn die geschichtliche Grundlage ist hier teilweise besser ausgearbeitet worden, als bei der Vikings-Serie.

Die geschichtlichen Grundlagen von Vikings und The Last Kingdom

Die Serie „The Last Kingdom“ setzt zu dem Zeitpunkt an, als die Ragnarsöhne in England einfallen. Die historische Figur des Guthrum wird gezeigt, welcher tatsächlich König über den Danelag war. Auch die Schlachten, welche in Staffel 1 stattfinden, gab es wirklich – nur in einer anderen Reihenfolge. Siehe dazu die Uhtred-Biografie aus Staffel 1.

Aber auch die Vikings-Serie hat ihren historischen Reiz. Denn der Zuschauer kann in die nordische Mythologie eintauchen. Es werden die Sagas erzählt, die Mythen um Lagertha und Aslaug. Mit dem Ort Kattegat wird außerdem eine historische Kulisse geschaffen, welche in den ersten Staffeln nachvollziehbar und authentisch wirkt.

Das damals größte Ereignis war die Schlacht um Paris. Der Wikingerheld Ragnar Sigurdsson bzw. Lodbrok wird durch diese Belagerung weltberühmt und taucht in den Geschichtsbüchern auf. In Staffel 3 wird dieses Ereignis nacherzählt.

Ebenfalls wird gezeigt, wie die Normandie durch den Wikinger Hrolf Ganger (in der Serie Rollo) gegründet wurde – obwohl dieser eigentlich nicht zeitgleich mit Ragnar Lodbrok lebte.

Den ersten geschichtlichen Höhepunkt hat die Serie bereits am Anfang. Denn der Einfall auf das Kloster Lindisfarne, markiert den Ursprung der Wikingerraubzüge. Allerdings wurde dieser nicht von Ragnar Lodbrok begangen und der Klostervorsteher „der heilige Cuthbert“ war zu diesem Zeitpunkt schon lange tot.

In der Serie „The Last Kingdom“ (Staffel 3) sollen die Gebeine des heiligen Cuthbert in die, durch Wikinger besetzte, Stadt York gebracht werden -was 875 auch tatsächlich geschah.

Es empfiehlt sich vor dem Anschauen der Serien, ein Buch über die Wikingerzeit zu lesen. Empfehlenswert wäre das Buch „Die Wikinger“ (ISBN 3549076487*) von Prof. Dr. Jörn Staecker und Dr. Matthias Toplak. Im Buch werden nicht nur die Lebensumstände der damaligen Zeit gezeigt, sondern auch die Expansionspolitik vorgestellt. Gerade die Verbindung zur Kiewer Rus spielt in der Vikings Serie noch eine tragende Rolle.

Ebenfalls kann man das Buch “Nordische Götter und Heldensagen“ (ISBN 3770901282*), erschienen im Ensslin Verlag, empfehlen. Es handelt sich dabei zwar um ein Jugendbuch und ist somit kein wissenschaftliches Werk. Dies hat aber den Vorteil, dass die Geschichte von Ragnar Lodbrok und seinen Söhnen nicht anhand von Quellenzitaten erzählt wird.

Stattdessen bekommt der Leser die Geschichte in Erzählform präsentiert. Am Ende des Buches stehen dann die Quellennachweise. Dies sorgt für einen besseren Lesefluss bei Nichtwissenschaftlern.

Neben der Geschichte von Ragnar Lodbrok, Prinzessin Aslaug und den Söhnen werden im Ensslin Buch weitere Wikingerhelden vorgestellt. Auch die wichtigsten Götterlieder sind in normaler Erzählform enthalten. So erfährt der Leser auch alles über Loki, Baldur, Odin, Thor, die Weltenschlange, Heimdall und andere Götter – welche in der Vikingsserie immer wieder erwähnt werden. Auch die Geschichte, welche zum Ragnarök führte und der Walhalla Mythos werden – auf einer verständlichen Weise – geschildert.


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