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Die 8 Biotoptypen und 5 Lebensraumtypen im Überblick


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Unter einem Biotoptyp werden gleichartige Biotope zusammengefasst. Dies wird gemacht, um kleinste Landschaftseinheiten bilden zu können – welche man dann unter Naturschutz stellen kann. Der Naturschutz dient dem Artenschutz und dem Erhalt der Biodiversität. Somit sind Biotopschutz, Biotopvielfalt und der Schutz bedrohter Flora und Fauna untrennbar miteinander verbunden. Und schützenswerte Biotoptypen werden als FFH-Lebensraumtypen bezeichnet. Die Abkürzung FFH steht für Flora-Fauna-Habitat, einem Begriff – welcher durch eine Naturschutz-Richtlinie der Europäischen Union festgeschrieben wurde.

Was sind Biotoptypen: Definition, Merkmale und Bedeutung

Die Vegetation in einem Gebiet ist das Hauptmerkmal, um Biotope voneinander abzugrenzen und gleichartige Biotoptypen festzulegen. Die ansässigen Pflanzengesellschaften lassen auf eine gemeinsame oder ähnliche Vegetationsgeschichte schließen, in der gleichartige Lebensbedingungen herrschten.

So fließen in die Typisierung indirekt auch die Umweltbedingungen ein, welche in einem Biotop vorherrschen bzw. anzutreffen waren. Denn diese bilden die Grundlage für das Aufkommen ganz bestimmter Pflanzen. Man unterscheidet zwischen abiotischen, biotischen und künstlichen Umweltfaktoren.

Zu den abiotische Umweltfaktoren gehören alle nicht lebenden Umweltbedingungen, wie Temperatur, Wasser, Salzgehalt usw. – welche den Erdboden, die Atmosphäre und somit auch die Vegetation eines Biotops prägen. Die biotischen Umweltbedingungen sind alle lebende Voraussetzungen – wie Bakterien, Tierwelt, Pilze usw. – welche zur Pflanzengesellschaft führten oder heute noch Einfluss auf die Vegetation ausüben. Unnatürliche bzw. künstliche Umweltfaktoren sind menschengemachte Bedingungen, wie Straßenbau oder Wasserwege, welche ebenfalls Einfluss auf die Vegetation im Biotop haben.

Wer legt die Einteilung der Biotope fest

Die Biotopkartierung ist eine Erfassung von Lebensräumen in einem bestimmten Areal. Diese Aufnahme wird gemacht, um deren Bedeutung für die Gesamtnatur bzw. den Naturhaushalt zu bestimmen.

Warum ist das wichtig?
Existieren in einem großflächigen Gebiet nur Wälder, keine Flüsse oder Seen, ist die Landschaft nur durch einen Biotoptypen geprägt. Vielleicht existierten Gewässer in der Vergangenheit, sind aber durch Erderwärmung und Klimawandel verschwunden. Dies bedeutet, dass nur noch Regenwasser für die Bewässerung des Waldes zur Verfügung steht – welches allerdings durch die Verdunstung von Grundwasser, Flusswasser oder einem anderen Gewässer entstehen muss. Der Biotoptyp eines Fließ– oder Stillgewässers wird für diese Region bedeutend werden.

Besondere Aufmerksamkeit bei der Biotoptypenkartierung genießen die besonders bedrohte Lebensräume. Diese werden aufgenommen, in einem bestimmten Maßstab in Landkarten gezeichnet und somit gekennzeichnet. Die Kartierung erfolgt durch Feldkartierung am Boden oder durch Luftbildaufnahmen vom Flugzeug aus oder durch Drohnen. Laut den Landesnaturschutzgesetzen sind vielseitige Biotoptypen schützenswerter als einseitige, da die Vielseitigkeit sich als bewährte Strategie der Natur herausstellte. Biodiversität besteht demnach auch in der Biotopvielfalt.

Letztlich dient die Einteilung nach Lebensräumen und Biotopen dem Artenschutz. Bedrohte Zielarten müssen ein geeignetes Habitat bewohnen können, um zu überleben. Dies gilt es zu schützen und somit die Zielart vor dem Aussterben zu bewahren. Die Maßnahmen des Biotopschutzes müssen auf die Zielart angepasst sein, so dass die Mittel nicht verschwendet werden oder sogar im Zielkonflikt mit anderen Maßnahmen stehen. Das Biotop zu kennen, welches man schützt und dann biotopspezifische Maßnahmen zu entwerfen, ist die Basis dieser Arbeit.

Biotopschutz ist Naturschutz und im Bundesnaturschutzgesetz geregelt. Die einzelnen Bundesländer haben spezifische Landesnaturschutzgesetze, welche auf die Gegebenheiten der Landschaften und Biotope im Land angepasst sind. Biotope zu erhalten ist somit Bundesangelegenheit, Ländersache und zugleich eine Errungenschaft der Europäischen Union, welche die Maßstäbe mit der FFH-Richtlinie gesetzt hat. Die Einteilung der Biotoptypen erfolgte durch die FFH-Richtline.

Was sind Lebensraumtypen

Der Lebensraumtyp ist ein besonders geschütztes Biotop. Die FFH-Richtlinie definiert die Lebensräume als natürlich entstandene Gebiete, welche vom Verschwinden bedroht sind, aufgrund des Verschwindens nur noch ein geringes Verbreitungsgebiet haben und mindestens ein biogeografisches Merkmal aufweisen. Die biogeografischen Merkmale sind: alpine, atlantische, kontinentale, makaronesische und mediterrane.

Alpine Lebensräume

Alpin ist eine Höhenstufe im Gebirge, wodurch sich eine Vegetationsstufe für diese Höhe ergibt. Die Alpine Höhenstufe beginnt oberhalb der Baumgrenze und erstreckt sich bis zur klimatischen Schneegrenze. Hier sind Krummholz-, Zwergstrauch-, Matten- und Polsterpflanzengesellschaften anzutreffen.

Atlantische Lebensräume

Atlantisch ist ein Adjektiv, welches in Europa genutzt wird, um den Einfluss des Atlantiks auf Klima und Landschaft zu beschreiben. Außerhalb Europas wird das Adjektiv maritim dafür verwendet. Atlantische Lebensräume sind vom Meer geprägt. Es handelt sich um Küsten, Dünen, Salzwiesen, Brackwassergebiete usw.

Unter atlantischem Klima versteht man ein Klima an den Küsten des Atlantiks, welches nur wenig Temperaturschwankungen im Jahresverlauf aufweist und gegenüber dem Kontinentalklima eine höhere Luftfeuchtigkeit hat. Europäische Staaten am Atlantik sind Island, Portugal, Spanien, Großbritannien und Irland. Weitere Staaten, wie bspw. Deutschland, Schweden, Dänemark liegen an den Nebenmeeren des Atlantiks – der Nord– und Ostsee.

Auch das Europäische Nordmeer, welches eine Verbindung zum Arktischen Ozean innehat, ist ein Randmeer des Atlantiks. Das Klima an den Küsten Norwegens wird mitunter ebenfalls als atlantisch beschrieben. Die Küstengebiete Norwegens sind geprägt durch Fjorde, Schären und Buchten.

Kontinentale Lebensräume

Kontinental ist ein Adjektiv, welches die Landschaft, Vegetation und das Klima im Inneren eines Kontinents beschreibt. Innerhalb der Klimatologie verwendet man auch Begriffe wie Binnenklima oder Landklima. Gegenüber dem atlantischen Klima ist das Kontinentalklima durchaus abwechslungsreicher und unterliegt größeren Temperaturschwankungen im Jahresverlauf. Die Gründe dafür sind eine schnellere Erwärmung und Abkühlung der Landmassen, gegenüber den Wassermassen. Dies wirkt sich auf die Vegetation und auf die Beschaffenheit der Lebensräume aus.

Makaronesische Lebensräume

Makaronesien ist ein Inselgebiet westlich von Afrika, welches zu Spanien und Portugal gehört. Zu diesen Inseln gehören die Azoren, die Kanaren, Madeira, Sebaldinen und Kapverden. Innerhalb der Europäischen Union wurde diesen Gebieten ein eigener biogeographischer Typus zugeordnet. Unter makaronesischer Landschaft oder Lebensraum versteht man die Immergrünen Wälder (Laurisilva), Wüsten, Halbwüsten und das Hochland dieser Gebiete. Der Anteil von Endemiten, also Tieren und Pflanzen, welche nur in diesem Gebiet vorkommen – ist verhältnismäßig hoch.

Mediterrane Lebensräume

Mediterran beschreibt das Klima, die Landschaft und den Lebensraum im Mittelmeerraum. Ähnlich wie beim Atlantik wird auch das Klima Südeuropas durch das Mittelmeer geprägt. Unter Mittelmeerklima versteht man ein warmgemäßigtes Klima mit heißen Sommern, milden Wintern und mit sehr vielen Sonnenstunden im ganzen Jahr. Dieses Klima wirkt sich auf die Pflanzengesellschaften im Mittelmeerraum aus.

Vom Lebensraumtyp zum Biotoptyp

Die Einteilung der verschiedenartigen Lebensräume ist größtenteils klimaabhängig, da Klima als ein abiotischer Umweltfaktor den Lebensraum gestaltet und die Vegetation bestimmt. Da die Pflanzenwelt einer Region das erste Glied einer Nahrungskette bildet, ziehen die Pflanzen ganz bestimmte pflanzenfressende Tiere an. Die Pflanzenfresser ziehen Fleischfresser an, weshalb man sagen kann, dass die Beschaffenheit der Pflanzenwelt über die Tierwelt bestimmt.

Die Einteilung in verschiedene Biotoptypen wird von der ansässigen Vegetation bestimmt. Dadurch wird die Lebensraumaufteilung – welche über das Klima erfolgte – besser präzisiert. Außerdem legt die Einteilung nach Biotoptypen fest, welche Lebensräume als besonders schützenwert betrachtet werden.

Aber….
Der Unterschied zwischen Lebensraum und Biotop besteht nur aufgrund des Naturschutzes. So wird aus einem Lebensraumtyp ein schützenswertes Biotop. Und um die Maßnahmen und Wichtigkeit der Schutzmaßnahmen besser einordnen und klassifizieren zu können, teilt man die Lebensräume in Biotoptypen ein. Ein ökologischer Unterschied zwischen beiden Begriffen besteht nicht.

Letztlich dient die Einteilung der Biotop- und Lebensraumtypen dem Biotopschutz, um Maßnahmen lebensraum- bzw. biotopabhängig abzustimmen. Der Biotopschutz ist eine Komplementärstrategie des Artenschutzes. Es gilt also bedrohte Tier– und Pflanzenarten zu bestimmen, deren Biotop zu schützen und die Spezies somit vor dem Aussterben zu bewahren. Dazu wurden in den Anhängen II, IV und V der FFH-Richtlinie bedrohte Zielarten bestimmt und deren Territorium als Schutzgebiet ausgewiesen.

Welche Biotoptypen und Lebensraumtypen gibt es

Sehr ähnliche Biotoptypen lassen sich zu einer Biotopklasse zusammenfassen. Für den Naturschutz ist dies sehr praktisch, da sich so geeignetere Maßnahmen übertragen und ableiten lassen.

Lassen sich in einem Gebiet Kombinationen aus Pflanzengesellschaften und Umweltfaktoren aus verschiedenartigen Biotoptypen feststellen – wird so ein Areal als Biotopkomplex bezeichnet. Solche Bedingungen findet man häufig in Übergangszonen zwischen einem Biotoptyp zum anderen vor. Diese Biotoptypkontaktzonen sind für Naturschützer und Ökologen von besonderem Wert, da deren Erhalt oder auch Verfall einen großen Einfluss auf alle angrenzenden Biotoptypen hat.

Die FFH-Richtlinie unterscheidet 9 verschiedene Lebensraumtypen, welche es zu schützen gilt. Da jeder FFH-Lebensraum immer ein Biotop ist, kann die Unterscheidung eins zu eins übernommen werden. Und da die FFH-Richtlinie eine EU-Richtlinie ist, werden auch nur Standorte innerhalb der EU klassifiziert. Folgend sind die 9 Biotoptypen und einige Beispiele zu Untertypen erwähnt. Insgesamt existieren zu den 9 Biotoptypen circa 600 Untertypen, davon 300 in Mitteleuropa und 37 in Deutschland.

Salzlebensräume für Halophyten (Salzpflanzen)

Vegetationsgemeinschaften von Halophyten finden sich an den Küsten der Meere, im Meer, auf Salzwiesen, an Riffen, im Watt, auf Sandbänken, Lagunen, an den Felsküsten der Meere, in Salzsümpfen oder in Gebieten mit Schlickgräsern.

Dünen an Meeresküsten und Binnenland

Bei den Dünen unterscheidet man ebenfalls anhand der Vegetation nach Primärdünen, Weißdünen, Graudünen, entkalkte Dünen, Dünen mit Sanddornvegetation, bewaldete Dünen oder Dünentäler. Da aufgrund unterschiedlichen Klimas sich auch die Pflanzenwelt der Dünen ändert, unterscheidet man weiter nach Dünen am Mittelmeer, Atlantik, Nordsee und Ostsee. Einige Heidelandschaften, wie die Sandheide und Gebiete mit Besenheide, sind ebenfalls Vegetations- bzw. Biotoptypen der Dünengebiete.

Süßwasserlebensräume

Die Süßwasserlebensräume lassen sich grob in Still– und Fließgewässer unterteilen. Doch die Biotoptypeneinteilung nimmt auch hier eine Präzision vor, indem die Vegetation herangezogen wird und verschiedene Untertypen festgemacht werden: z.B. Stehende Gewässer, nährstoffarme Seen und Teiche, nährstoffarme Flüsse der Sandebenen, kalkhaltige Flüsse, Alpine Flüsse oder mediterrane Flüsse.

Heide und Buschvegetation

Die Heidelandschaft wird allgemein als ein Lebensraum mit Zwergsträuchern beschrieben. Da allerdings verschiedenartige Zwergsträucher auftreten, können auch verschiedene Untertypen dieses Biotoptypen festgemacht werden. So gibt es Feuchtheiden, Trockenheiden, Buschvegetation mit Bergkiefer oder Alpenrosen. Es gibt subarktische Buschlandschaften, wie die Strauchtundra in Norwegen und Finnland, oder die subkontinentale Heiden, wie die Garchinger Heide in Bayern und mediterrane Buschvegetation in Südeuropa.

Hartlaubvegetation

Das Hartlaubbuschland wird ebenfalls in verschiedene Unter-Biotoptypen aufgeteilt. Einige Pflanzenarten dienen dabei als Standortpflanze, wonach sich der Biotoptyp festmacht. So gelten felsige Abhänge mit Buchsbäumen als ein Untertyp, genauso wie Kalkheiden mit Wacholder, Lorbeerwälder oder Phrygane – das immergrüne Buschland im nordöstlichen Mittelmeerraum.

Natürliches Grünland

Wiesen und Weidelandschaften sind keine Naturlandschaften, sondern wurden von Landwirten angelegt, um die Nutztiere zu versorgen. Durch Verträge können diese dennoch als Biotop gekennzeichnet werden, unter Naturschutz stehen und werden vom Landwirt kostenpflichtig gepflegt. Dies nennt sich Biotopschutz mit Vertragsschutz. Das Gegenstück dazu ist der Prozessschutz, bei dem auf die natürliche Entfaltung des Biotops gesetzt wird anstelle von Pflegemaßnahmen. Natürliche Graslandschaften sind bspw. Kalktrockenrasen, Schwermetallrasen oder Borstgrasrasen. Unter Naturschutz stehen auch bewaldete Eichenhaine in Niederösterreich, Stuttgart und das Brunner Eichenhain bei Nürnberg. Auch Hutewälder, Auenwiesen und Berg-Mähwiesen sind Grünland-Biotope.

Moore

Moore sind dauerhaft feuchte Gebiete. Man unterscheidet grob zwischen Niedermoor, Zwischenmoor und Hochmoor. Die Niedermoore werden auch als Reichmoore bezeichnet, da der Boden sehr nährstoffreich ist. Hochmoore sind dauerhaft von Regenwasser getränkt und deshalb kommt es zur Ausbildung von saurem Boden und einem nährstoffarmen Erdreich. Die Torfmoore sind Feuchtgebiete in der borealen Ökozone. Diese Moortypen sind im Norden Europas, in Skandinavien, anzutreffen. Je nach Bodenbeschaffenheit sind die nördlichsten Moore dann Aapamoore oder Palsa mit Permafrostböden.

Wälder

Wälder unterscheidet man ebenfalls nach ihrer Vegetation in Laub-, Misch– und Nadelwälder. Die FFH-Richtlinie unterteilt allerdings weiter nach Borealen Wäldern, wie der Taiga, Wäldern mit Epiphyten, Moorbirken, Waldweiden oder Bruchwäldern in Nordeuropa.

Im Flachland von Mitteleuropa gilt die Buche als heimische Baumart, welche man vermehrt fördert. Denn Buchenwälder existieren nur noch selten und mussten Mischwäldern – in denen die ertragreicheren Nadelbäume gepflanzt worden sind – weichen. Wälder mit Laubbäumen sind generell schützenswert, da die Tiefwurzler einen höheren ökologischen Wert haben als flachwurzelnde Nadelbäume.

In der Vergangenheit pflanzte man in der Forstwirtschaft die schneller wachsenden Nadelbäume auch im Flachland, da man mit diesen einen höheren ökonomischen Nutzen erzielen konnte. Heute findet allerdings ein Umdenken in Europa statt und man pflanzt wieder mehr Laubbäume zwischen. Misch- oder gar Laubwälder mit Eichen stellen einen schützenswerten Biotoptyp dar, genauso wie die Eibenwälder der britischen Inseln. Die mitteleuropäischen Nadelwälder wachsen, auf natürliche Weise, noch im Gebirge und den Hochlanden.

Im Mittelmeerraum sind Johannisbrotbäume, Zypressen, Dattelpalmen, Ölbäume und Korkeichen ebenfalls weit verbreitet und bilden jeweils ein Biotop laut FFH-Richtlinie. Weitere Waldtypen dieses Gebietes sind Laurisilva oder Galeriewälder.

Rote Liste der Biotop- und Lebensraumtypen

Die Rote Liste der Biotoptypen ist ein Verzeichnis, in welchem die besonders stark bedrohten Lebensräume aufgenommen werden.


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