13 Merkmale von Hochkulturen und ihre Bedeutung an Beispielen erklärt
Eine Kultur wird im Allgemeinen dann als Hochkultur bezeichnet, wenn sie in allen gesellschaftlichen Bereichen herausragende Errungenschaften hervorgebracht hat. Wenn die nachfolgenden Merkmale auf eine bestimmte Gesellschaft zutreffen, ist von einer Hochkultur die Rede:
- eine komplexe gesellschaftliche Hierarchie mit einem Herrscher an der Spitze
- ein organisiertes Verwaltungs-, Regierungs- und Rechtssystem
- ein organisiertes Militärwesen
- eine differenzierte Religion
- eine Entwicklung von Wissenschaften
- Schrift, ein Bildungssystem und Literatur
- eine entwickelte Technologie
- eine entwickelte Landwirtschaft
- eine Arbeitsteilung und spezialisierte Berufe
- Kunst und Architektur mit Monumentalbauten
- Städte, Handel und eine Infrastruktur
- ein einheitliches Kalendersystem
- zeitlichen Anfang und Ende
Es besteht Einigkeit darüber, welche Merkmale eine Hochkultur definieren. Fehlen diese, handelt es sich nicht um eine Hochkultur. Ausnahmen bestätigen aber die Regel: Das Inka-Reich hatte keine Schrift im eigentlichen Sinne. Dennoch war es eine Hochkultur erster Güte.
Es erlebte seinen absoluten Höhepunkt innerhalb von etwa einhundert Jahren, zwischen ca. 1410 bis zum 16. November 1532. An diesem Tag besiegten die Spanier unter Francisco Pizarro den letzten Inka-Herrscher Atahualpa.
Die Inka entwickelten keine Schriftzeichen, sondern eine Knotenschrift, Khipu genannt. Verschiedenartige Knoten an verschiedenfarbigen Schnüren aus unterschiedlichen Materialien dienten zur Kommunikation – zur Dokumentation und zur Nachrichtenübermittlung.
Inhalt
- 1 Welche Hochkulturen gab es
- 2 Wie entstehen Hochkulturen?
- 3 Arten von Hochkulturen
- 4 Gründe für den Untergang von Hochkulturen
- 5 Warum sind das römische Reich und das antike Griechenland keine Hochkultur?
- 6 Herrscherdynastien der Hochkulturen
- 7 Regierungs-, Verwaltungs- und Rechtssystem in Hochkulturen
- 8 Militärwesen in Hochkulturen
- 9 differenzierte Religion in Hochkulturen
- 10 Entwicklung von Schriften in Hochkulturen
- 11 Entwicklung von Wissenschaft und Technik in Hochkulturen
Welche Hochkulturen gab es
Bevor die 13 Merkmale der Hochkulturen an Beispielen erläutert werden, ist hier ein Überblick über die Hochkulturen in Afrika, Asien, Amerika und Europa.
Hochkultur | Zeitraum | Region |
Khmer | 4200 v.Chr. – 15. Jahrhundert n. Chr. | Südostasien |
Altes Ägypten | 4000 v.Chr. – 395 n.Chr. | Nordafrika |
Sumerer | 4000 v.Chr. – 2000 v.Chr. | Vorderasien |
Elam | 3000 v.Chr. – 640 v.Chr. | Vorderasien |
Caral | 3000 v.Chr. – 2500 v.Chr. | Südamerika |
Maya | 3000 v.Chr. – 900 n.Chr. | Mittelamerika |
Stadtstaat Ebla | 3. und 2. Jahrtausend v.Chr. | Vorderasien |
Stadtstaat Mari | 2900 v.Chr. – 1759 v.Chr. | Vorderasien |
Indus | 2800 v.Chr. – 1800 v.Chr. | Indische Subkontinent |
Minoer | circa 2600 v.Chr. – 1450 v.Chr. | Insel Kreta im Mittelmeer |
Akkad | 2400 v.Chr. – 2300 v.Chr. | Vorderasien |
Oxus-Kultur | 2200 v.Chr. – 1700 v.Chr. | Zentralasien |
Erlitou-Kultur | 2000 v.Chr. – 1500 v.Chr. | China |
Babylonien | 1894 v.Chr. bis 484 v.Chr. | Vorderasien |
Assyrische Reich | 1800 v.Chr. – 609 v.Chr. | Vorderasien |
Hethiter | circa 1600 v.Chr. – 1200 v.Chr. | Mittelmeerraum, Südosteuropa, Naher Osten |
Mykener | 1600/1550 v.Chr. – etwa 1075 v.Chr. | Südeuropa, Mittelmeerraum |
Olmeken | 1500 v.Chr. – 400 v.Chr. | Mittelamerika |
Tiwanaku | 1000 v.Chr. – 1000 n.Chr. | Südamerika |
Phönizier | 1 . Jahrtausend v.Chr. – 332 v.Chr. | Mittelmeerraum, Levante |
Chavin-Kultur | 850 v.Chr. – 200 v.Chr. | Südamerika |
Karthago (Punier) | 825 v.Chr. – 146 v.Chr. | Nordafrika (Tunesien) |
Etrusker | 800 v.Chr. – 90 v.Chr. | Nord- und Mittelitalien |
Meder | 768 v.Chr. – 550 v.Chr. | Vorderasien |
Perserreich | 550 v.Chr. – 651 n.Chr. | Asien, Europa |
Moche | 1. Jahrhundert – 8. Jahrhundert | Südamerika |
aksumitische Reich | 1. – 10. Jahrhundert n.Chr. | Nordostafrika, Vorderasien |
Teotihuacán | 100 – 650 n.Chr. | Mittelamerika |
Kök-Türken | 552 n.Chr -742 n.Chr. | Zentralasien |
Wari | 600 n.Chr. – 1100 n.Chr. | Südamerika |
Tolteken | 800 – 1200 | Mittelamerika |
Chimú-Kultur | 1250 – 1470 | Südamerika |
Inka | 1200 – 1550 | Südamerika |
Azteken | 1350 – 1550 | Mittelamerika |
Wie entstehen Hochkulturen?
Eine Hochkultur kann sich nur dann entwickeln, wenn es einen mächtigen Anführer gibt, der sich einen Herrschaftsbereich aneignet und ihn erfolgreich in die Zukunft führt. Seine Herrschaft legt die Grundlagen für all die Merkmale, die später eine Hochkultur ausmachen. Dass es sich dabei um den Herrschaftsanspruch einer mächtigen Elite handelt, ist klar.
Ein Herrscher ist von seiner Familie und von treuen Gefolgsleuten umgeben, die bestimmte Aufgaben innerhalb seiner Herrschaft übernehmen: Sie leiten die Verwaltung, leiten Bauprojekte, kümmern sich um die Eintreibung der Steuern und organisieren die Armee. Über allem steht der Herrscher. Wenn es schlecht für ihn läuft, wird er von seinen eigenen Leuten ermordet und ersetzt.
Der Herrscher, seine Angehörigen und engsten Vertrauten nehmen von Anfang an bestimmte Vorrechte in Anspruch. Diese Privilegien werden den Nachkommen vererbt. Es entstehen konkurrierende adlige Linien, die immer wieder um die Macht kämpfen.
Arten von Hochkulturen
Allerdings gibt es völlig unterschiedliche Arten von Hochkulturen. Viele waren sogenannte hydraulische Kulturen, die sich entlang eines großen Flusses entwickelten. Dies war im alten Ägypten der Fall, als die Bewohner sich am Nil (ca. 4000 v.Chr. ) ansiedelten. Der altägyptische Name des Reiches lautete „Kemet“, was „schwarzer Schlamm“ bedeutet und auf das Flussufer hindeutet.
Die Hochkultur der Sumerer siedelte ab circa 11.000 v. Chr. in Mesopotamien. Diese erste Hochkultur der Menschheitsgeschichte entstand an den Flüssen Euphrat und Tigris, im heutigen Pakistan. Von dort aus siedelten die Menschen weiter zum Indus oder in China zum Gelben Fluss. Flüsse dienten diesen hydraulischen Hochkulturen nicht nur zur Bewässerung für die Landwirtschaft, sondern auch als Verkehrsadern und Transportwege für Baumaterial, Nahrungsmittel oder Nachrichten.
Es gab aber auch Hochkulturen, die keinen speziellen Fluss als Lebensgrundlage hatten. Sie dehnten sich über riesige Gebiete und verschiedene Landschaften aus, über Wüsten, Gebirge und auch Regenwälder. Diese Form der Hochkultur (ohne Fluss) war das Inka-Reich im Westen Südamerikas, die minoische Kultur auf Kreta, die Maya oder auch die Azteken in Mittelamerika. Hochkulturen können überall entstehen, wo die Bedingungen dafür geeignet sind.
Gründe für den Untergang von Hochkulturen
Der Aufstieg einer Gesellschaft zur Hochkultur beginnt mit dem Machtstreben eines Anführers und seiner Unterstützer. Auch der Untergang einer Hochkultur hängt von ihrem Herrscher ab. Wenn es zu einem Machtverlust des Anführers und dadurch bedingt zu einem Kontrollverlust über die Institutionen und über die Untertanen kommt, ist das der Anfang vom Ende.
Immer steht am Ende einer hochkulturellen Epoche der Sieg über den Herrscher. Zumeist handelt es sich bei den Bezwingern um ausländische Siegermächte. Es können aber auch ehemalige Vasallen oder inländische Oppositionelle sein, die durch Aufstände und Kriege die Macht des Herrschers brechen und dadurch einen kulturellen Niedergang einleiten.
Das Ende des altägyptischen Reiches wurde durch den Sieg der Römer über die Ägypter und dem anschließenden Freitod von Kleopatra besiegelt. Auch der Niedergang der Maya begann mit einer Eroberung nach einer verlorenen Schlacht, bei der das mächtige Calakmul besiegt und der Herrscher gefangengenommen wurde.
Das Reich der Inka in Südamerika und das Reich der Azteken in Mexiko endeten mit ihrer Eroberung durch die Spanier und der Ermordung ihrer Könige. Alle mesopotamischen, vorderasiatischen und kleinasiatischen Hochkulturen endeten mit verlorenen Schlachten, von Sumer und Akkad über Babylon und Assyrien bis zum Hethiter– und dem Perserreich.
Umweltbedingte Gründe, die zum Niedergang einer Hochkultur beitrugen, können nicht ausgeschlossen werden. Dazu zählen die Überbeanspruchung der landwirtschaftlich genutzten Böden, der Raubbau an den natürlichen Ressourcen und Naturkatastrophen wie Überschwemmungen oder Dürren, die Hungersnöte und eine Entvölkerung zur Folge hatten.
Dennoch standen am Ende solcher Krisen und Katastrophen verlorene Schlachten eines geschwächten Reiches gegen Gegner, die ihre Chance nutzten. Der Untergang kam entweder schnell oder zog sich Jahrzehnte hin. Aber aufzuhalten war er nicht. Das zeigt die Geschichte.
Warum sind das römische Reich und das antike Griechenland keine Hochkultur?
Es scheint absurd, dass weder von einer griechischen noch von einer römischen Hochkultur die Rede ist. Alle Merkmale einer Hochkultur treffen auf das Antike Griechenland und das Römische Reich zu. Dennoch ist keine Rede davon.
Woran liegt das?
Eine Antwort darauf ist vermutlich die Tatsache, dass „klassische“ Hochkulturen zeitlich abgeschlossen sind. Sie haben einen einigermaßen definierten Anfang und ein klares und deutliches Ende. Diese Feststellung sollte ebenfalls als ein Merkmal einer Hochkultur festgehalten werden.
Die griechische und römische Kulturen sind nicht abgeschlossen, sondern wirken noch heute. Die griechische Kultur ist in vielen Aspekten in der römischen aufgegangen. Die Philosophie, die Mythologie, die Kunst, die Architektur, alle bedeutenden kulturellen Errungenschaften der Griechen wurden von Rom übernommen und angepasst oder schlichtweg kopiert. Die römische Kultur, und damit auch die griechische, sind in Europa bis heute bedeutsam. Sie hat bis heute kein definiertes Ende. Wir leben noch mitten in einer Art römischen Spätzeit.
Die griechische und römische Kultur können erst dann als Hochkulturen bezeichnet werden, wenn wir uns zeitlich von ihnen distanziert haben. Das ist noch nicht geschehen und wird wohl noch eine sehr lange Zeit dauern. Wann das sein wird, kann niemand sagen. Irgendwann in der Zukunft wird von einer römischen Hochkultur gesprochen werden, aber dann sind wir schon lange ein Teil ihrer Geschichte.
Hochkulturen werden nicht entdeckt, während sie noch existieren, sondern erst, wenn es sie nicht mehr gibt. Es handelt sich um einen rückblickenden Prozess, wenn es um die Definition und Kategorisierung einer Kultur geht.
Herrscherdynastien der Hochkulturen
Die Sumerer, als eine der frühesten Hochkulturen, welche sich zwischen 4000 und 2000 v.Chr. in Vorderasien entwickelten, verfügten über ein ausgeprägtes Hierarchiesystem mit einem zentralen Herrscher an der Spitze.
Die Geschichtswissenschaft unterteilt die sumerischen Dynastien nach ihren Verwaltungssitzen. Als erste Hauptstadt des sumerischen Reiches wird Kisch genannt, deren Überreste circa 80 km südlich von Bagdad liegen. Dies war der Regierungssitz zwischen 2800 v.Chr. bis 2230 v.Chr., welchen die ersten fünf Dynastien nutzen. Laut der sumerischen Königsliste wurde Etana der Hirte zum ersten König der Sumer. Der bekannteste Sumerer-König war Gilgamesch, welcher in Uruk regierte und dessen Heldentaten im Gilgamesch-Epos festgehalten werden.
Im Reich Elam, welches zwischen 3000 und 640 v.Chr. ebenfalls in Vorderasien bestand – bildeten sich Dynastien in den Städten Awan und Šimaški, deren Überbleibsel im heutigen Westiran liegen. Der erste bekannte Herrscher von Awan war Pieli (circa 2500 v.Chr.) und der letzte war Kutik-Inšušinak, bevor Šimaški zur Hauptstadt wurde. Die Dynastie von Šimaški bestand zwischen 2030 v.Chr. und 1890 v.Chr. Sie endet mit Idattu-Napir. Die Folgedynastien sind bestimmt durch Fremdherrschaft und Rückeroberungen.
Das Reich von Akkad, welches zwischen 2400 und 2300 v.Chr. in Mesopotamien bestand – erlebte seine Blütezeit unter Naram-Sîn (2273 bis 2219 v. Chr.). Als Gründer des Reiches wird Sargon von Akkad genannt.
In vielen Hochkulturen stammten die ersten Könige direkt von den Göttern ab. So auch bei den Inkas, einer Hochkultur in Südamerika – welche zwischen 1200 und 1550 bestand. Als erster Herrscher wird Manco Cápac genannt, welcher als Sohn des Sonnengottes Inti zum Herrschen geboren wurde.
Zentrale Stadt der Inkas war Cusco im heutigen Peru, wobei sich das Herrschergeschlecht zuerst Sinchi (quechua, „Kriegsherr“) und erst ab 1350 Sapa Inka (einziger Inka) nannte. Die ersten Sinchi regierten in Unter-Cusco und die späteren Sapa-Inka in Ober-Cusco. Als letzter Inkaherrscher gilt Atahualpa, welcher am 26. Juli 1533 durch die spanischen Eroberer hingerichtet wurde. Fortan wurden Inkaherrscher durch die Spanier bestimmt und eingesetzt.
Babylonien mit Babylon als Hauptstadt war ein Reich, welches zwischen 1894 v.Chr. bis 484 v.Chr. in Vorderasien bestand. Mesopotamien ist eine historische Region zwischen Euphrat und Tigris, welche sich heute auf den Staatsgebieten des Irak, der Türkei und Syriens erstreckt. In diesem Gebiet konkurrierten die Hochkulturen der Babylonier, Akkadier, Sumerer und Assyrer.
Gegründet wurde Babylonien durch Sumu-abum im Jahr 1894 v.Chr., welcher als erster König des Reiches gilt. Der sechste König war Hammurapi, welcher es verstand, die Nachbarreiche zu unterwerfen – so dass Babylonien zum dominanten Staat dieses Gebietes aufstieg. Er trug den Titel König von Sumer und Akkad.
Nach 10 Dynastien endet das Babylonische Reich mit Kronprinz Belšazar (552-543 v.Chr.), als die Perser, unter Führung von Kyros II., das Reich eroberten. Nachfolgende Herrscher der 11. Dynastie waren lediglich von Persien eingesetzte Könige.
Regierungs-, Verwaltungs- und Rechtssystem in Hochkulturen
Die Stadt Teotihuacán ist heute eine prähistorische Ruinenmetropole, welche circa 45 km nordöstlich von Mexiko-City liegt und zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Die Hochkultur der Stadt Teotihuacán bestand zwischen 100 und 650 n.Chr., also während der Zeit der Mayas und bevor die Azteken kamen.
Anhand der Gebäude in der Stadt lässt sich eine gesellschaftliche Hierarchie ableiten. Denn neben Pyramiden stehen dort auch größere Wohnkomplexe, sogenannte Apartment-Compounds, welche je nach Stellung des Wohnenden näher an den Pyramiden sind oder außerhalb des Stadtkerns liegen. Die unterschiedliche Ausstattung der Compounds lässt ebenfalls Rückschlüsse auf eine gesellschaftliche Stufe schließen. Gemeinsamkeiten der Compounds sind ebenfalls ersichtlich, weshalb man annimmt, dass es 6 gesellschaftliche Hierarchie-Ebenen im Stadtstaat gab.
Die oberste Instanz in Teotihuacán bildeten der Zentralkönig oder Oligarchen. Beide Staatsformen sind möglich und die Forschung ist sich uneins. Darunter standen die Priester und Beamten. Diese waren für die Organisation der Stadt zuständig. Die mittlere Schicht, also Handwerker und Bauern, bildeten den Großteil der Stadtbevölkerung. Zur Unterschicht zählten Familien, welche in den Compounds nur einen oder zwei Räume hatten. Eine weitere Schicht könnten Reisende gewesen sein und deren Träger.
Das Reich der Hethiter (etwa 1600 v.Chr. – 1200 v.Chr.) glich einem Feudalsystem, an dessen Spitze ein Großkönig stand – welcher den Titel Labarna bzw. Tabarna trug. Ihm zur Seite stand die Großkönigin mit dem Titel einer Tawananna, welche ebenfalls selbstständig Verträge abschließen konnte. Großkönig und -königin waren zugleich oberster Priester und verloren diesen Titel auch nicht beim Tod des Gemahls bzw. der Gemahlin. Der Großkönig war zudem oberster Richter und Feldherr.
Da das Hethiter-Reich, in seiner größten Ausdehnung, fast das ganze Territorium südlich des Schwarzmeeres umfasste – waren mehrere Regierungsinstanzen nötig, um das Großreich zu regieren. So gab es Vasallenkönige unter dem Großkönig, welche einen persönlichen Eid leisten mussten. Der Eid wurde bei Abdankung oder Tod nicht auf den Nachfolger übertragen und musste stattdessen erneut gegeben werden.
Neben dem König gab es bei den Hethitern einen Senat, welcher als Panku bezeichnet wurde und der an Gesetzen und Verordnungen mitwirkte. Durch die Verfassung des Telipinu (1460 v.Chr.) wurde zudem erwirkt, dass sich der Senat über den Großkönig stellen könne. Der Panku hatte außerdem die Pflicht die Thronfolge zu überwachen, wodurch die Probleme bei Erbfolge behoben wurden.
Aus Kolonialquellen ist Einiges über das Regierungs- und Verwaltungssystem der Inka bekannt. An der Spitze stand der Sapa Inka (übersetzt: einzige Inka), welcher königliche Befugnisse hatte. Direkt unterstellt waren der Willaq Umu (übersetzt: erzählerische Priester), welcher ein Hohepriester der Sonne war. Der engste Vertraute des Sapa Inka war der Inkap Ranti, welche wahrscheinlich ähnliche Befugnisse wie ein Premierminister hatte. So war der Hohepriester wohlmöglich für religiöse Belange und der Inkap Ranti für wirtschaftliche und diplomatische Probleme zuständig.
Außerdem gab es bei den Inka einen Rat des Reiches, welcher aus 16 Adligen bestand, wobei 2 Ratsmitglieder aus Unter-Cusco, 2 aus Ober-Cusco, 4 aus Chinchaysuyu, 2 aus Cuntisuyu, 4 aus Collasuyu und 2 aus Antisuyu stammten. Dies entspricht einer heutigen Länderverteilung.
Die Inkas hatten ein System der Tributleistung zur Arbeit. Dieses nannte sich Mita, in welchem Arbeiter und Soldaten eingeteilt waren. Die Dienstleister wurden als Mitayuq bezeichnet, welche von einem Kuraka angeführt wurden. Kleinere Einheiten wurden durch Kamayuq geführt. Der Status des Kuraka und des Kamayuq wurde vererbt.
Die Azteken hatten eine Regierungsform, welche auf Tributzahlungen ausgerichtet war. Nun muss man wissen, dass das Aztekenreich kein einheitlich zusammenhängendes Reich war. Den Kern bildeten die drei Stadtstaaten Tenochtitlan, Texcoco und Tlacopan. So eroberten die Azteken zwar andere Ländereien, mischten sich aber nicht in die Belange des eroberten Bereichs ein, sondern forderten lediglich Tributzahlungen ein. Jeder Stadtstaat des aztekischen Dreibundes war eigenständig, jedoch hatte Tenochtitlan eine dominierende Stellung.
Innerhalb der Städte wurde ebenso verwaltet. Es gab unabhängige Bürger, welche als altepetl bezeichnet wurden und die als Dorfvorstehen bzw. Bürgermeister die Haushalte ihrer Provinz kontrollierten. Diese altepetl wurden von einem Sprecher (tlatoani) angeführt. Die Sprecher waren wiederum einem großen Sprecher (huey tlatoani) unterstellt, welcher mehrere Sprecher kontrollierte. Die Aufgabe dieser Instanzen war es, Tribute einzusammeln.
Die Staatsdiener, sei es die Sprecher oder die Großen Sprecher, waren – laut aztekischer Ideologie – göttlich bestimmt worden. Deshalb wurde dieser Titel vererbt. Und somit war diese Ordnung nicht nur eine Gesellschaftsordnung, sondern ein kosmisch religiöse – bestimmte das Weltbild, das Wertesystem und Rechtsempfinden der Azteken.
Im Gesetzbuch von Texcoco, welches unter Nezahualcoyotl eingeführt wurde, waren 80 Gesetze enthalten, nach welchem die Azteken ihr Recht ausübten. Bei Prozessen wurden gesellschaftliche Stände missachtet, so dass alle die gleiche Rechtsprechung erhielten. Die Gesetze forderten harte Strafen, welche öffentlich verhängt wurden – wodurch soziale Kontrolle verübt werden konnte.
Militärwesen in Hochkulturen
Das Militär einer Hochkultur diente vor allem dem Schutz und der Expansion. Durch Krieg und Militärwesen wurden vor allem die Mayas berühmt. Nun muss man sagen, dass das Maya-Reich – welches von Südmexiko mit der Halbinsel Yucatan, über das heutige Belize, Guatemala und den Norden El-Salvadors und Honduras reicht – ein Vielvölkerreich war. Die Mayas waren keine Nation, sondern ein Sprachenverbund – geeint durch verwandte Maya-Sprachen.
Innerhalb des Maya-Reiches gab es Stadtstaaten, welche allesamt außenpolitisch engagiert sein mussten. Denn im Reich herrschte eine permanente Konkurrenzsituation. Auch die Staats- und Regierungsformen der Mayas waren unterschiedlich. So gab es männliche Könige (Ajaw), einige weibliche, woanders regierten Aristokraten. Auch schlossen sich Städte zusammen, um Dominanz auf Nachbarn auszuüben. In der Liga von Mayapán sollen sich mehrere Maya-Städte, unter Führung der Stadt Mayapán, zusammengeschlossen haben.
Eins ist klar…
Die Maya führten permanent untereinander Kriege, wobei es immer um die Kontrolle von Handelsrouten oder tributpflichtigen Regionen ging. Bei vielen Maya-Städten gibt es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Kriegsführung und angrenzender Blütezeit. Die eroberten Gebiete wurden allerdings nicht besetzt oder kontrolliert. Stattdessen wurden Vasallenkönige eingesetzt, welche einen Tribut leisten sollten. Bei Kriegshandlungen und späteren Tributleistungen kam es auch immer zu Versklavungen der Bevölkerung.
Letztlich führte die Knechtschaft, spätestens beim Antritt, eines neuen Königs zu einem neuen Krieg, weshalb sich Kriege durch die gesamte Maya-Geschichte ziehen. Da der Untergang der Mayas nicht eindeutig geklärt ist, existiert auch die These darüber – dass die rivalisierenden Mayas sich selbst vernichteten.
differenzierte Religion in Hochkulturen
Im Altertum waren die meisten Religionen polytheistisch, beruhten also auf einem Glaubenssystem mit mehreren Göttern. Typisch für den Polytheismus ist, dass jeder Gott eine bestimmte Stellung – innerhalb des Pantheons – einnimmt, sowie Beziehungen zu anderen Göttern unterhält.
Ursprünglich wurden die Götter mit bestimmten Naturereignissen in Verbindung gebracht, weshalb es Regengötter, Sonnengötter oder Meeresgötter gab. Mit Zunahme von Arbeitsteilung und Kultur wurden weitere Götter eingeführt, welche dann für Dichtkunst, Kriegsführung, Handwerk oder den Handel verantwortlich waren. Heute setzt man den Polytheismus mit Mythologie gleich.
Die differenzierten Götterbilder der Hochkulturen finden sich in Babylon, bei den Sumerern, den Assyrern, den Ägyptern, den Mayas und Azteken. In Mesopotamien entstand außerdem zwischen 1800- 600 v.Chr. die erste monotheistischen Glaubenswelt, welche als Zarathustrismus bezeichnet wird.
Der Prediger Zarathustra lebte vor der Zeitenwende, irgendwann im 1. und 2. Jahrtausend vor Christi, in Mesopotamien. In seiner Lehre spricht er vom jüngsten Gericht, von der Schöpfung und der Zweiteilung der Welt. Mittelpunkt dieser Religion ist der Gott Ahura Mazda – welcher als oberste Instanz den Himmel und die Erde erschaffen hat. Nebenwesen sind Engel, wie die Amschaspand.
Entwicklung von Schriften in Hochkulturen
Die Sumerer entwickelten die Keilschrift, welche als erste Schrift der Menschheit gilt. Die ältesten Schriftstücke wurden auf eine Zeit von 3350 v.Chr. datiert. Es handelte sich anfangs um eine Bilderschrift, wobei Keile in eine Tafel aus weichem Ton gedrückt worden, wodurch Bilder entstanden. Aus der Bilderschrift entwickelte sich eine Silbenschrift, später eine Konsonantenschrift mit klar definierten Schriftzeichen.
Durch die Erfindung der Schrift gelang es den Sumerern in der Menschheitsentwicklung aufzusteigen und die erste Hochkultur zu werden. Zwar existierten die Khmer und die Ägypter schon länger, hatten aber die Stufe zur Hochkultur – welche mit der Einführung der Schrift einhergeht – erst später erklommen. Die sumerische Keilschrift breitete sich in Mesopotamien aus und wurde von den Babyloniern, den Akkadern, den Hethitern, den Persern und den Assyrern übernommen.
Als Indusschrift bezeichnet man die Schrift der Indus-Kultur. Dieses Schriftsystem entwickelte sich ab 2550 v.Chr. – also circa 800 Jahre nach der Keilschrift – auf dem indischen Subkontinent. Die Indusschrift war bis zum Aufkommen der Brahmi-Schrift (circa 250 v.Chr.) das einzige Schriftsystems des indischen Subkontinents.
Über die Entwicklung der Schrift in Amerika gibt es immer wieder neue Erkenntnisse und Spekulationen. Bei Bauarbeiten im Jahr 1999 wurde ein beschrifteter Steinblock in der Nähe des Dorfes Cascajal entdeckt, welcher 62 Glyphen darstellt. Laut den Archäologen um Carmen Rodríguez Martínez und Ponciano Ortíz Ceballos handelt es sich dabei um ein Schriftblock der Olmeken, welcher auf 900 v.Chr. datiert wurde. Demnach hatten die Olmeken die früheste Schriftentwicklung in der Neuen Welt.
Oder doch nicht?
Denn nach der Jahrtausendwende wurde die Maya-Stätte San Bartolo in Guatemala freigelegt. Dort wurden Teile einer Maya-Schrift sichergestellt, welche man auf das 3. Jahrhundert v. Chr. zurückdatieren konnte. Später wurde die Datierung nochmals um einige Jahrhunderte korrigiert, wodurch das Datum ungefähr mit dem Datum des Olmekenfundes übereinstimmt. Ob die Mayas oder Olmeken die Schrift in die Neue Welt einführten, bleibt weiterhin nicht eindeutig geklärt.
Die Minoer, als erste Hochkultur Europas, entwickelten ein Schriftsystem – welches als Archanesschrift bezeichnet wird. Die Bezeichnung erfolgte – auf Grundlage der Fundstelle Archanes auf Kreta. Das Schriftsystem entwickelte sich wohlmöglich vor 2000 v.Chr.
Aus der Archanesschrift gingen die kretischen Hieroglyphen hervor, welche zwischen 2000 und 1500 v.Chr. hauptsächlich auf Kreta genutzt wurden. Aus den kretischen Hieroglyphen entwickelte sich dann die Linearschrift A, die auf zahlreichen Siegeln überliefert ist.
Aus der Linearschrift A leitet sich die Linearschrift B der Mykener ab, welche als Nachfolgekultur der Minoer entstanden. Die Linearschrift B ist eine Silbenschrift, welche zwischen dem 15. Jahrhundert v.Chr. und dem 12. Jahrhundert v.Chr. auf Kreta und Knossos gebraucht wurde.
Obwohl die Minoer und Mykener als Vorgängerkulturen des antiken Griechenlands gelten, stammt das griechische Alphabet von den Phöniziern. Die phönizische Schrift entwickelte sich ab dem 11. Jahrhundert v. Chr. im Mittelmeerraum. Aus ihr entwickelten sich zahlreiche Schriftsysteme, unter anderem das Griechische, das Aramäische, das Hebräische und das Semitische. Und letztlich sollte das Alte Testament der Bibel in Hebräisch und das Neue Testament in Koine (griechisch) geschrieben werden. Die phönizische bzw. aramäische Schrift verdrängte letztlich auch die Keilschrift der Sumerer.
Entwicklung von Wissenschaft und Technik in Hochkulturen
Die Entwicklung der Medizin ist in Mesopotamien vor allem durch die Sumerer, die Babylonier und Assyrer überliefert. König Hammurapi von Babylon erließ zwischen 1792 und 1750 v.Chr. zudem Gesetze, wie mit Arzneimitteln umzugehen und schuf somit eine rechtliche Grundlage für das Betätigungsfeld eines Arztes. Auch wurden Rituale, Beschwörungen und Ähnliches in Keilschrift verfasst, welche den Kranken als Therapien angeboten wurden.
Die Erfindung der Medizin stammt allerdings aus Ägypten, wo bereits 2600 v.Chr. chirurgische Messer aus Kupfer hergestellt wurden. Im Smith-Papyrus wurden die Feinheiten der Chirurgie ab 1700 v.Chr. festgehalten. Weitere medizinische Erkenntnisse sind im Papyrus Ebers aus dem 16. Jahrhundert v.Chr. enthalten.
Auch das Alte Testament der Bibel enthält Gesundheitsvorschriften – welche zwischen dem 8. und 3. Jahrhundert v.Chr. niedergeschrieben und später in den Bibelkanon aufgenommen wurden. So enthält das 3. Buch Mose einige Gesundheitsvorschriften, welche im Judentum immer noch befolgt werden.
Ursprünge der Mathematik sind ebenfalls in Babylon und Ägypten zu suchen, wo erste Stellenwertsysteme entstanden und die Grundrechenarten beherrscht wurden. Gerade die Ägypter waren bewandert in Geometrie, konnten die Flächeninhalte von Dreiecken, Vierecken und Trapezen berechnen, sich der Kreiszahl Pi annähern und Volumen eines Pyramidenstumpfes berechnen. Die Babylonische Mathematik kannte zudem Gleichungssysteme, den Satz des Pythagoras, Algorithmen zur Berechnung von Quadratwurzeln und linearer Gleichungssysteme.
Die Induskultur kannte das Dezimalsystem und war wohlmöglich die erste Kultur, welche Maßeinheiten, Gewichte und Skalen vereinheitlichte. Sie konnten Kupfer, Bronze, Zinn und Blei gießen und verarbeiten. Die Maßverhältnisse von gebrannten Ziegeln, welche heute noch im Verhältnis 1:2:4 hergestellt werden- stammten von der Induskultur.
Die Hethiter entwickelten als erstes eine Möglichkeit, um aus weichem Eisen einen härtbaren Stahl herzustellen. Dies gelang ihnen spätestens seit 1400 v.Chr., indem sie durch Verhüttung, anschließendem Verkohlen und Vergüten aus einfachem Eisenerz den harten Stahl gewannen. Aus diesem neuen Rohstoff schufen sie Werkzeuge und Waffen, was ihnen einen technologischen Vorteil verschaffte.
Tumbago, eine Legierung aus Kupfer und Gold, konnte bereits von der Muche-Kultur in Südamerika hergestellt werden. Zahlreiche Objekte konnten so mit Gold überzogen werden. Durch die massenhafte Vergoldung, welche später auch die Inkas und Azteken nutzen, entstand der Eindruck von Reichtum und Besitz. Als am Ende des 15. Jahrhunderts die Spanier und Portugiesen in die Neue Welt kamen, waren sie von den Besitztümern beeindruckt. Es entstand so eine Legende vom Goldenen Land, welches die spanischen Eroberer als Eldorado bezeichneten.
Die Chimú-Kultur, welche sich in Peru und Ecuador zwischen 1250 und 1470 etablierte, wurde von den Inka unterworfen. Doch während ihres 200-jährigen Bestehens errichtete die Chimu eine Weltstadt, namens Chan Chan, in der mehr als 100.000 Menschen lebten. Es war somit die größte Stadt auf dem südamerikanischen Kontinent.
Und diese hohe Bevölkerungszahl wollte mit Nahrung, Keramik und Wasser versorgt werden, weshalb Innovationen erforderlich wurden. Erstmal wurden zahlreiche Menschen als Arbeiter versklavt, um die reichlich gefüllten Erzlager und das Flussgold abzuschöpfen. Außerdem wurden Kanäle zur Wasserversorgung gebaut. Es entwickelten sich Berufsstände mit Spezialisierungen. Außerdem entstanden gesellschaftlich Hierarchien. Bei der Herstellung von Töpferwaren, Gold- und Metallartikeln entwickelten sie die Serienproduktion.