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Die Besiedlung des Mittelmeerraumes während der Bronzezeit


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Die Siedlungsgebiete der Mykener (rot) und Phönizier (gelb) zwischen dem 8. und 6. Jahrhundert v.Chr. Bildquelle: Von Gepgepgep – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23358179

Die minoische Kultur, welche auf der Mittelmeerinsel Kreta zwischen 2.600 bis 1.450 v.Chr. bestand und von einigen Forschern als erste Hochkultur Europas bezeichnet wird, wurde von der mykenischen Kultur abgelöst. Während der Bronzezeit zwischen 1500 bis 1000 v.Chr. kam es zu einer Zunahme an Kolonien im Mittelmeer, welche durch die Mykener und Phönizier angetrieben wurde.

Die Mykenische Palastkultur gilt als Vorkultur des antiken Griechenlands. Gleichzeitig entstanden in Phönizien erste Stadtstaaten auf dem heutigen Gebiet des Libanon, Israel und Syrien. Von dort ausgehend betrieben die Phönizier eine Kolonisation auf der Iberischen Halbinsel (Spanien) und in Nordafrika. Diese Prozesse setzten eine anhaltende Innovation im Schiffsbau voraus.

Schiffsbau im Mittelmeerraum vor der Bronzezeit

Die Entwicklung des Schiffsbaus geht wohlmöglich von Südostasien aus. Denn es ist bekannt, dass vor circa 50.000 Jahren der moderne Mensch (Homo sapiens) über Asien nach Australien auswanderte. Der Meeresspiegel war zu dieser Zeit sehr niedrig. Dennoch überquerten die Menschen den Timorgraben, im Indischen Ozean, mit Flößen und Bambusstämmen – welche sie als Ruder nutzten.

Vor circa 10.000 Jahren wanderte der moderne Mensch über Anatolien, dem Gebiet der heutigen Türkei, von Asien ausgehend in Europa ein. Die ältesten archäologische Paddel-Funde in Europa konnten auf einen Zeitpunkt vor 4.500 v.Chr. datiert werden.

In Nordafrika konnte man Nachweise von Einbaumbooten auf einen Zeitpunkt vor 6.000 v.Chr. zurückdatieren. Diese Einbaumboote sind Holzstämme, welche innen ausgehüllt werden. Die Schale des hohlen Baumstammes wird dann als Kanu genutzt. Solche primitiven Kanuboote werden heute noch von indigenen Völkern genutzt. Im Alten Ägypten nutzte man diese Boottypen bis circa 3.500 v.Chr.. Nach dieser Zeit stellte man bereits größere Schiffstypen her, um den Nil zu befahren und so den Binnenverkehr voranzutreiben.

In Mesopotamien belegen Tafeln, in Keilschrift geschrieben, dass bereits ab 1900 v.Chr. ein Schiffsverkehr auf dem Euphrat und Tigris bestand. Die Steintafeln dienten als Frachtpapiere. Und in China konnte ein Schiffsfund der Yangshao-Kultur auf 2000 v.Chr. zurückdatiert werden.

Die Minoer, welche zwischen 2600 bis 1450 v.Chr. auf Kreta eine Palastkultur errichteten, gelten als erste Hochkultur Europas und als erste Thalassokratie der Geschichte. Thalassokratie ist eine Herrschaftsform, welche über den Schiffsbau, die eigene Flottenstärke und strategische Küstenlage eine Dominanz als Seemacht und Handelsmacht erreicht. Kreta ist eine Insel in der Ägäis bzw. dem ägäischen Meer, einem Nebenmeer des Mittelmeeres. Die Verwaltung Kretas war auf diese maritime Herrschaftsform ausgerichtet, um eine Stellung innerhalb der Ägäis zu erreichen und zu bewahren.

Da die Minoer allerdings nur als regionale Macht auf Kreta verstanden werden, welche selbst keine Kolonisation betrieben – wird die Zeitepoche in dieser Region des Mittelmeeres als ägäische Bronzezeit bezeichnet. Auf der Halbinsel Peloponnes, im Süden Griechenlands, entstand ab circa 1680 v.Chr. die mykenische Kultur als erste Hochkultur des griechischen Festlandes. Die Stadt bzw. der Stadtstaat Mykene, welche als Namensgeber gilt, breitet sich fortan weiter aus und es kommt, aufgrund von Handel und Austauschbeziehungen, zu Durchmischungen beider Palastkulturen.

Das Ende der Minoer ist umstritten. Viele Forschungsergebnisse weisen allerdings darauf hin, dass Eroberungszüge der Mykener die Hochkultur auf Kreta zerstörten und Teile in die eigene Kultur eingliederten.

Überbevölkerung in Teilen des Mittelmeerraumes während der Bronzezeit

Der Übergang von Ackerbau zu Viehzucht, welcher als Neolithische Revolution bezeichnet wird, brachte mit sich, dass die Menschheit sesshaft wurde. Dies fand bereits in der Jungsteinzeit (9500 v.Chr.) statt, hat allerdings Auswirkungen auf das Leben in der Bronzezeit. Denn die Erde hat begrenzte Ressourcen und als der frühe Mensch noch als Jäger und Sammler herumstreifte, war die Anzahl der Menschen durch die Größe der Territorien begrenzt. Man geht davon aus, dass – ohne Ackerbau und Viehzucht – maximal 10 Millionen Menschen auf der Erde leben könnten.

Durch den Übergang zur Landwirtschaft war es für den Menschen möglich, ein kleines Gebiet so fruchtbar zu halten, dass es jederzeit Nahrung bereitstellen kann. Dies sorgte für weitere Konzepte, wie die Vorratshaltung – welche durch Überproduktion und Unterbedarf entsteht. Die Menschen bauten Speicheranlagen (z.B. Kornspeicher) für ihre Nahrung, um diese später zu nutzen. Außerdem konnten die Menschen alle Produkte, welche sie nicht unbedingt selbst benötigten, untereinander tauschen.

Der Tauschhandel mit Überproduktionen führte zur Arbeitsteilung, da beispielsweise fortan Vieh gegen Kleidung getauscht werden konnte. Somit muss nicht jeder Mensch – alle Produkte selbst herstellen – um diese gebrauchen bzw. konsumieren zu können. Durch die Erfindung der Schrift, ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. in Europa und ab 2700 v.Chr. im Nahen Osten, konnten die Menschen den Tauschhandel dokumentieren und festhalten. Gleichzeitig konnten Gesetze und Regelungen niedergeschrieben werden, was den Händlern ihre Rechte garantierte. Durch die Sesshaftigkeit und die Entwicklung der Schrift entstanden bereits in der Kupfersteinzeit (5500 bis 2200 v.Chr.) erste Zivilisationen.

Ackerbau und Viehzucht stellt allerdings die Bedingung, dass der bewirtschaftete Boden ergiebig und fruchtbar ist. Im Mittelmeerraum führt das mediterrane Klima dazu, dass Fruchtbarkeit und Niederschlag garantiert sind. Deshalb drangen die Menschen, während der Bronzezeit, in diese Gebiete vor.

Erste Stadtstaaten entstanden in Mykene (Griechenland) und von dort ausgehend auf dem griechischen Festland. Aber auch auf dem Territorium des heutigen Israel, Syrien, Palästina, Irak, Libanon und Jordanien entwickelten sich Hochkulturen, aufgrund des nährstoffreichen Bodens. Dieses Gebiet wird unter Historikern als Fruchtbarer Halbmond bezeichnet, aus dem sich zuerst das Akkadische Reich, dann das Assyrische Reich und später Phönizien entwickelten.

Die Phönizier, welche ab dem 3. Jahrtausend v.Chr. bereits verschiedene Stadtstaaten am östlichen Mittelmeer errichteten – wurden von der Zunahme der Bevölkerung in diesen Gebieten dazu gedrängt, neue Kolonien zu erschließen. Doch auf dem kontinentalen Festland Asiens ging das Mittelmeerklima im Landesinneren in ein Wüstenklima über. Außerdem existierten bereits Großreiche in Mesopotamien, wie die Babylonier, welche die Expansion in Zentralasien erschweren würden.

Mykener und Phönizier wurden zwischen 1500 und 1000 v.Chr. zu sogenannten Seevölkern, welche von ihren Mutterstädten ausgehend neue Kolonien im Mittelmeer erschlossen.

Neubesiedelung im Mittelmeerraum während der Bronzezeit

Die Mykener begannen ab etwa 1500 v.Chr. mit einer zunehmenden Kolonisation des Mittelmeerraumes. Neue Kolonien und Stadtstaaten entstanden auf dem Festland Griechenlands, auf den griechischen Inseln, an der Mittelmeerküste Italiens, auf Sizilien, entlang der Mittelmeerküste des heutigen Spaniens, in Anatolien (heutige Türkei), in Nordafrika, am Bosporus und am Schwarzen Meer.

Nördlichste Kolonie der mykenischen Griechen am Mittelmeer war die Stadt Adria in Italien, nach welcher später das Nebenbecken des Mittelmeeres (Adriatische Meer bzw. Adria) benannt wurde. Die nördlichste Kolonie am Schwarzen Meer war Tanais, welches heute zu Russland gehört.

Die Phönizier folgten der mykenischen Kolonisation etwa 500 Jahre später und begannen ab 1000 v.Chr. damit, den nordafrikanischen Kontinent, im heutigen Gebiet von Algerien, Tunesien und Marokko, zu besiedeln. Dort entstand Karthago, nahe der heutigen Stadt Tunis, welche von phönizischen Siedlern im Jahr 814. v.Chr. gegründet wurde.

Das karthagische Reich hatte später, aufgrund seiner Seemacht, eine strategisch wichtige Bedeutung und wurde zum Ziel des Römischen Reiches.

Neben Afrika wurden auch südliche Teile Europas durch die Phönizier besiedelt. So existierten auf den großen Mittelmeerinseln, wie Sizilien, Zypern oder Sardinien – sowohl Kolonien der Mykener als auch der Phönizier. Über die Straße von Gibraltar erreichten die Phönizier von Afrika ausgehend auch Gebiete im heutigen Spanien.

Handel zwischen den Mittelmeer-Kolonien während der Bronzezeit

Ochsenhautbarren sind Großbarren aus Kupfer oder Bronze, welche als primitives Tauschmittel bzw. vormonetäres Zahlungsmittel eingesetzt worden. Diese Kupferbarren haben den Umriss einer gespannten Rinder– bzw. Ochsenhaut, wiegen zwischen 20 und 40 kg und waren als Handelsgut weit verbreitet.

Die Phönizier betrieben Kupferabbau auf der Mittelmeerinsel Zypern. Von dort aus gelangte Kupfer nach Ägypten, wo man es als Zahlungsmittel oder als Rohstoff annahm. Laut dem englischen Naturforscher George Bass (1771 – 1803) wurde der Metallhandel der Spätbronzezeit weitestgehend von den Phöniziern dominiert. Ägyptische Wandmalereien, welche die Überbringer der Metallbarren darstellen, zeigen Händler aus dem nordsyrischen Raum (Phönizien) – was diese These stützt.

Die meisten Funde von Ochsenhautbarren konnte man in Sardinien und Zypern sicherstellen. Weitere bedeutende Fundorte dieser Metallbarren sind:

  • Aqarquf, ehemalige Hauptstadt der Kassiten im heutigen Irak
  • Pi-Ramesse, ehemalige Hauptstadt des Alten Ägyptens während des Neuen Reiches
  • Ḫattuša, ehemalige Hauptstadt der Hethiter in der heutigen Türkei,
  • Tekirdağ in der heutigen Türkei
  • Sosòpol in Bulgarien an der Küste des Schwarzen Meeres
  • Pălatca (Rumänien)
  • Oberwilflingen (Deutschland)
  • Sète (Südfrankreich)
  • Cannatello (Süditalien bzw. Sizilien)
  • Thapsos (Sizilien)

Im Schiff von Uluburun, einem Wrack – welches man vor der Südwestküste der Türkei im Jahr 1982 entdeckte und welches im 14. Jahrhundert v. Chr. sank, konnte man mykenische Keramik und Ochsenhautbarren aus Rohkupfer sicherstellen. Im Nildelta fand man ebenfalls Kupferplatten. Durch die Analyse von Blei-Isotopen lässt sich der Ursprungsort dieser Metallplatten ausfindig machen. Die Analyse ergab Apliki, eine Kupferbergbauregion im Nordwesten Zyperns, welche im 14. Jahrhundert v. Christus genutzt wurde.

Zusammenfassung

  • Die Bronzezeit (ab 1500 v.Chr.) im Mittelmeerraum war geprägt von einer zunehmenden Bevölkerungsdichte in küstennahen Ballungsgebieten.
  • Von Mykene und Phönizien ausgehend, setzte eine Kolonisierung in Nordafrika, in Südeuropa, auf der Iberischen Halbinsel, den Inseln im Mittelmeer und den Schwarzmeerraum ein.
  • Die Mykener begannen ab 1500 v.Chr. damit, neue Kolonien zu erschließen. Die Phönizier folgten ab 1000. v.Chr.
  • Ochsenhautbarren aus Kupfer oder Bronze galten als verbreitetes Zahlungsmittel während der Bronzezeit. Diverse Funde im Mittelmeerraum geben Aufschluss über die Handelbeziehungen zwischen den Kolonien.

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